Manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder. Und nicht selten bedarf es zur Vollbringung eines solchen Wunders eines erfahrenen Mannes, eines Mannes wie George A. Romero. Da strauchelt das Sub-Genre des Zombie-Horror nun schon fast zwei Jahrzehnte lang nach „Day of the dead“, dem letzten Romero’schen Zombiefilm, so ziellos durch die cineastische Landschaft wie seine Hauptdarsteller, um dann schließlich binnen gut eines Jahres gleich doppelte Wiederbelebung zu erfahren. Die erste Wiederbelebung, das „Dawn of the Dead“-Remake von Zack Snyder konnte man getrost noch als überaus gelungenen Reanimationsversuch mit Eintagsfliegencharakter abstempeln. Doch wenn der Urvater des Zombie-Films selbst wieder die Toten auferstehen lässt, dann sollte man schon einmal hellhörig werden.
Und anlässlich seiner Wiederkehr ins Reich der Zombies hält Romero auch direkt was ganz, ganz Feines parat: Seine Zombies im „Land of the Dead“ können – ganz im Gegensatz zu den Zombies früherer Zeiten – denken und sind lernfähig. Ja, es wurde ja auch mal Zeit, dass die lebenden Toten auf der Evolutionsleiter eine Stufe hinaufsteigen bzw. hinaufschlurfen dürfen. Diesen Schritt hat Romero also nun endlich vollziehen lassen und damit etwas Pep in den Plot gebracht. Das gesamte Land ist dabei mittlerweile von den Zombies eingenommen worden, nur eine kleine Enklave beherbergt die letzten Überlebenden. Doch in dieser Enklave ist auch nicht alles Gold, was glänzt: so hat sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entwickelt: die Unterschicht lebt in den Slums der Stadt während die Oberschicht in „Fiddlers Green“ dem opulenten Luxusleben fröhnt. Doch das soll sich schnell ändern, denn nicht nur innerhalb der Stadt gibt es bereits erste Anzeichen einer Revolte gegen die Oberschicht, auch die Zombies dringen bedrohlich nahe zur Stadt vor…
Wenn es darum geht, ein bedrohlich atmosphärisches Filmerlebnis zu erschaffen, ist auf George A. Romero eigentlich immer Verlass. So auch in „Land of the Dead“, den der Altmeister komplett in ein nächtliches Gewand hüllt und mit einem eindringlichen Soundtrack untermalt. Da bedarf es schon nicht mehr viel, um das perfekte Grundgerüst für einen unterhaltsamen, aber auch prägenden Horrorstreifen zu erhalten. Um dieses Prädikat zu erreichen, dafür sorgt dann schließlich das für einen Zombiefilm unerlässliche Handwerkszeug: Blut, Blut… und ja, Blut…
„Land of the Dead“, Romeros vierter Teil seiner „Dead“-Reihe, kurbelt ordentlich an der Splatter-Schraube: da werden Innereien offen gelegt, Köpfe abgetrennt, es wird gevierteilt, gerissen, geschrieen, und vor allen Dingen geblutet, was das Zeug hält. Sicherlich für die erfahrenen Hasen des Genres ein alter Hut, aber im neuen, frischen Gewand des „Land of the Dead“ immer noch einen Blick wert. Grund dafür bieten nicht nur die „wundervoll“ abartigen Gore-Effekte, sondern auch die Make-Up-Künste eines Gregory Nicotero.
Wenn diese Grundvoraussetzung in dem Maße erfüllt wurden wie hier, tröstet das schon mal über eher durchschnittliche schauspielerische Leistungen hinweg, denn genau das bekommen wir hier geboten: darstellerische Durchschnittskost. Weder Dennis Hopper noch Simon Baker können glänzen und auch Asia Argento kann nur in optischer Hinsicht überzeugen. Aber wie gesagt: damit kann man im Falle von „Land of the Dead“ noch gut leben… die eigentlichen Stars dieses Filmes sind ohnehin die herrlich agierenden Komparsen in ihren Rollen als Untote auf der Suche nach dem nächste Fresschen…
Romero hat es also wieder einmal geschafft, dem Genre-Fan ein opulentes Zombie-Mahl zu bereiten. Mir hat es auf jeden Fall schon lange nicht mehr so viel Freude bereitet, Untoten bei ihrem Werk zuzusehen wie im Falle von „Land of the Dead“. Zartbesaitete sollten sich einen Blick auf Romeros neuesten Teil der Zombie-Reihe zweimal überlegen, doch wer über einen robusten Magen verfügt und Freude an solchen Filmen hat, wird hier mit erstklassiger Kost verwöhnt! 8,5/10