Review

Als alter Romero-Fan, der das Glück hatte, Meisterwerke wie Dawn of the Dead 1980 im zarten Alter von 11 Jahren in meinem Dorfkino in der sonntäglichen Kindervorstellung sehen zu dürfen (das waren noch Zeiten, der Opa, dem das Kino gehörte, hatte nie etwas von FSK Freigaben und Jugendschutz gehört und damals hat sich auch noch niemand um so etwas gekümmert), sah ich mit großen Erwartungen dem Land of the Dead entgegen. Hier sah ich neben zahlreichen Sexploitaitions damals auch mit unschuldigen Kinderaugen Fulcis Schreckensinsel der Zombies oder Lenzis im selben Jahr erschienenen Großangriff der Zombies und den Zombie am Glockenseil, ebenfals von Fulci. Völlig traumatisiert lief ich nach diesen Kindheitserlebnissen dann durch den Wald, wo in meiner Phantasie schon überall die Zombies in den Büschen lauerten. Später war ich von der expressionistichen Kraft von Romeros "Night of the Living Dead" fasziniert, den ich für einen der Großen Werke der Filmgeschichte halte. Und die düstere, apokalyptische Atmosphäre und brutale Inszenierung des faschistischen Militarismus in DAY OF THE DEAD ist bis heute unerreicht.

Somit war meine gestrige Rückkehr ins Kino zu Land of the Dead auch eine Rückkehr in die Kindheit. Und leider wurde es eine große Enttäuschung! Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Das Intro, die ersten 10 minuten sind noch ganz schön anzusehen. Stimmungsvolle im düsteren grau-blau gehaltene Aufnahmen herumirrender Zombies, die gebannt in den Himmel schauen, da das dort erscheinende Feuerwerk eine alte Erinnerung und kindhafte Faszination in ihnen auszulösen scheint. Doch das unheil naht spätestens, als ein anscheinend besonders feinfühliges Exemplar der Untoten plötzlich Regungen zeigt, die Wut und Trauer über die Abschlachtorgien der Menschen symbolisieren sollen. Was ist denn hier passiert, hat Romero etwa schlußendlich doch auf den katholischen Filmdienst gehört oder was? Die Faszination von Romeros Zombies lag immer in ihrer Subtilität, menschliche Regungen nur vage anzudeuten, und wenn sie rudimentär entstellte Anzeichen von Erinnerung und Intelligenz zeigten wie in Day of the Dead, so verstärkte das ihren Horror noch. Aber jetzt sagt uns Romero und das unvorstellbar platt, moralisierend und direkt : Schaut her, die Zombies sind doch gar nicht Böse, sie sind wie wir, sie haben Gefühle, sie lachen und weinen, sie sind ganz menschlich und gar nicht so üble Zeitgenossen wie ihr immer gedacht habt - verdammt was soll dass? Auf so einen biliigen Scheiß braucht man doch nicht zwanzig Jahre zu warten, das hätte man von Roland Emerich erwartet, wenn er sich des Zombie-Themas angenommen hätte, aber nicht von Romero!!
Die Zombies in LAND OF THE DEAD sind leider keine Zombies mehr, sondern zum Leben erwachte Freaks, sie als Untote zu bezeichnen, haben sie nicht mehr verdient. So wirken sie nun einfach nur noch lächerlich.
Na ja, aber es kommt noch bekloppter: der Alpha Zombie " Big daddy "macht sich schließlich auf den Weg in die Stadt und führt dabei einen Zug seiner Kollegen an. Der schwarze Führer der entrechteten Zombies, wahrscheinlich die wieder erwachte Leiche von Martin Luther King oder so, dessen Herz voller Schmerz über das Unrecht ist, das seinem Volk angetan wird, wird es jetzt den bösen Menschen mal ordentlich zeigen. Das Ganze verkommt zusehends zu einer Art Herr der Ringe-Märchen, wo die Menschen gegen die Orks kämpfen.
Der ganze Rest des Films besteht dann eigentlich auch nicht aus vielmehr. Fast sämtliche Ideen und Szenen hat man in den alten Romeros schon besser gesehen. dazu kommen noch slapstickhafte , verblödete Dialoge.
Die gesellschaftspolitische Komponente, die ihre Faszination und Kraft in Night, Day und Dawn als subtiler, unaufdringlicher kunstvoll gestalteter Subtext mitlief, wird hier so aufdringlich, überambitioniert und platt dargeboten, das es mir peinlich war, meine Freundin in diesen Film gelockt zu haben. Dies ist billigster Zombie-Kitsch für Action-Freunde, die auch auf Filme wie Stirb langsam und den Terminator stehen.

Land of the Dead ist letzendlich zu einer Art Zombiefilm für Walt Disney Freunde geworden. Ich kann mich echt nur wundern, wie wohlwollend andere Rezensenten den Streifen hier aufnehmen. In meinen Augen hat Romero mit diesem Film dem Genre, das er einst kreiierte, den Dolch in den Rücken getrieben, in dem er es selber lächerlich gemacht hat. Schade. Dagegen war Resident Evil fast schon ein Meisterwerk. Welch Glück, dass es 28 Days und WEEKS later gibt, die haben das Eingelöst, was uns Romero einst versprach.



Romero ist im Mainstream angekommen!

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