In Anbetracht der amerikanischen Hurrikan-Dramatik ist man natürlich bei der Reflektion eines Apokalypsen-Szenarios befangen. Er versaut einem zwar nicht wirklich den Film, aber Romeros wohl bisher aufwändigstes Werk bietet immer noch genug unbequeme Parallelen zu den aktuellen Nachrichten-Bildern bezüglich Isolation, systematisches Plündern etc.
Wahrscheinlich gibt es neben den Plünderern bereits ebenfalls "Unternehmer", die in dieser Richtung im größeren und effektiveren Stil denken. Dennis Hopper macht es vor: er etablierte einen abgeschirmten High-Society-Wolkenkratzer in mitten des Slum-Elends und greift damit vage seine Mall-Situation aus "Dawn of the Dead" wieder auf. Der abtrünnige Helfer John Leguizamo kidnappt eine Art Super-Panzer, und möchte damit seinen Platz in "Fiddlers Green" erzwingen...
Nach einem *exzellent* gestalteten Vorspann (leider ohne Johnny Cash...Zwinker...) schmeisst Romero den Zuschauer ohne Umwege in die Tristesse, dass aber einem dieses Endzeit-Szenario trotz seiner momentanen Brisanz nicht wirklich nahe geht, liegt dann vielleicht doch an einer etwas betagten Regie.
Romero hat ohne Zweifel einen der intelligenteren Zombie- bzw. Horror-Streifen aus jüngster Zeit abgeliefert. Neben seiner zuweilen überdeutlichen politischen Ausrichtung findet seine Sozial-Kritik diesmal ein gesundes Maß und er kann mit vielen kreativen Einfällen punkten. Auch diesmal zeigt sich überaus markant, dass die Zombies bei Romero die besseren Menschen sind und in diesen Szenen entfaltet sich sein eigentliches Potential: "Land of the Dead" ist ein Film über die Nächstenliebe - allerdings so dermaßen blutig verpackt, wie man es im Mainstream-Kino nicht unbedingt gewohnt ist. Der "Blaumann-Zombie", der sich im Laufe des Film zum Führer bzw. "Vordenker" seiner "Rasse" aufschwingt, definiert sein Handeln über das Mitgefühl, der das Sterben seiner Leute und die Willkür der Menschen nicht mehr erträgt. Er ist die einzigste Figur, der man Sympathie entgegenbringt, weil er nicht egoistisch handelt. Die Hauptdarsteller sind sich dagegen ständig selbst am Nächsten - wollen Schurken noch den größtmöglichen Profit aus der Situation schlagen, möchten sich die Helden des Films einfach nur verpissen... Diese Aspekte wurden geschickt inszeniert und hieven Romeros Werk weit über das Niveau der Produktionen seiner Kollegen.
Allerdings fehlt dem Film etwas Schmiss. In seinen schlechtesten Momenten erinnert die Plastik-Material-Schlacht an den "Resident Evil 2"-Unfug - eine vitale Erzählung ist nicht wirklich Romeros Sache. Die Dynamik und Lakonie des "Dawn of the Dead"-Remakes wird nicht erreicht und auch in "28 Days later" geht's um einiges schwungvoller zur Sache. Das liegt nicht nur am zeitintensiven Geschlurfe der Zombies, die dann praktischerweise doch immer wieder aus den unmöglichsten Orten hervorschiessen, sondern an der ziemlich biederen - oder "oldschooligen"...je nach Gusto - formalen Gestaltung. Dafür splatterts deutlich mehr und die Masken von KNB sind äusserst liebevoll gemacht, da sind vieleviele PinUps drin! Der Fan wird definitv glasige Augen bekommen...
"Land of the Dead" ist das clevere Alterswerk eines Anarchisten und Romatikers. Romero-Jünger können den Film blindlings durchwinken, der Rest dürfte sich trotz einiger Längen mit diesem etwas anderen Zombie-Film trotzdem durchaus gut unterhalten...