Review

Wow: Romero setzt nach 20-jähriger Zombie-Abstinenz noch einen drauf und macht aus der Trilogie eine "Quadrilogy". Das muss jeder eingesessene Fan der Filmreihe erst einmal auf sich ruhen lassen...

Das Resultat:
Die Staaten sind mittlerweile komplett von Zombies überrannt worden, vereinzelte Restposten und Zufluchtorte menschlicher Zivilisation sind aber noch vorhanden.
Eine jener Festungen, in welcher das Leben unbeeindruckt seinen alltäglichen Gang fortführt, ist das "Fiddler's Green" - ein Hochhauskomplex, zu dem nur die Reichen und Privilegierten Zutritt haben. Wer gut genug ist hier zu wohnen, entscheidet ein gewisser Kaufman (Dennis Hopper), der Sozusagen-Eigentümer des Gebäudes.
Der vor dem "Fiddler's Green" kampierende Pöbel beginnt aber allmählich zu rebellieren: eine selbsternannte Spezialeinheit droht den Wolkenkratzer mittels eines Raketen abfeuernden Panzer-Gefährts in Schutt und Asche zu legen.
Doch auch die Zombieschar, die sich vor den Mauern des Gebäudes versammelt, wird immer größer. Und zu allem Überfluss scheinen die Untoten langsam aber sicher so etwas wie Intelligenz zu entwickeln...

Uff, das also die Story im Groben. Was sich hier recht simpel gestrickt anhört, sieht im Film aber etwas komplexer aus. Die Story und ihre Umsetzung lassen also durchaus zu wünschen übrig. Doch da dürfte man in diesem Genre bereits Schlimmeres gewohnt sein, und, glaubt mir, dieses Manko würde ich dem Streifen auch verzeihen…

Minuspunkt Numero Uno aber: Intelligente Zombies???
Was soll denn der Kack!?!? Ich bin der Meinung Zombies sollten tumb sabbernd vor sich hin trotten, manchmal vielleicht noch mit heiserer Stimme "Gehirne! Gehirne!" ächzen und ansonsten nur für einen möglichst hohen und blutigen Body Count sorgen. MEHR NICHT!!!!
Wenn ich so mitansehen muss, wie die Zombies hier Waffen benutzen (u.a. sogar Äxte und MGs), miteinander kommunizieren und gar Emotionen zeigen, dann entflammt in mir echt die Sehnsucht nach den alten, grün geschminkten Hirnlos-Zombies aus dem "Dawn of the Dead" der 70er.
Selbst die Statisten mit der Grütze im Gesicht, wie sie bei Fulci oder D'Amato gar oft Verwendung fanden, oder die billigen "reitenden Leichen" hatten mehr Scharm als diese "Abiturienten" hier.
In "Day of the Dead" hat sich diese Entwicklung ja bereits angekündigt (wir erinnern uns, auch da lief ein hochbegabtes Exemplar herum) und auch dort empfand ich diesen „Hirnzuwachs“ als äußerst störend und unpassend.
In "Land" gehören diese Menschen ähnlichen "lernenden Toten" aber fast schon zum Standard...

Die Zombies sind also blöd... äh, intelligent... nerven jedenfalls!
Die Masken und Effekte sind allerdings nicht von schlechten Eltern, wo wir am Mittelpunkt des Interesses eines jeden Zombie-Fans, dem Splatter, angelangt wären:
Es wird ausgeweidet, amputiert, Köpfe werden abgerissen und zermantscht, Gedärme werden zu Hauf verzehrt, blutige Kopfschüsse gibt's auch en masse...
Alles durchaus ganz nett anzusehen. Zombiekenner dürften aber Härteres gewohnt sein und eingefleischte Gorehounds wird hier ebenfalls nix aus den Latschen kippen lassen.
Als kleines Sahnehäubchen gibt sich sogar FX-Guru Tom Savini höchstpersönlich die Ehre, welcher es sich wohl nicht nehmen ließ, zehn Sekunden lang als Zombie im „Sex Machine“-Look durchs Bild zu taumeln. Mächtig dämlich, echt! Aber werden ohnehin nur die wenigsten checken…

