Nanana, da wird Schorse doch milde auf seine alten Tage!
Feierstimmung war angesagt, George Romero dreht mal wieder und sogar einen seiner berühmt-berüchtigten Zombiefilme. Der große, alte Mann des Independentfilms hatte dabei natürlich mit reichlich Vorschußlorbeeren und gesteigerter Erwartungshaltung zu kämpfen, denn es gilt immer noch: ist der Inhalt rot wie Schwein, das muß was von Romero sein.
Ganz so dolle ist das Ergebnis dann doch nicht geworden, aber man dem Altmeister damals wie heute nie vorgeworfen, er hätte sich mit seinen Endzeitproduktion nichts gedacht und nur als pure Unterhaltung gedreht. Zivilisations- und Gesellschaftskritik aus der Distanz, das war die Maxime seiner Untoten-Trilogie, Reaktion und Reaktionismus.
Jetzt, im „Land of the Dead“ haben sich die Lebenden in Enklaven zurückgezogen, während das Land den Untoten gehört, eine nur im Komfort modifizierte Version der Ausgangssituation von „Day of the Dead“. Wir händeln jedoch nicht Militär gegen Wissenschaft aus, sondern hier heißt das Thema Klassenkampf, Globalisierung total. Denn die Restmenschheit ist hier in dem ehemaligen Stadtkomplex unbekannter Natur in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft geteilt worden, die Reichen und Verdienten, die in dem Luxuskomplex „Fiddlers Green“ die Sau rauslassen und die klassischen Underdogs, die für eine bessere Welt hautnah an die Untoten ran müssen, wenn sie nicht Wassersuppe schlürfen dürfen.
Gleiches Recht für alle wird also postuliert und weil die Message im Zeitalter der Konzerne schon recht abgedroschen ist, kommt als Sahnehäubchen die Evolution ins Spiel: die Zombies erweisen sich plötzlich wieder als latent lernfähig und erinnern sich konkreter an ihr früheres Leben. Und das bedeutet: auch einen Happen (hohoho) von dem guten Leben, denn wohlgenährt schmeckt besser.
Das Skript ackert die möglichen Facetten dieser Gesellschaft on the edge brav durch: Freundschaft und Kameradschaftsgefühl ermöglichen so einiges im Angesicht des Elends, der aufstrebende Opportunist wird von den Mächtigen erst betrogen, dann gebissen und übt am Ende Rache. Das korrupte System erweist am Ende sogar intern als brüchig und betrügerisch, das Geld wird zur Todesfalle. Zum Schluß tendiert die Situation fast zu so einer Art getrennten Co-Existenz, wenn es auch für die Menschheit keine wirkliche Aussicht gibt, so verabschiedet sich Romero mit seinem mad-max-ähnlichen Kampftruck in eine kommende Morgenröte.
Angereichert mit zahlreichen attraktiven, aber niemals wirklich innovativen Splattereffekten oder einer neuen Härte, stellt sich nun die Frage, ob Romero langsam milde geworden ist. LOTD wirkt nicht sperrig und angriffslustig, sondern mehr als eine Reflexion auf die tatsächliche Gesellschaft, nicht wie die Übersteigerung derselben.
Auch wirken vom Truck bis zu den unterirdischen Zombie-Gladiatorenspielen viele Bilder wie Reminiszenzen an die Kinogeschichte, nie wirkt die Situation wirklich „beyond reality“, sondern richtet sich behaglich im Bizarren ein, so daß die Beklemmung nicht aufkommen will. Stattdessen schlagen sich die Sympathien auf die Seite der Untoten, die hier nun wirklich nur auf ihr Plätzchen in der Gesellschaft aus sind.
Zum Glück bleiben manche Bilder im Gedächtnis, so die das Wasser überwindenden Zombies, John Leguizamos letzter Gang oder zahlreiche überraschende Fangbisse aus dem Hinterhalt. Aber wenn denn dann auch heute noch nur in einem von drei Fällen auf den Kopf gezielt wird und das Erstürmen des Dekadenztempels nur aufgesetzt wirkt, dann weiß man, daß sich die Welt der Zombies nicht wirklich weiterentwickelt hat. Da helfen auch Standardleistungen von Dennis Hopper und Asia Argento wenig, die immerhin mit ihrer Ausstrahlung ein wenig den Geist der 80er beschwören kann (und mit ihrer Garderobe noch was ganz anders...)
Romero hat einen düsteren und sehr auf Enge angelegten Horrorfilm gedreht und dessen Wirkung sollte man im DVD-Premieren-Zeitalter nicht unterschätzen. Er hat sich nie unter Wert verkauft, aber die Radikalität des Filmemachers kommt hier nicht zum Tragen. Das hier ist einfach ein neues Kapitel, welches nach einer weiteren Fortsetzung schreit und das soll hier genügen. Nur nicht auf lange Sicht.
(7/10)