Es gibt Leute, die behaupten „Mars Attacks“ von Tim Burton wäre eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte. Angeblich ist es vollkommen unrealistisch, dass Marsmenschen in blinder Zerstörungswut die Erde vernichten wollen und nur von Countrymusik gestoppt werden können.
Dieselben Leute behaupten dann „Der ewige Gärtner“ wäre eine wunderbar sensible Charakterstudie über einen Diplomaten am Scheideweg.
Aber das ist vollkommener Blödsinn.
(Achtung in dieser Review befinden sich Spoiler – allerdings findet sich kein Wort über die Auflösung und Vieles ist in stark verallgemeinerter Form wiedergeben.)
"Mars Attacks" ist im Vergleich zum ewigen Gärtner eine sehr runde und logische Geschichte. „Mars Attacks“ macht sogar Spaß und führt uns eine Welt vor (wenn auch in einer Ausnahmesituation), in der Menschen so handeln, dass man sie wiedererkennt.
„Der ewige Gärtner“ zeigt hingegen eine Welt, wie man sie sich beim besten Willen nicht vorstellen kann. Das betrifft gar nicht mal so stark die wirtschaftskritische Story über eine böse Pharmafirma, die arme, arme schwarze Menschen in Kenia ausnutzt.
Viel absurder und dämlicher sind hier die Aussagen über die Beziehungen, die die Menschen im Film miteinander haben sollen.
Als erstes soll man glauben, dass ein Ehemann überhaupt nicht weiß, was seine Frau in einem fremden Land tut, obwohl der Ehemann ein ranghoher Diplomat ist. – Denn er hängt er nur bei seinen Pflanzen herum (ist das die Welt vor oder nach dem 11. September?).
Die Frau des Diplomaten (Botschafters!) bezichtigt dann auch noch den Gesundheitsminister des fremden Landes öffentlich der Korruption – nichts passiert!
Ständig hängt die Frau (die ihren Ehemann angeblich liebt) mit einem anderen Kerl herum, aber sie erzählt ihrem Ehemann nicht, dass der Kerl schwul ist ...
Die Frau vertraut ein wichtiges Geheimnis lieber einem schmierigen Nebenbuhler, als ihrem Ehemann an.
Der schmierige Nebenbuhler ist bereit seine eigene Ehefrau zu verlassen und mit der Frau seines Freundes ein neues Leben zu beginnen, obwohl die beiden noch nie zusammen im Bett waren (welch eine romantische Vorstellung, ähm).
Die Frau bringt ein totes Kind zur Welt, aber das scheint sie weniger zu beeindrucken, als ein neues Gericht auf Karte ihres Lieblingsrestaurants ...
Es gibt dann noch viel mehr andere Unstimmigkeiten und Absurditäten, beispielsweise findet der Ehemann ein schwarzes Kind wieder, obwohl er nur dessen Vornamen kennt und die Stadt riesengroß ist.
Aber es lohnt sich nicht, die ganzen Fehler aufzuzählen. Die Story ist ohnehin nur sehr schwach und erinnert überhaupt nicht an das logisch aufgebaute und spannende „City of Gods“ mit dem Regisseur Meirelles berühmt geworden ist.
Auch über die Hauptdarsteller kann man kein gutes Wort verlieren. Gruselig schlecht spielt vor allem Hauptdarsteller Ralph Fiennes. Er ist die ganze Zeit über ein langweiliger Gärtner. Und den spielt er so pflichtbewusst, dass man als Zuschauer nach 45 Minuten kaum glauben mag, dass hier ein Thriller gedreht wurde. Fiennes gelingt es jedenfalls, während der gesamten Zeit des Films, einen darstellerischen Wandel zu vermeiden. Eine echte Zumutung.
Das einzig Lobenswerte an dem Film sind einige musikalisch gut unterlegte Schnitte und ein paar schmutzige Bilder von Kenia. Aber ansonsten ist der Film so ziemlich das Langweiligste und Unglaubwürdigste, was in der letzten Zeit gedreht wurde.
Gerne wird behauptet, dass John Le Carré, der Autor der Vorlage, ein ehemaliger Geheimagent ist und sich besonders gut in diplomatischen Kreisen auskennt. Aber nach dem Film glaubt man nicht, dass er besonders viel davon versteht. Noch weniger glaubt man allerdings, dass John Le Carré überhaupt weiß, wie heterosexuelle Beziehungen (oder sogar Ehen) funktionieren.
Aber man muss sich diesen Blödsinn ja auch nicht angucken. Das Ende ist ohnehin nur ein noch größeres Ärgernis und schließlich der letzte Verrat ... aber lassen wir dass. Man kann sich stattdessen ja auch Mars Attacks angucken. Der macht Spaß und ist von vorne bis hinten stimmig. Jedenfalls sieht man da Menschen, die wie Menschen handeln (und man sieht sogar noch eine andere Spezies).
Fernando Meirelles hat jedenfalls mit dem ewigen Gärtner tief ins Klo gegriffen. Man kann nur hoffen, dass er mit seinem nächsten Stoff wieder eine Geschichte findet, die er auch erzählen will. Im ewigen Gärtner trösten jedenfalls noch nicht einmal seine Bilder über die beschissene Geschichte hinweg und Hauptdarsteller Ralph Fienes ist der langweiligste Typ seit der Melitta Mann von der Bildfläche verschwunden ist.