Lamberto Bava's Karriere musste sich immerzu mit dem seines Vaters Mario Bava messen, was in Anbetracht des Niedergangs des italienischen Kinos Ende der 80er Jahre natürlich der Todesstoß für ihn als Regisseur wurde. Nicht destotrotz lieferte er, natürlich in kein so ehrwürdigen Ausmaße anderer Italokollegen, die ein oder anderen Genreklassiker ab. Auch wenn das in einer Zeit dieses eben benannten Niedergangs war, wurden seine Dämonenfilme Demoni Mitte der 80er zu weltbekannten Vorzeigefilmen und auch sein Spätgiallo A blade in the dark wusste auf seine eigene Art zu überzeugen.
Trotzallem stand er immer im Schatten einstiger Kollegen wie Fulci, Argento oder D'Amato, die aber auch schon viel früher ihre Karriere als Regisseur begannen. Zugegeben Bavas geistiges Filmdebut Macabro enstand in einer Blüte der italienischen Exploitationszeit um die Jahrzehntenwende nach Zombie 1 als das italenische Kino in seine Hochzeit der morbiden Schaffenskunst gelangte. Durch schockierende Filme wie unzählige Zombiefilme wie auch Kannibalenreisser war die Grenze des schlechten Geschmacks schon erreicht, fanden dort hiesige Goreeskapaden und Gedärmematschereien statt und auch D'Amatos makaberes Nekrophilistendrama Buio Omega mit seiner expliziten Darstellung von Menschenschlachtung bzw. ,-verarbeitung bildete eben das Glanzlicht einer Welle, die solche Filme wie Macabro, heute scheinbar vergessen, fast schon zu Recht in die Versenkung trieb. Buio Omega wird dabei nur allzu bewusst als letzterer Grund genannt, befasst sich Macabro ebenfalls mit dieser nahezu makaberen Grundthematik der Nekrophilie, wodurch man die Bezeichnung Plagiat doch schon in Erwägung ziehen kann.
Es ist quasi Ironie des Schicksals, denn wie das Leben eben spielt, sterben der einsamen Hausfrau Jane Baxter, recht optisch ansehnlich aber in unsymphatische Bürospiesserkleidung gestopft, mit Affäre und Liebhaber bestückt, die zwei liebsten Menschen an einem Tag weg, denn als sie vollkommen scheinheilig ihren Liebhaber besucht, ihr Mann unwissend zur Arbeit fährt, ertränkt die Tochter zuhause den kleinen Sohnemann, damit sie einen Grund hat ihre Mutter von ihrem Liebhaber fernzuhalten. Panisch kreischend aber bauen Liebhaber und Jane noch einen Unfall obendrauf und der abgetrennte Kopf Freds, dem Liebhaber, ist wohl ein Grund mehr, die Olle in die Psychiatrie zu stecken. Wird zwar nicht gezeigt, aber die Coverrückseite sagts ja so, stattdessen vergeht mal eben so, ohne jede Erklärung für Tochters Beweggründe mal eben so den Kleinen zu töten, ein Jahr, wobei Jane Baxter, jetzt vollkommen alleinstehend, ohne Mann, ohne Liebhaber, ohne liebenswerte Tochter, zurück in die Wohnung des Liebhabers zieht, wo auch noch der blinde Robert als Vermieter wohnt. Robert versucht mit allen Mitteln Jane's Beachtung zu erlangen, seine Liebe geht sogar so weit, dass er das seltsame Fred - Gestöhne von Jane toleriert. Hindert ihn aber nicht nach Recherchen und so muss auch er bald feststellen, dass Jane, in ihrer Einsamkeit und Trauer versunken, den durchaus recht fauligen Kopf von Fred im Kühlschrank aufbewahrt.
Makaber ist das Ganze schon, der Titel passt nur allzu gut, aber der Vergleich zu D'Amatos Sado - Stoss das Tor zur Hölle auf lassen Macabro schlichtweg versagen, auch wenn diese typische kalte Atmosphäre auch hier ohne weitere Bedenken zu erwähnen wäre. Doch Bava inszeniert sein Ideenklau der besonderen Art nur allzu träge und lieblos, wodurch jegliche Symphatie gegenüber der Darsteller verloren geht. Normal ist hier indes niemand, Jane spielt ihre Rolle als debile, einsame Frau nur allzu gut, aber ihr Charakter bleibt ohne weiteres im Verborgenen. Der blinde Robert, wissend sich allein zu helfen in seiner trostlosen Lage, ist dort noch am überzeugensten, nimmt man ihm die exzellentgespielte Rolle als Blinden ohne weiteres ab. Die Tochter ist ohnehin nicht ganz so koscher, hat sie doch, warum auch immer, halt Mittel zum Zweck, sonst wär der Film ja gar nichts, einfach mal so den Sohnemann getötet.
Logiklücken kann man verschmerzen, den trägen Mittelteil aber indes nicht, denn nur allzu belanglos und gehaltlos sind Szenen, in denen immer und immer wieder Robert mit Jane anzubändeln versucht, auch wenn dadurch die später drohende Eskalation und ihre Beziehung zueinander durchaus verstärkt wird. Soviel durchforschtes Personendilemma in allen Ehren, den Zuschauer langweilts dennoch, der trotz all der ganzen Faszination, die durchaus vom Film ausgeht, man denke an die kühle, morbide Atmosphäre, im Hinterkopf Sado habend, sich ernüchternd abwendet, da es kein Höhepunkt zu geben scheint, der nicht allzu vorhersehbar erscheint. Kühle, morbide gar, ja makabere Atmosphäre ebenfalls in Ehren, aber dieses Gerüst, mit durchaus eindringlichem und passenden Score versehen, verhilft dem Film nur stellenweise, über die durchschnittlich, nahezu biedere Kost hinwegsehen zu können, denn explizite, gewaltausufernde Szenen gibts hier nicht zu sehen, da muss man sich schon mit einem modrigen Fredkopfimitat mit Marden und einem Ohrläppchen zudfrieden geben.
Vom Splatter ist das Alles weit entfernt, aber nicht das dem Film zu besseren Noten verhelfen würde, ist Sado ohne seine kranken Zerstückelungen auch nicht unbedingt ein schlechterer Film. Bava inszeniert seine Geschichte aber in allen Ehren nur allzu vorhersehbar, und wenn wir ehrlich sind, ist es fast schon eine Frechhheit, zurückerinnernd an Per Sempre von Bava 1987 erschienen, dass Bava in seinem ersten Film eine abgewandelte Thematik auffährt, aber Rachemann aus dem Jenseits, beziehungsweise Liebesgeister aus dem Jenseits scheinen ihm zu liegen. Aber auch insgesamt gesehen ist die Grundidee so alt wie der Film an sich.
Fazit:
Bavas Jenseitsliebesgrusler und Nekrophiliedrama gestaltet sich als nur allzu träge und vorhersehbar, da kann die durchaus nette, kühle Atmosphäre, der treibende Score und die durchaus überzeugenden, aber Bezugslosen Charaktere nicht darüber hinwegtäuschen, wie schrecklich nichtssagend der Film in Bezug auf Sado bleibt.
54%
Vergleiche:
Sado - Stoss das Tor zur Hölle auf (Joe D'Amato)
Per Sempre (Lamberto Bava)
Voices from Beyond (Lucio Fulci)
A Visitor from the grave (Peter Sasdy)
Gore: 21%
Atmosphäre 67%