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Der Vater aller Zombiefilme ist wieder da

Der Name George A. Romero steht in der Filmwelt für den Beginn des neuen Zombiefilms, als der Regiesseur im Jahr 1968 mit "Night of the Living Dead" eine Zeitenwende im Horrorfilm einläutete. Mit "Dawn of the Dead" und "Day of the Dead" schuf Romero seine Zombie-Trilogie, die für ihn weltweit durchschlagenden Erfolg bedeutete, ihn aber auch auf dieses Genre reduzierte. Ältere Romero-Filme wie z. B. "Martin" sind längst in Vergessenheit geraten, während die Untoten-Trilogie weltweit, gerade nach dem Siegeszug der DVD, eine Neuauflage nach der anderen erlebt.

Die Story von "Land of the Dead" schließt sich insofern an die von "Day of the Dead" an, als die ganze Welt von immer mehr Zombies überschwemmt wird. Der Rest an Zivilisation gerät immer spärlicher, so dass die wenigen Überlebenden völlig auf sich allein gestellt sind. Die Zombies haben sich weiterentwickelt, ohne aber wie in "28 Days Later" oder dem Dawn-Remake plötzlich fast schon schneller als die Lebenden laufen zu können, was einer der Kritikpunkte (mich persönlich hat das nicht gestört) Romeros am Remake war.

War es in "Dawn of the Dead" nur die oberflächliche Erinnerung an bestimmte Verhaltensweisen oder motorische Fähigkeiten, ging "Day of the Dead" mit dem legendären Zombie Bub, den ein Wissenschaftler zu "zähmen" versuchte, schon einen Schritt weiter. Die Gratwanderung zwischen differenzierter Darstellung der Untoten (d. h. sie sind nicht nur als reine Kannibalen zu zeigen) und ihrer vor allem in der Masse trotzdem großen Gefährlichkeit wurde gut umgesetzt, auch wenn das Budget nur eine spärliche Umsetzung der zu Anfang weit umfangreicher geplanten Story erlaubte.

Die Anfangssequenz von "Land of the Dead" präsentiert eine Welt inmitten der Apokalypse. Vergleiche mit "Mad Max" sind nicht unzutreffend, zumal es auch hier um Lebenswichtige Güter wie Lebensmittel geht, nur dass die Gegner hier Zombies sind, die nur militärisch organisiert bekämpft werden können, weil sie durch ihre Restintelligenz mehr als nur stumpf vor sich hintrottende, roboterhafte Wesen sind, die eine leichte Zielscheibe abgeben. Man könnte fast sagen, dass die Untoten wieder etwas menschlichere Züge bekommen: es gibt Versuche, untereinander zu kommunizieren und sie handeln, angeführt von ihrem "Big Daddy" (Eugene Clark), zielgerichteter und organisierter als früher.
Auf der Gegenseite stehen Männer wie Riley (Simon Baker) und Cholo (John Leguizamo), die mit ihren Leuten gegen die Zombies kämpfen, wobei Riley der eher Vernünftige und Cholo der Unbeherrschtere von beiden ist. Für weitere Rollen konnte Romero in seinem ziemlich blutigen Zombiestreifen unter anderm Dennis Hopper ("Easy Rider") gewinnen und Asia Argento ("XXX - Triple X"), deren Vater Dario Argento ja einst am Drehbuch des 78er "Dawn of the Dead" mitgeschrieben und die Finanzierung gesichert hatte.

In Sachen FSK gab es anscheinend keine Probleme, da die Kinofassung (R-Rated) von "Land of the Dead" mit einer 18er Freigabe durchkam. Hoffen wir aber, dass auf der DVD die von Romero beabsichtigte Fassung (Unrated) erscheint. Die Sterne stehen jedenfalls gut dafür, da das mit "Dawn of the Dead" ja auch gut geklappt hat.
Wirklich sorglos kann man aber nicht sein, da "Land of the Dead" nicht mit blutigen Effekten spart (dank den splattererfahrenen Leuten der KNB-Crew) und der Regiesseur speziell in Deutschland schon eine ganze Palette von Zensureingriffen beginnend bei drastischen Schnitten über Indizierung bis hin zum Totalverbot über sich ergehen lassen musste, obwohl alle drei Zombiefilme Romeros gerade auch inhaltlich interessant und nie eine reine Abfolge von möglichst blutigen Splatterszenen waren.

So verfolgt auch der neue "Land of the Dead" erneut das Phänomen der Untoten als Kehrseite der Menschheit, die nicht nur durch die Angriffe der Zombies, sondern auch durch die eigene Unzulänglichkeit vernichtet zu werden droht, zumal die Zombies in diesem Fall die Mehrheit sind und die Überlebenden, obwohl sie sich für normal halten würden, die Ausnahme von der Regel darstellen. Dahinter steckte bei Romero immer auch eine politische motivierte und ziemlich desillusionierte Weltsicht, die freilich nicht jeder so interpretierte, wie es gedacht war. Ein Verriss des Films "Zombie" unterstellte dem Regiesseur seinerzeit sogar "Herrenmenschen-Mentalität" a la Drittes Reich, weil die Untoten so unerbittlich abgeknallt wurden, wie sie ihre Opfer angriffen.

Fazit: "Land of the Dead" ist ein verdammt unterhaltsamer Streifen mit coolen Charakteren, weiterentwickelten Untoten und knüppelharten Splattereffekten, die sicherlich jeden Gorehound befriedigen werden.

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