Review

"The Dead Walk" - diese Zeile aus "Resident Evil" und "Resident Evil: Apocalypse" wäre die treffendste Beschreibung für George Romeros lange verschobenes neues "Meisterwerk" des Zombiefilms.

Leider fällt schon gleich zu Beginn auf, dass er das rohe Handwerk gegen die moderne Technik sichtbar ausgewechselt hat. Da spritzt feinstes CGI-Blut auf und realistische Zombiemasken sind die einzige Neuerung gegenüber den drei alten Klassikern.
Der Rest ist bis auf einen Nachteil gekonnt an die Vorgänger angeknüpft, zu dem ich später komme.
Es schlurfen die statischen Zombies gekonnt und bedrohlich langsam in großer Stückzahl hinter ihrem Fressen her, es wird gehackt, gematscht und gefressen, was das Zeug hält und ein paar Actionszenen bietet uns der Zombie-Opa auch.

Die Welt (= ganz Nordamerika) ist von Untoten überrannt und die letzten Menschen haben sich in umzäunten Städten zusammengerottet, wo es eine neue Art der Klassengesellschaft gibt: Die Reichen residieren in in dem Wolkenkratzer "Fiddler's Green", die Armen leben krank in Slums.
Der Anführer der Hausbewohner, Kaufman, schickt Nacht für Nacht eine Horde Jäger los, um Vorräte und (inoffiziell) Geldvorräte zu bergen. Dabei verwenden sie das gepanzerte Fahrzeug "Dead Reckoning" als mobile Basis.
Doch eines Tages beginnen die Zombies sich unter einem Anführer zusammenzurotten und Jagd auf die Lebenden in der Stadt zu machen. Diese neue Zielstrebigkeit, die auch den schnellen Umgang mit Schusswaffen einschließt, entwickelt sich zu einer großen Gefahr und ein innerer Zwiespalt in der Tötungsmannschaft schwächt die Menschen zusätzlich, bis schließlich nur noch die Flucht nach vorne bleibt...

Nun zum Nachteil: Die Story ist sowas von an den Haaren herbeigezogen, dass es sogar dem Zombie-Vielgucker auffallen muss!
Natürlich erwartet keiner einen Drehbuch-Oscar aber etwas mehr als Flucht und Angriff von beiden Parteien hätten sicher nicht geschadet. Der Versuch, den moralischen Unterton einzuführen durch einen lustlosen und demotivierten Zombiejäger und seinen dankbaren und verständnisvollen Handlanger (der wirklich rührend nett und dazu noch mitleiderregend verunstaltet daherkommt), erweist sich eher als Rohrkrepierer, weil so gar keine Intention oder Absicht dahinterzustecken scheint. Immerhin geht es hier um ein landes- oder sogar weltweites Überleben des "Futters" - also bitte, Herr Romero, wo bleibt da die satirische Note und Kritik an der Gesellschaft wie in "Night of the Living Dead" und "Dawn of the Dead"???
"Day of the Dead" bewies 1985 schon ein bißchen, dass Romero die Ideen ausgehen, rettete sich aber durch die konfliktgeladene Situation und die nachvollziehbare Ausgangssituation. Diese bietet auch "Land of the Dead", aber das Potential wurde nicht mal annähernd ausgeschöpft - statt ein bißchen die Rettung der Menschheit auf eine endgültige Lösung zur Zombiefrage hin zu fokussieren, wird in 96 Minuten nur explodiert, geschossen, gefahren und hohles Zeug gequasselt - die eigentliche Erwartung der Fans wird vertagt auf eine weitere Fortsetzung!
Die Charaktere bleiben allesamt hohl und unterentwickelt, Dennis Hopper ist schon lange kein Garant für gute Schauspielleistung mehr, Simon Baker plätschert mit müdem Dackelblick und hohlen Sprüchen als Leithammel dahin, John Leguizamo bietet eine halb schurkische
Unsympath-Darstellung, die seit "Spawn" wohl zu seinem Standardrepertoire gehört und die Nebenrollen setzen auch keine großen Akzente.
Mies und einfach nur schlecht ist Asia Argento. Bot sie schon bei ihrem internationalen Durchbruch in "Triple X" nicht viel mehr als ein paar Schauwerte, wird sie nun in "Land of the Dead" ausschließlich darauf beschränkt. Sie trägt die (verhältnismäßig) schicksten Klamotten, blickt immer nur besorgt drein und hat ab und an ein paar Momente der Initiative (der Kampf im Käfig ist dabei einfach nur peinlich). Ihre mimische Vielfältigkeit bleibt ebenso auf der Strecke wie ihr gutes Aussehen.
Durfte Dario Argento seinerzeit die europäische Schnittfassung von "Dawn of the Dead" betreuen, musste er hier wohl gleich seine Tochter ausleihen, um die Solidarität zu seinem Zombie-Kumpel zu demonstrieren...

"Land of the Dead" ist wie ein klassischer Romero-Zombie: Er lebt nicht, läuft aber, vielleicht etwas schneller als seine Vorgänger und hat den Schritt zum Fortschritt geschafft. Dabei wirkt er aber wesentlich lebloser und glatter, so als hätte er die rechte Lust auf die Menschenjagd verloren.
Der Meister ist zurück beim Thema, zu hoffen aber bleibt, dass dies die letzte Reise der "Dead Reckoning" und seiner Crew war - durch die vielen Zugeständnisse durch einen großen Finanzier hat der Meister nämlich auch seine Bissigkeit und Konsequenz verloren - und ohne diese Eigenschaften hebt sich sein Werk leider nicht mehr über den Durchschnitt der anderen Zombie-Massenware hinaus.

Fazit: Für Zombie- und Endzeit-Fans empfehlenswerter Grusel, durchweg unterhaltsam und ziemlich gorig, aber mit müder Story und leblosen Charakteren. Zum Glück aber noch meilenweit von "House of the Dead" entfernt!

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