Mittlerweile dürfte ja jedem aufgefallen sein, dass ich ein wenig unbefriedigt aus dem Kino gekommen bin... Was gibt's also noch zu schelten?
Der alte "Dawn of the Dead" kam ja mit einer ganzen Wagenladung voll Sozialkritik im Gepäck daher: "Dieser Planet hat es verdient von Untoten überrannt zu werden!" oder "Sind wir in gewisser Weise nicht alle Zombies!?" waren mögliche Schlussfolgerungen oder Interpretationsmöglichkeiten.
In "Land of the Dead" kommen derartige Gedanken nur am Rande auf: Beispielsweise existieren trotz Zombieflut immer noch Klassenunterschiede und das Sagen haben nach wie vor die Reichen und Mächtigen.
Um derartige Schlüsse ziehen zu können, muss man aber schon ein gewisses Näschen haben. An Normalo-Kinogängern dürfte dieser Wink mit dem Zaunpfahl mit ziemlicher Sicherheit spurlos vorüber gegangen sein, da die Message, falls es eine ist, viel zu undeutlich herausgearbeitet wurde...

Und weiter geht die heitere Lästerpartie:
Spannung kommt nur vermindert auf, von Hochspannung oder Schock-Momenten ganz zu schweigen.
Die Darsteller agieren teils teils: Asia Argento ist lecker, aber nicht die Wucht, und Dennis Hopper wirkt mehr als fehl am Platz. Meine Fav’s sind "Manolete" und der ulkige, fette Samoaner ("Ich bin gekommen, um etwas zu tun. Warum stehen wir hier herum!? Tun wir es einfach!!!").
Von morbider, düsterer Atmosphäre fehlt hier ebenfalls jede Spur. Auch kommt die verzweifelte, ausweglose Situation der Menschheit nicht wirklich zur Geltung...

...Oh Mann, ich hätt' echt noch mehr Dampf abzulassen. Im Endeffekt muss ich aber zugeben, dass der Streifen soooo schlecht eigentlich nicht ist, wie meine Zeilen jetzt wahrscheinlich glauben lassen, und dass man hier schon irgendwie ganz angemessen unterhalten und bei Laune gehalten wird.
Da waren die Erwartungen wohl mal wieder zu groß.
Trotzdem komisch: "Kill Bill" und "Sin City" haben bei mir beim ersten Mal sehen nicht so schlecht abgeschnitten...

Der gute Romero hat’s eben einfach nicht mehr drauf, hat er aber schon lange nicht mehr!
„Night of the Living Dead“, „Dawn of the Dead“, „Crazies“ und „Martin“ – das waren gute Filme. Aber Leute, die hat der Typ Ende der 70er gedreht!!!
Was hat der „Meister“ in den letzten Jahren… in den letzten beiden Jahrzehnten sollte ich wohl besser sagen, denn so abgeliefert!?
„Stark“, „Bruiser“ und „House of the Creeping Death“ – mit anderen Worten nur Mist!!!
Na schön, „LotD“ würde auch ich jetzt nicht unbedingt als „Mist“ bezeichnen. Das gelbe vom Ei ist er aber definitiv auch nicht…

Fazit also:
Romero- bzw. Zombie-Fans werd' ich wahrscheinlich eh nicht abbringen können, sich diesen Streifen rein zu ziehen und wer sich in diesem Genre nicht allzu gut auskennt, wird auch todsicher seinen Spaß dran haben.
In meinem Buch der coolsten Zombiefilme ever wird "Land of the Dead" aber mit Sicherheit nur am Rande erwähnt werden.
Da ist der Kultcharakter und der Wille, mir diesen Streifen ein zweites Mal anzutun, halt doch irgendwie zu klein...

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