City Of God war der Film, der Südamerika wieder in den Fokus der Weltöffentlichkeit brachte. Sowohl filmtechnisch als auch politisch (natürlich nur bedingt). Gleiches versucht Regisseur Fernando Meirelles nun mit Afrika, oft als vergessener Kontinent bezeichnet. Es ist noch gar nicht lange her, da wurde dies schon einmal versucht. Leider war dann Hotel Ruanda, obwohl im Prinzip natürlich nobel im Ansinnen, auch nicht mehr als fast schon ordinäres Betroffenheitskino. Ganz so schlimm hat es Meirelles zwar nicht vergeigt. Trotzdem muß man von einer verpassten Chance sprechen.
Der angepasste Diplomat Justin Quayle (Ralph Fiennes) verliert seine Frau bei einem angeblichen Unfall in Kenya. Nach und nach entdeckt er, daß seine Frau den kriminellen Machenschaften eines Pharma Unternehmens auf der Spur war und fängt selbst damit an zu recherchieren.
Es scheint in Hollywood so etwas wie eine neue Strömung zu geben. Globalisierungskritisches Kino hatten wir schon öfter in letzter Zeit. Man denke nur mal z.B. an Syriana. Auf den ersten Blick natürlich zu begrüßen, muß man leider trotzdem feststellen, daß moralisch gute und richtige Beweggründe noch keinen guten Film machen. Wo Syriana mit seiner nüchternen, fast schon dokumentarischen Erzählweise zu überzeugen wußte, will Meirelles seine Zuschauer emotional packen und rütteln und erreicht mal eher das Gegenteil. Seltsam unberührt verlässt man dann das Lichtspielhaus nach den End Credits, wo man eigentlich noch voller Wut auf die Global Player der Pharma Industrie sein sollte. Trotz zum Teil wirklich wieder gelungener farbenfroher Bilder befindet man sich in der emotionalen Grauzone. Warum sich das so verhält? Nun, abseits von allem Schulterklopfen der Spiegel lesenden Möchtegernlinken haben wir es hier einfach mit einem stinknormalen, soliden aber keineswegs außergewöhnlichen Thriller zu tun. Hätte man eigentlich vorher wissen können, hätte man sich mal die Mühe gemacht den Author in Erfahrung zu bringen. Niemand anderes als der schon seit Jahrzenten als Bestsellerauthor agierende, angeblich in Diplomatenkreisen verkehrende John Le Carre.
Am ehesten zu überzeugen weiß dabei noch Rachel Weisz, die als aupfmüpfige Diplomatengattin zu gefallen weiß. Pete Postlehtwaite als Dr. Lorbeer macht auch vieles richtig, hat aber einfach zu wenig On Screen Zeit um den Film seinen Stempel aufdrücken zu können.
Wie schon erwähnt, wenn man die Wahl haben sollte, lieber Syriana anschauen. Ein Film der mit umgekehrten Mitteln daß erreicht, was Der Ewige Gärtner sich umsonst auf seine Fahnen geschrieben hat. Nämlich Tiefe und Originalität. Bleibt zu hoffen, daß Meirelles wieder etwas sorgfältiger in der Wahl seiner Projekte ist. Oder müssen wir uns jetzt etwa vor einer Ken Follet Verfilmung fürchten?
06/10