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Romeros schmerzlich unterschätzte Fortführung der bisherigen DEAD-Trilogie, die trotz der Bekenntnisse seines Regisseurs natürlich kein wirklich eigenständiges Projekt, sondern vielmehr die logische Konsequenz der drei Vorgängerfilme zu sein scheint: Während schon in DAY die Fähigkeit der Triebkontrolle und des Lernens eingeführt wurde, beschreibt LAND nun die Entwicklung zum zoon politikon, und stellt somit auch fernab bloßer Zahlenwerte endgültig das Kräfteverhältnis zwischen „Normal“ und „Unnormal“ in Frage. ?Stärker als jemals zuvor sympathisiert Romero dieses Mal mit der neu entstehenden Ur-Gesellschaft aus Untoten, während er der zum Rumpf verkommenen Menschheit nicht einmal mehr die Existenz innerhalb ihres kleinen selbstgeschaffenen Kosmos zutraut oder zugestehen möchte.

Damit ist LAND letztlich in der großen gesellschaftskritischen Tradition anderer Romero-Werke, dem in seiner Analyse kapitalistischer Vorgänge und Strukturen so etwas wie Altersmilde fern zu sein scheint: Seien es nun Leuchtraketen oder das Grundbedürfnis nach physischem Schutz – letztlich sind jene Betäubungsmittel für die Massen gegen Ende so sinnlos, wie anfänglich effizient – aus dem Grollen ist schon lange die unaufhaltsame Revolution erwachsen.
Fernab seiner eher global gehaltenen konsumkritischen Lesarten, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Schaffen des amerikanischen Filmemachers ziehen, greift LAND nun auch sehr deutlich und bewusst konkreteren Zeitgeist auf, und kann in all seiner bewussten Schablonenhaftigkeit und karikaturistischen Figurenzeichnung  auch als Analogie auf posttraumatische 9/11-Gebahren der USA, - irgendwo zwischen Paranoia und Kalkül - verstanden werden.

Letztlich nötigt Romeros Inszenierung von LAND auch außerhalb seiner Genregrenzen Respekt ab, beweist er doch auch nach über vierzig Jahren im Geschäft, dass er noch immer am Puls der Zeit ist: Sein vierter DEAD-Ableger greift auf andere Mechanismen und Techniken zurück, als es noch in den bisherigen Filmen der Reihe der Fall war, fühlt sich im direkten Vergleich deshalb auch wesentlich schneller und gehetzter an.
Die Modernisierung an der Oberfläche tut Not, niemand weiß das besser als Romero selbst, der stets auch üblichen Genremaßstäben genügen, wenn sie nicht sogar ausbauen wollte. ?Tatsächlich schafft LAND jenen Spagat zwischen düsteren Zombie-Reißer und gewohnt scharfzüngig-schwarzhumoriger Zivilisationsabrechnung erstaunlich gut – ohne sein liebgewonnenes Inventar zu verraten, zeigt der Schöpfer des modernen  Zombiefilms allen MTV-ADS-Epigonen der letzten Jahre die kalte Schulter, und damit auch,  an wem sich Spartenkino wohl auch in den nächsten Jahren noch messen lassen muss.

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