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Rund 20 Jahre nach „Day of the Dead“ schickt George Romero mit „Land of the Dead“ einen vierten Teil seiner Zombiefilme ins Land.
Die Geschichte wird auch konsequent weitergeführt: Die Welt ist zwar von Zombies überrannt, doch inzwischen haben die Menschen sich organisiert und leben in abgeschotteten Städten. Man hat Wachposten errichtet, Versorgungsgegenstände werden von Suchtrupps aus den Überresten außerhalb der Städte geholt. Die jungen Generationen reagieren auch weitaus weniger ängstlich auf die Zombies, sondern sehen es beinahe als Spaß an, draußen die Zombies zu erschießen, während man diese mit Feuerwerk ablenkt. Das gehörte ja zu den Entwicklungen, die sich in den Vorgängern abgezeichnet hatten.
Mit einer solchen Erkundung beginnt „Land of the Dead“ dann auch recht viel versprechend, doch danach zerfastert der Film: Da ist Riley (Simon Baker), der nach Ende seiner Dienstzeit aus der Stadt verschwinden will, und Cholo (John Leguizamo), der eine Wohnung im Fiddler’s Green, dem Wolkenkratzer der Reichen in der Stadt haben will. Als Stadtchef Kaufman (Dennis Hopper) betuppen will, entführt der ein Fahrzeug und droht mit Raketenbeschuss der Stadt. Riley soll ihn aufhalten, während gleichzeitig eine Zombieinvasion ansteht…

Die Story klingt an sich nicht schlecht, doch Romero scheint in den letzten Jahren nichts von einem vernünftigen Spannungsbogen gehört zu haben. Wenig dynamisch wird zwischen den Handlungssträngen (Riley, Cholo, Kaufman, angreifende Zombies) hin- und hergewechselt und einen echten Showdown gibt es auch nicht. Der Zombieangriff erreicht die Stadt ziemlich früh und danach versteht Romero es nicht, das Ganze noch zu steigern: Ein paar Fressszenen, ein Minigegenschlag und alle Unsympathen kommen durch die Zombiehand bzw. –biss zu Tode. Zum Schluss philosophiert der Held dann noch darüber, ob die Zombies nicht auch nur einen Platz haben wollen, wobei die ganze „Dead“-Saga doch ansonsten stets betont, dass Zombies bloß instinktgetriebene Wesen ohne Verstand sind.
Zu diesem Ärgernis kommen noch Logiklücken durch die der ganze Fiddler’s Green Wolkenkratzer durchpasst, angefangen bei Cholos Motivation: Was soll die Erpressung, wenn er das Geld eh nicht ausgeben kann? Glaubt er, dass Kaufman andere Menschenstädte nicht informiert und ihn als Outlaw brandmarkt? Und überhaupt: Warum ist Geld für so viele Charaktere ein Motivation, wo es angesichts einer Welt voller Zombies fast komplett wertlos ist?

Ganz große Romero-Optimisten unterstellen seinen Zombiefilmen ja gerne Gesellschaftskritik und in „Night of the Living Dead“ sowie „Dawn of the Dead“ war sie ja in Ansätzen vorhanden, doch in „Land of the Dead“ gibt es noch nicht mal das. Der Gegensatz arm vs. reich und die obligatorische, im Untergrund brodelnde Revolution sind lediglich Aufhänger für Cholos Erpressungsversuch, ansonsten wird dieser Ansatz gar nicht weiter verfolgt. Über das Gesellschaftssystem der Menschenstadt erfährt man wenig bis gar nichts.
Doch in gewissem Maße ist „Land of the Dead“ jedoch immer noch ziemlich unterhaltsam. Zum einen beginnt der Film ziemlich temporeich mit dem oben angesprochenen Kampfeinsatz und auch sonst sind die Actionszenen ziemlich gut gemacht. Zombies werden massig weggeballert, die Verwendungen von CGI bei einigen Einschüssen stört etwas, doch dafür wirkt die Action hier flüssiger und dynamischer als in Romeros früheren Werken. Auch die Effekte, die einen ordentlich abgestimmten Mix aus guter, alter Handarbeit und unaufdringlichen PC-Effekten ausmachen, überzeugen, es wird zünftig gesplattert, gefressen und gestorben und auch die Zombiemasken sind die wohl besten innerhalb der „Dead“-Filme, was angesichts des Produktionsjahrs allerdings nicht unbedingt ein Wunder ist. Auch die Stimmung ist schön düster, gerade in den dunklen Bildern der Zombiegebiete.

Ebenfalls ist die Konsequenz mit der Romero seine Reihe fortführt: In „Day of the Dead“ hatte sich ja bereits abgezeichnet, dass man die Restintelligenz der Zombies fördern kann, und in „Land of the Dead“ hat Big Daddy (Eugene Clark), ein etwas intelligenterer Zombie, die Führung der Untoten übernommen. Ohne unglaubwürdig zu werden, erlernt er den Umgang mit ein paar Waffen und kann auch einigen anderen Zombies den Gebrauch beibringen. Die Charakterentwicklung auf der menschlichen Seite ist zwar nicht unbedingt wunderbar ausgearbeitet, aber schon besser als z.B. in „Day of the Dead“.
Auch darstellerisch kann „Land of the Dead“ ganz gut abschneiden, wenngleich hier niemand Glanzleistungen vollbringt. Dennis Hopper beherrscht die fiese Sau jedoch spätestens seit „Speed“ aus dem FF und John Leguizami ist in einer Nebenrolle immer gut zu gebrauchen. Simon Baker schlägt sich als Held recht wacker und Asia Argento ist ebenfalls akzeptabel.

Alles in allem ist „Land of the Dead“ dank der stimmigen Inszenierung und der Schauwerte im Bereich Action und Effekte gehobenes Mittelmaß. Leider ist die Geschichte nicht allzu aufregend und gegen Ende bricht der Spannungsbogen mangels Showdown vollkommen zusammen.

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