Ich muss zugeben, dass ich „Land of the Dead“ Romero nicht mehr zugetraut hätte. Dafür waren seine vorherigen Filme einfach zu schwach. Aber er zeigt eindrucksvoll, dass er der König des Zombiefilms ist. Außerdem belegt er, dass dieses Genre nicht tot ist, sondern statt Remakes auch noch neues Leben entwickeln kann.
Romero schafft es wieder, einen Film zu drehen, der die Untoten nicht auf die gedärmfressenden Unholde a la Fulci reduziert (was nicht schlecht sein muss), sondern in ihnen auch einen Spiegel der Gesellschaft sowie eine Einflussgröße auf das menschliche Miteinander sieht. Nachdem sie die Welt fast vollständig in Besitz genommen haben, legen die Zombies die ganze Niedertracht der restlichen Lebenden dar, die sich in einem System einer brachialen Zweiklassengesellschaft abgeschottet haben. Romero übernimmt Endzeitkomponenten von der Klapperschlange und Mad Max, um sie mit „seinen“ Zombies zu einer glaubwürdigen Einheit zu verbinden. Sein Film ist gewohnt perspektivlos und ordentlich blutrünstig (es sind schon harmlosere Filme indiziert worden), ohne den Gore zum Selbstzweck verkommen zu lassen. Er hat auch wieder lustige Szenen reingestrickt, die bereits aus Dawn und Day Klassiker gemacht haben (ich fand den Zombie, der sich im Sonnenschirm verfängt, sehr drollig).
Auch wenn es irgendwo einen Bruch zwischen Day und Land of the Dead gibt, bemüht sich Romero, seine Untoten eine Entwicklung durchlaufen zu lassen. Die Keime von Restintelligenz aus Day of the Dead sind nun ausgeprägter und führen zur Führerschaft. Damit haben die Lebenden ihren letzten großen Vorteil verloren.
Romero schließt auch durch den Umgang der Überlebenden mit den Untoten an frühere Filme an. Die Zombies sind noch mehr „Spaßfaktor“ als in Dawn of the Dead, sei es nun als Fotohintergrund, Zielscheibe oder Wettobjekt. Dadurch, dass die Lebenden anfangen, auch wieder ihre Mitmenschen schlecht zu behandeln, zerstören sie die Zweckgemeinschaft des Überlebens und leiten ihren eigenen Untergang ein.
Romero hat sich mit „Land of the Dead“ wirklich Mühe gegeben und beweist mit seiner Regie wieder alte Größe (das Auftauchen der Zombies aus dem Fluss finde ich grandios). Der Film hat eine sehr ansprechende Ausstattung und wird von guten Schauspielern getragen. Über den Nutzen von Asia Argento mag man streiten. Ich denke, die Rolle war ein Dankeschön an ihren Vater. Auch Savini kriegt als alter Mitstreiter einen Auftritt. So kriegt der geneigte Zuschauer das Gefühl, dass Romero wieder zu Hause angekommen ist.
Mit „Land of the Dead“ hat die Zombie-Serie von Romero nun einen würdigen Abschluss gefunden. „Day of the Dead“ war zwar ein guter Film, hätte diese Funktion aber nicht erfüllt. Ich ziehe vor der Leistung von Romero meinen Hut und gebe diesem Stück kurzweiliger, aber tiefsinniger Unterhaltung 9 von 10 Punkten.