Zombies sind allgegenwärtig - die Menschen haben sich mit ihnen arrangiert. In einzelnen Städten verbarrikadiert, sind inzwischen die Lebenden selbst eingesperrt. Ein zweifelhafter status quo. Aber auch neue Berufszweige keimen auf, denn wer mutig genug ist, kann ins Zombiegebiet jenseits der Stadt fahren und Lebensmittel aus den verwahrlosten Läden besorgen. Diese können auch für viel Geld an die upper class verscherbelt werden; die Klassenunterschiede nehmen in diesen bitteren Tagen menschenverachtende Maßstäbe an.
"Land of the Dead" ist im Gegensatz zu vielen anderen, zweifelhaften Vergnügen tatsächlich ein offizieller Teil der Serie von George A. Romero und muss sich demnach mit seinen bejubelten Vorgängern messen. Wie also kommt man den hohen Erwartungen gleich? Auf alte Tugenden setzen, oder mit Innovationen überraschen? Im Groben entschied sich Romero für zweites, indem er den Zombies mehr Emotionen und mehr Intelligenz schenkt. Diese Entscheidung macht den Film umstritten wie seinerzeit "Zombie". Damals war es die explizite Darstellung von Gewalt, die polarisierte, dieses mal ist es eben die Weiterentwicklung der Gefahr. Auf der anderen Seite ist Romero aber auch bemüht konventionell: Gesellschaftskritik sowie Maßstäbe setzende Splattereinlagen sollten die Herzen der Fans höher schlagen lassen. Irgendwie findet man in dem Film eine Art Kompromiss.
Der Kniff mit den klügeren Zombies ist aber tatsächlich etwas zwiespältig. An sich ist es ganz klug, die abgestumpften Genrekenner mit diesen gefährlicheren Zombies zu schocken, doch irgendwie sind die Untoten so auch immer menschenähnlicher. Bald kämpfen die Menschen nur noch gegen sich selbst, worauf ja auch die Gesellschaftskritik der Streifen dezent abzielt, als Existenzlegitimation ist dieses Faktum aber zunehmend streitbar. Für mich stellt "Land of the Dead" in dem Sinne aber keinen knallharten Zombiefilm mehr dar, denn in einem solchen müssen Zombies so dumm sein, dass man sie an allen Ecken und Enden unterschätzt. Natürlich lutscht sich diese Art der Zombiedarstellung irgendwann aus, weswegen ich Romeros Ambitionen durchaus begrüßen will, es sollte aber keinesfalls eine weitere Entwicklung in die angesprochene Richtung stattfinden.
Schon eher möchte ich hingegen kritisieren, dass insgesamt die Zombies hier etwas kurz kommen. So wie sie von den Menschen im Film schon als normal hingenommen werden, fehlten mir als Zuschauer anfangs die Adrenalinmomente bei der Flucht vor den toten Gestalten. Ganz lässig werden die armen Dummchen mit Harpunen und Raketen auseinander genommen, als ob es dem Film gar nicht um sie ginge, sondern um seine ach so tolle Geschichte. Ein reicher, menschenverachtender Geschäftsmann (Dennis Hopper) beutet seine Untergebenen aus, bis diese revoltieren. Daneben entern die klüger werdenden Zombies die Stadt und die Hölle bricht aus. Naja, die Geschichte von "Zombie" ließ sich ja auch in einem Satz zusammenfassen. Neben Dennis Hopper treten noch andere bekannte Schauspieler wie John Leguizamo, Simon Baker und Asia Argento auf. Da bei den Dreharbeiten alle ihre Freude hatten, gehen die Leistungen auch vollends ind Ordnung. Zudem ist eine kleine Hommage an "Shaun of the Dead" eingebaut.
Jedenfalls gehen die Zombies im Film ein kleines bisschen unter. Die Gefahr ist zwar stets vorhanden, gerade "Zombie" war aber irgendwie fixierter auf die liebenswerten Geschöpfe. Das soll aber nicht heißen, dass es nicht blutig zur Sache geht. Ganz im Gegenteil werden hier eher Maßstäbe gesetzt und würde man "Land of the Dead" auf einer Reise in die Vergangenheit mitnehmen, so würde die damalige Prüfstelle einen derartig großen Batzen wegschneiden, dass lediglich ein Kurzfilm übrig bliebe. Selten werden in einer solch teuren Produktion ähnlich abartige Szenen gezeigt. Zumindest in diesem Punkt macht der Film alles richtig und sollte eigentlich den Fans gefallen.
"Land of the Dead" ist zwar etwas anders, als man erwarten könnte, bleibt aber überdurchschnittllich unterhaltsam. Leider ist nicht durchweg eine nervenzerfetzende Spannung vorhanden und die neuen Zombies sind zu recht umstritten, unterm Strich sind jedoch zahlreiche alte Tugenden vorhanden. Kein Meilenstein mehr, dafür dieses mal prominenter besetzt!