Der schwerreiche ehemalige Pirat Poon Wai Dat [ Ku Feng ] bekommt Besuch seines alten Mitstreiters Gin Te Biu [ Lo Wei ], der nach seiner Schwester Gin Mei Li [ Tina Chin Fei ] sucht. Er will ihr einen Zettel übergeben, auf dem die Hälfte einer Schatzkarte aufgezeichnet ist. Bevor er das schafft, schnappt ihn die Polizei durch einen Tipp. Dafür bekommen die zwielichtige Nachtclubbesitzerin Ying Nian [ Fanny Fan Lei ] und ihr Lover Kwok [ Wang Hsieh ] Wind von der Sache; sie haben nämlich die zweite Hälfte, wollen aber nicht teilen. Eher zufällig in die Sache geraten, kümmert sich der Gentleman - Gauner Tang Lui, genannt die „Eule“ [ Tang Ching ] ebenfalls um ein Stück vom Kuchen...
Wer hätte gedacht, dass Regisseur Lo Wei abseits der Bruce Lee Filme Todesgrüsse aus Shanghai und Die Todesfaust des Cheng Li und vor allem vor den Jackie Chan Frühflops Tiger der Todesarena, Der Herausforderer und The Red Dragon eine richtig veritable Karriere hingelegt hat; in den 60ern für die Shaw Brothers mehrere erfolgreiche James Bond – Spinoffs absolvierte sowie dort sich allgemein sehr stilsicher im Pulpgenre bewegte ?
Summons to Death gehört zum Letzteren, weist aber Merkmale des Ersteren auf. Basierend auf einem [bestimmt sehr dünnen] Roman von Fang Lung Hsiang wird hier ein Schundkrimi in edlen Bildern visualisiert, der seinen Unterhaltungswert direkt aus dem Trashgehalt bezieht. Allerdings ist der Film nicht minderwertig oder unbedingt um des schlechten Geschmacks willen, sondern eng mit der damaligen Zeit verbunden und in der sicheren Vollendung so auch nur dort entstehbar.
Man macht sich weniger Gedanken um das Warum, sondern um die Wie, ohne aber in seinen Spielchen und Mätzchen aufgesetzt zu wirken; letztlich passt auch alles zusammen. Trotzdem man sich in verschiedenen Genres ebenso bewegt wie scheinbar auch in unterschiedlichen Zeiten und vor allem auch Orten.
Nicht minder häufig wird mal die Logik vergessen oder verschmäht nachzufragen, aus welchem Grund man auf den nächsten Hinweis kam oder dies und das gemacht hat. Irrungen, Wirrungen und Ambivalenzen stören hier keineswegs; dafür ist die Atmosphäre und das Vergnügen auch viel zu stimmig.
Begonnen wird gleich mit zwei Gegensätzen; ein Merkmal, dass sich dann durch die gesamte Laufzeit ziehen soll und vornehmlich für die Abwechslung sorgt: Eine Dschunke auf hoher See, ausgestattet trotz des archaischen, simplen Aussehens mit einer technisierten Kommandozentrale, wird von Piraten überfallen; welche sich mit blauen Trainingsanzügen samt gelben Schal um den Kopf gewickelt von der weiss uniformierten Mannschaft abheben.
Ein Kampf entbrennt, bei dem zum Schluss das Schiff in Feuer aufgeht und explodiert. Zwei Hälften der Schatzkarte haben je einen Besitzer gefunden, deren Wege sich über die Suche nach seinem ergänzenden Gegenstück automatisch wieder kreuzen müssen. Die gesamte Prämisse noch vor dem Vorspann aufgebaut und fest fundamentiert, auch wenn bisher nur grobe Stichwörter gegeben sind. Die „Sowohl/Als auch“ Struktur als hauptsächliches Verbindungsstück auch der nächsten Akte.
Bis hier sehr unsicher, in welcher Epoche man sich befindet – kann nämlich noch alles sein -, ist man sich mit dem nächsten Schnitt in der Großstadt, luxuriöse Villengegend, Neuzeit. Zwei Jahre sind vergangen, die Geschichte hat sich nicht weiterentwickelt, wurde nur unmerklich ausgesetzt und nun sofort wieder aufgegriffen. Die jetzige Urbanität und das zeitgenössische, moderne Ambiente stellt im grösseren Rahmen wieder einen kompletten Gegensatz zum Prolog her, was sich derartig weiterhin schnell abwechseln soll. Nicht immer mit Sinn und Verstand, so befindet man sich zwischendurch auch mal für 5min plötzlich auf einem abgeschottenen Eiland; ebenso ohne Erklärung wie man dahin kam und als auch wie man von dort wieder davon kommt. Aber um die Schilderungen der einzelnen Situationen kümmert man sich im Fortgang nicht, stattdessen wird mehr Wert aufs Dekor, die Kleidung, die Coolness dabei gelegt.
Nicht den Drink verschütten, wenn man mal hinfällt und auch bei Prügeleien auf die Frisur achten. Und sich nicht schämen, wenn man in einem schwarzen Weihnachtsbaum mit Mütze als Kleid rumläuft.
Narrative Analytik weicht ähnlich wie in Seijun Suzukis Abrechnung in Tokio glühenden, quietschbunten Pop-Farben in alleinig ästhetischer Absicht sowie der Überzeugungskraft nicht durch Worte, sondern dem Auftreten allein; obwohl dieser Vergleich dann doch etwas zu hoch geknüpft ist.
Suzuki hat nämlich auch etwas auszusagen und überzeugt bei der Stilisierung um Klassen mehr. Lo präsentiert abseits der Ausstattung auch massig Dialoge, die aber bei weitem nicht alle sind so köstlich wie „Mei Li, what are you planning to do if we really find the treasure?“ – „I‘ll invite you to a movie“.
Öfters wird auch um das Thema rumgeredet oder es auch langgezogen; die ganze Angelegenheit hätte man mit etwas mehr Druck sicherlich in weit weniger als die veranschlagten 100min erledigen können.
Zwar findet man auch hier mal Einiges an Tempo vor, allerdings wird dann gleich wortwörtlich im leichten Zeitraffer agiert; ansonsten klingt der Score kraftvoller als das Geschehen selber.
Wichtiger und interessanter als der ganze Plot mit dem Schatz, der eh bloss seine McGuffin Funktion erfüllen muss, sind dann auch die kleinen, nebensächlichen, aber detailierten Szenen, die den Film erst abseits seiner inhaltlichen Schwächen ausmachen. Sequenzen wie, in der sich die „Eule“ in seiner vollautomatischen Wohnung anzieht, ihm das gebügelte Hemd aus einer Deckenverkleidung entgegenfährt und der Schuhkasten die passende Fussbekleidung raussucht. Sowieso wimmelt es hier von verstecktem High Tech und verborgenen Hilfsmaterialien¸ gemäss dieser funktionalen Ausrichtung handeln auch die Parteien nur mit Kniffs, Finten und Maskeraden, um an ihr Ziel zu gelangen.
Nicht anders die Filmemacher selber, und auch sie sollen durchaus erfolgreich dabei abschneiden.