Review

Ganz klar, dieser Streifen wird bald in aller Munde sein, denn spätestens nach der diesjährigen Oscarverleihung steht das neue Werk von Fernando Meirelles im Mittelpunkt des Interesses.
Doch zu einem überzeugenden Streifen gehört neben einer gelungenen Bildsprache und brauchbaren Performances auch eine fesselnde Geschichte. – Diese habe ich über weite Strecken gänzlich vermisst.

Ralph Fiennes, der als der ewige Gärtner „von einer Welt träumt, in der es kein Unkraut gibt“
ist ein verdammt passiver Charakter, der es dem Zuschauer schwer macht, sein Handeln nachzuvollziehen. Mit Herzblut ist da eher Rachel Weisz bei der Sache, auch wenn die 1971 geborene Darstellerin beim besten Willen nicht mehr als 24-jährige durchgeht, wie die Geschichte uns glauben machen will. Und das Kennenlernen beider Figuren ist mal wieder so hollywoodtypisch, das einem direkt zu Beginn das erste Klischee präsentiert, von denen es im Verlauf noch ein paar mehr gibt (die bösen Deutschen, die offenbar nur Volksmusik im TV haben und die unumgängliche moralisierende und entlarvende Rede gegen Ende) .
Die blassen Charaktere sind auch ein Hauptgrund, warum die Story nie so richtig fesselt und erst im letzten Drittel etwas an Tempo gewinnt, während die Rückblicke auf die (Liebes)Beziehung zwar anspruchsvoll, aber auch ziemlich dröge ausgefallen sind.
Und wenn die ansonsten überaus engagierte Tessa ihr Baby verliert, geht man ohne mit der Wimper zu zucken schnell wieder zur Tagesordnung über…

Ansprechende Bilder hat Meirelles schon eingefangen. Die Landschaftsaufnahmen von Kenia und dem Südsudan sind schön anzusehen, wenn auch leider etwas selten zu bewundern. Der Score von Alberto Iglesias unterstützt diese Kulissen stimmungsvoll und empfiehlt sich damit schon mal als Kandidat für eine der begehrten Trophäen.

Ein Drama, das bei weitem nicht so fesselt, wie die Thematik es zuließe, denn auch hier hat Hollywood wieder etwas weichgespült und die Ausmaße des Medikaments „Dypraxa“ bleiben ebenso außen vor, wie die notwendigen Backgrounds einiger Charaktere.
Nicht schlecht, aber nur leidlich unterhaltsam und selten spannend.
6 von 10 Punkten

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