Sie wandelten wieder und sind nicht gerannt, danke George !
Mit diesen Gedanken im Kopf, aber leider nicht mit den unbeschreiblichen, wirklich orgasmusähnlichen Glücksgefühlen, die mich nach der Erstsichtung aller 3 Vorgänger (Night, Dawn, Day) tagelang durchzuckten, stapfte ich aus dem Kino. Ich bin zwar zufrieden, so richtig besorgt hat es mir Onkel George aber nicht, woran liegt das bloss?
Romero ist der Vater der kannibalistischen Zombiespecies, welcher seit 1968 das Horrorgenre bereicherte. Der Mann aus Pittsburg brachte es wirklich fertig, sich von (Zombie)film zu (Zombie)film zu steigern und ein richtiges Universum der lebenden Toten zu erschaffen. Deshalb muss sich der gute Mann mit seinem neuen Knüller ( welcher übrigens von Legionen von Fans hysterisch erwartet wurde) sehr wohl an seinem Gesamtwerk (nur die Zombiefilme, nur da bewies
Romero wahre Meisterschaft) messen lassen.
Die Meßlatte ist zu hoch, LAND ist nur gut, die Vorgänger sind auch für den Meister unerreichbar.
Die Grundidee von einem abgeriegelten Stadtstaat, in welchem Dennis Hopper als Mischung aus George Bushimuschi und Donald Trump despotisch herrscht, ist ok. Wie die Angelegenheit filmisch umgesetzt wurde muss kritisch beäugt werden. Romero lässt sich leider nicht genug Zeit für seine Figuren. Die Reichen, wohnen im dekadenten Turm "Fiddlers Green" und lassen's sich gut gehen (shoppen, Luxuswohnungen etc.). Die Armen hausen auf den Strassen und die Zombie haben einen Quantensprung in Sachen Intelligenz hinter sich gebracht (wer DAY OF THE DEAD kennt, müsste diese Tatsache als logisch hinnehmen) und wollen in die Stadt. Die Story um die Söldnereinheit und den Panzertruck, vergessen wir mal lieber. Ein anderes "Problem" ist wieder einmal das lächerliche Budget. Während ein gewisser Zacki S. für sein DAWM Remake 50 - 60 Mille verpulvern durfte, hatte Romero wohl höchstens ein Drittel dieser Summe zur Verfügung. In der heutigen Zeit fällt dieses Manko noch viel mehr auf, als in den seeligen 70ern. Ich begründe diese These mal. Die Zombies sehen zwar gut aus, aber der Zuschauer sieht von Anfang an öfters immer wieder die gleichen Gestalten. Die Zombiearmee, welche mich vom Filmplakat grimmig anglotzt, ist so im Film nie zu bewundern. In einer Superszene, in der die Zombies aus dem Fluss "auftauchen" der die Stadt schützend umgibt, zeigt (wenn man genau hinschaut) das ganze finanzielle Dilemma. Sieht man die Zombies von vorne, erblickt man ein paar Leadzombies, die anderen Untoten im Hintergrund kommen aus dem Computer. Ist die Sequenz von hinten gefilmt, steigen Statisten in größerer Anzahl aus den Fluten (Perrücken sind wohl preiswerter als Make Up). Überhaupt die Effekte. Natürlich hat Savinischüler Gregory Nicotero mit seinen KNB Leuten eine ordentliche Arbeit abgeliefert. Trotzdem hätte ich mir Savini Zombies gewünscht. Ich will gefüllte Kondome explodieren sehen und keine Computer Effekte.
Die Filmmusik (vom Keyborder der NDW Kapelle Spliff !) ist stimmig und untermalt das Geschehen solide. Mehr aber auch nicht. Die Musik von Goblin (DAWN) oder John Harrison (DAY) ging einen nicht mehr aus den Kopf und ich höre mir diese noch öftters im Auto oder beim Skatabend an. Das ich mir den LAND Soundtrack ausserhalb des Films gebe, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Obwohl ich schade fand, dass Romero erstmals bekannte Darsteller aufbot, muss ich doch zugeben, dass eigentlich jeder prominente Mime seinen Job gut und glaubhaft rüberbringt. Besonders Simon Baker überraschte mich positiv. Ein Dank an Asia Argento für ihre eher zurückhaltende Interpretation ihrer Filmfigur. Asia ist mir in letzter Zeit doch eher auf den Sack gegangen. John Leguizamo und Dennis Hopper sind solide wie immer. Den Vogel schiesst aber ein gewisser Eugene Clark ab. Dieser mir absolut unbekannte Schauspieler ist "BIG DADDY", der Führer unserer untoten Freunde. Ähnlich wie Howard Sherman als "BUB" in DAY, gibt Clark in seiner Rolle alles und schafft es den Zuschauer Mitleid für sich und seine Gesellen empfinden zu lassen. Wutanfälle wechseln sich mit herrlich leisen Szenen ab. Als die lebenden Leichen die Stadt erobern, greift sich "BIG DADDY" einen Presslufthammer und freut sich über dieses ratternde kraftvolle Werkzeug. Als er das Teil mitschleppen will, zieht er versehentlich den Stecker aus den Kabel und ist sichtlich erstaunt das kein Saft mehr im Gerät ist. Ich hätte mir mehr solche Szenen gewünscht. Auch ein TOM SAVINI Cameo ist zu bewundern. SAVINI trägt zwar den Bikerlook aus DAWN und schwingt das Buschmesser, aber irgendwie denkt man sich, wenn schon TOM, dann bitte mehr TOM. Nochmal zurück zu "BIG DADDY". Ich wunderte mich, dass der Herr im gesamten Film nicht zum Essen kommt. Der Leadzombie scheint nie Appetit zu haben. Ist es doch gerade dieser wahnsinnige Hunger auf Menschenfleisch, der unsere fauligen Freunde so gemeingefährlich macht, oder ? Ich will jetzt auch nicht auf Logikfragen des Gesamtfilms eingehen, ich esse nämlich heute zeitig.
So jetzt ist Schluss mit dem Gesülze. LAND OF THE DEAD ist trotzdem der intelligenteste und originellste Zombiefilm seit DAY OF THE DEAD. Bissige gesellschaftspolitische Anspielungen geben Romeros neuem Werk die richtige Würze. Der Film wirkt trotz der erwähnten Einschränkungen wunderhübsch altmodisch und Bewunderer von George Andrew Romeros Zombietriologie bekommen garantiert schöne Nostalgiegefühle. Die deutsche Synchronfassung ist übrigens (verglichen mit der DAY OF THE DEAD Synchrokatastrophe) erstaunlich gut gelungen. Ich weiss bloss nicht, warum die Zombies anfangs als "Walker" und später nur noch als "Stinker" bezeichnet werden. Die DVD mit Originalton wird Aufklärung bringen.
Sollte sich kein arabischer Ölscheich als Romero Fan outen
und sich bereit erklären einen neuen DEAD Film zu finanzieren, bleibt zu befürchten, dass Romero nach LAND endgültig Feierabend macht. Der Verleih hat schlechte Promotionarbeit geleistet. LAND hat in den USA nicht gut an der Kasse abgeschnitten. Der Film wird Weltweit zwar sein Budget einspielen und Gewinn machen. Von den Einspielergebnissen der RESDENT EVIL Filme oder des DAWN Remakes darf Romero nicht mal träumen.
Wird er wohl auch nicht. Romero hat schon immer Filme für Erwachsene gemacht. Echte Kultfilme eben und die spielen ihr Geld erst mit Verspätung ein.