1968 war es, als ein junger ambitionierter Regisseur namens George A. Romero einen Film brachte, der die Horror-Welt reformieren sollte. Mit "Night of the Living Dead" begann ein Genre sich auszubreiten, das es bis dahin nur in eher unbedeutender Form gab, das Zombie-Genre. Mit dem 10 Jahre später angelaufenen Film "Dawn of the Dead" macht er das Genre dann zudem, was es mitunter auch heute noch ist und schuf damit einen absoluten Meilenstein der Filmgeschichte. Als Abschluss der Trilogie wurde dann auch noch "Day of the Dead" gedreht, der seinen Vorgängern zwar nicht mehr ganz das Wasser reichen konnte, aber ebenfalls noch beste Zombie-Unterhaltung bot. Vor einiger Zeit wurde nun bekannt, dass Romero aus seiner Trilogie eine Quadrologie machen will. Und sowohl eingefleischte Fans, als auch die Splatter-Kiddies von heute, konnten das Ergebnis kaum erwarten. Nun läuft es endlich in unseren Kinos und man kann nur sagen, dass Romero wirklich nichts von seinem Können verlernt hat. Auch sein vierter Dead-Film ist ein atmosphärisches Splatterspektakel der Spitzenklasse.
Storymäßig lehnt sich "Land of the Dead" dabei locker an die Geschichten der meisten Zombie-Filme an, ohne dabei groß vom üblichen Inhalt abzuweichen und ihn dabei trotzdem spannend und interessant zu gestalten. Wie so oft in Zombiefilmen gibt es natürlich auch hier die allseits bestehende Bedrohung der Fleischfressenden Untoten und eine muntere und tapfere Gruppe Überlebender, die sich gegen die Seuche zur Wehr setzt. Dabei verzichtet Romero wieder voll und ganz auf die Einführung in die Geschichte oder seiner Charaktere, sondern versetzt seine Zuschauer gleich mitten hinein, in das blutige Geschehen. Wer unbedingt auf tiefgehende Geschichten oder Charaktere setzt, wird also auch hier enttäuscht. Wenn man allerdings ehrlich ist, braucht man so etwas auch kaum in einem Zombiefilm.
Was man in so einem Streifen hauptsächlich braucht ist Atmosphäre und Blut. Und beides kann "Land of the Dead" in Hülle und Fülle bieten. Lang ist es her, dass ein Horrorfilm sein Publikum so zum schwitzen gebracht hat, wie hier. Die Handlung spielt nahezu komplett des Nachts, was schon einmal einen dicken Pluspunkt auf der Atmosphäreskala bringt. Doch richtig knackig wird diese Atmosphäre vor allem durch die ideal düster ausgefallene Ausleuchtung der Sets und dem hammerharten Soundtrack, der einen nicht wieder loslässt. Während die früheren Dead-Filme ja eher auf ständig wiederkehrende Klänge setzten und den Score hauptsächlich mit dem Stöhnen und Röcheln der Zombies vermischten, so sind es bei "Land of the Dead" vor allem harte und brachiale Musikklänge, die hier durch das Kino tönen. Aber seine Wirkung verfehlen diese Klänge dennoch zu keinem Zeitpunkt. Das Score-Album ist jedenfalls definitiv Pflicht, im Horror-Soundtrack-Regal.
Richtig heftig zur Sache geht es aber vor allem immer dann, wenn die Gore-Effekte in Erscheinung treten und die haben es wirklich in sich. Wie von einem Romero zu erwarten, so geht es auch hier absolut hart und brutal auf der Leinwand zur Sache. Da wird gefressen, gevierteilt, erschossen, zermatscht und zerdrückt, dass die Splatter-Fans aus dem Jauchzen nicht mehr herauskommen dürften. Blut und Gedärm spritzen hier in einer derartigen Fülle über die Leinwand, dass so mancher Horror-Quark von heute, wie ein Kinderfilm wirkt. Was Romero seinem Publikum hier mitunter für Szenen zumutet, hat man wohl seit dem letzten wirklichen Zombie-Film nicht mehr, oder nur sehr selten, gesehen. Die KJ-Freigabe dürfte daher wohl mehr als nur knapp vergeben worden sein.
Die spürbarste Neuheit, gegenüber sonstigen Zombie-Streifen, ist aber die Tatsache, dass die Zombies hier gar nicht mehr so dumm sind, wie sie sonst immer dargestellt werden. Nein, in "Land of the Dead" sind die naiven Toten lernbereit und können nach einiger Übung unter anderem mit einer Waffe umgehen, merken wenn sie von den Menschen verarscht werden oder wo Gefahr auf sie lauert. Diese spürbare Änderung scheint daher sicher nicht jedem Zombie-Fan zu gefallen. Doch wer nicht immer nur nach dem Gleichen strebt, der wird sich über diese nette Idee sicher freuen können. Und wer Angst hat, dass die Zombies in "Land..." nun auch, genauso wie in "28 days later" oder dem "Dawn of the Dead"-Remake, rennen, der sei hiermit beruhigt. George A. Romero lässt seine Zombies auch beim vierten Mal mit wohliger Gemütlichkeit, über ihre Opfer hereinfallen.
Einzig das Ende des ganzen Treiben mag ein wenig enttäuschen. Viel zu abrupt und abgehackt, lässt George A. Romero seine Reise in das Land der Toten enden. Ob das nun am R-Rating liegt, mag ich zwar nicht 100% wissen, doch so wie der Film im Kino ausklingt, ist es nicht ganz zufriedenstellend. Da hätte man sich sicher noch einiges zu sehen gewünscht. Aber vielleicht bringt ja die kommende Unrated-Fassung Abhilfe.
Was die Darsteller angeht, so wird, größtenteils, zufriedenstellendes, Mittelmaß geboten. Hauptdarsteller Simon Baker macht seine Sache soweit ganz gut, auch wenn es ihm hier und da noch etwas an Glaubwürdigkeit fehlen mag. Dazu dann noch eine ganze Riege an verfaulenden Statisten, die allesamt den Zombie-Gang wunderbar drauf haben. Nur Dennis Hopper fällt dieses mal gnadenlos durch. Sein Schauspiel ist hier leider nicht nur extrem lustlos ausgefallen, nein, seine Darstellung eines intriganten Firmen-Bosses wirkt auch an vielen Stellen unfreiwillig tapsig und komisch. Konnte er früher so manch schlechten Film retten, so zieht er "Land of the Dead" eher noch in unverdiente Tiefen, jedes mal wenn er auftritt. Und das haben eigentlich sowohl er als auch der Film nicht verdient. Aber nun gut!
Fazit: Knochenharter 4. Teil von George A. Romeros Zombie-Reihe, der mit seiner schweißtreibenden Atmosphäre und hammerharten Splatter-Effekten, jedem Zombie-Fan, das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Dazu einige mehr als gut gesetzte Schockeffekte und Zombies die schleichen und wissen wie man etwas dazu lernt. Sieht man mal vom abgehackten Ende und einem gnadenlos schlechten Dennis Hopper ab, wird einem wirklich ein ideales Horror-Erlebnis geboten, was noch lange anhält. Jedem Fan der Dead-Reihe sei daher ein Kino-Besuch dringend empfohlen, denn besseren Horror, wird es auf der Leinwand, so schnell sicher nicht wieder geben!
Wertung: 8,5/10 Punkte