Review

Spoiler!

„Der Meister der Zombie Filme macht eine Fortsetzung seiner Erfolgstrilogie!“. Wie ein Waldbrand machte diese Nachricht die Runde und natürlich stiegen bei den meisten Leuten die Erwartungen fast ins unermessliche. Und auch ich, der „Night“, Dawn“ und „Day“, zwar nicht als absolute Meisterwerke betrachte aber sie definitiv für die besten Zombiefilme halte, konnte es kaum abwarten endlich einen neuen Zombie Romero auf der Leinwand zu sehen. Gestern war es endlich soweit und ich konnte mir ein Bild des Streifens in der Originalfassung machen.

Der erste Trailer, sowie die Erinnerung an die letzten George A. Romero Werke, dämpfte dann vorab etwas die Freude und so ging ich nicht mit übermäßigen Erwartungen in den Streifen. Und das war letztendlich gut so. Dieser Film wird die Gemüter ziemlich erhitzen und eines kann man mit Sicherheit sagen, nämlich das Romero nicht viele neue Fans gewinnen wird. Eine würdige Fortsetzung ist „Land“ dann leider doch nicht geworden. Anfangen tut es mit der doch sehr unausgegorenen Story, die teilweise arg unschlüssig ist und einige große Plotholes offenbart. Man bekommt den Eindruck dass Romero eine Grundidee hatte, ohne sich allzu sehr mit dem Hintergrund zu beschäftigen. So wird der Unterschied zwischen den „Reichen“ und „Armen“ recht oberflächlich behandelt. Die Reichen verlassen den Tower halt nicht und leben ein normales Leben(muss sehr interessant sein, täglich immer das gleiche zu machen und in der Mall immer wieder die gleichen Läden zu betrachten) und die Unterschicht lebt in Ghetto ähnlichen Ansammlungen um den Tower herum, in einer Stadt die komplett von Zombies gesäubert ist; was sicherlich bei der Größe viel Arbeit kostete. Dabei geht es nur ums Geld. Wer Geld hat kann in Fiddlers Green aufgenommen werden, wobei es eine lange Warteliste gibt, da der Platz ja nur spärlich vorhanden ist. Wozu man das Geld, in dieser zerstörten Welt braucht, ist eine von vielen offenen Fragen. Macht es im Bezug auf den Tower vielleicht noch Sinn, fragt man sich später warum Cholo (John Leguizamo) unbedingt 5 Millionen $ erpressen will, nachdem er nicht in die Gesellschaft aufgenommen wird und liquidiert werden soll. Oder warum Dennis Hopper bei seiner Flucht ebenfalls die Taschen voller Geld hat? Es ergibt einfach kein Sinn, da das Geld völlig überflüssig ist. Man holt sich doch das was man braucht. Weitere ärgerliche Stellen tauchen auf als die Zombies eine Absperrung vor der Stadt durchbrechen und auf die Stadt zu steuern um am Wasser, welches die Stadt umgibt, auf weitere Zombies zu stoßen die schon lange dort stehen. Diese gingen bisher nicht durch den Fluss um zur Stadt zu kommen. Aber was machen so viele Zombies hinter der Absperrung? Oder Asia Argento meint in ihrer Rolle das sie bisher die Stadt noch nie verlassen hat. Das würde ja bedeuten dass die Stadt schon über zwanzig Jahre so abgeriegelt existiert. Oder als man ihr erklärt wie die Waffen des Dead Reckoning funktionieren und sie es wie ein Videospiel Händeln soll. Die Welt wird seit über 40 Jahre von Zombies heimgesucht, wer hat in der Zeit denn Videospiele erfunden? Warum werden die Zombies, bis auf einmal, immer nur „Walkers“ genannt? Von solchen Momenten gibt es einige im Film und das alleine trübt den Spaß doch erheblich.

Noch trauriger stimmt aber die Inszenierung von George A. Romero. Der Mann ist vermutlich doch schon zu Alt für so eine Umsetzung. Die Bilder die in „LotD“ gezeigt werden sind leider arg limitiert. Es gibt immer nur kleine Bildausschnitte in den Szenen. Große „Moneyshots“ werden gar nicht geboten. Dabei hat man teilweise keine Übersicht wo was ist. Den Standort der Barrikaden vor der Stadt kann man meistens gar nicht zu ordnen, da man nie eine Totale sieht. Auch außerhalb der Stadt gelingt es ihm nicht für die richtige Endzeitatmosphäre zu sorgen. Nur selten sieht man mal ein Wrack, getötete Zombies liegen gar keine rum und mehr als eine kleine Stadt zu Beginn bekommt der Zuschauer nicht geboten. Sollte theoretisch die Welt von Zombies überlaufen sein, hat man hier nie das Gefühl einer ständigen Bedrohung. Die Anfangsszene in „Day of the Dead“ baut mehr Spannung auf, als hier im ganzen Film. Es ist nicht genug die Leute und Fahrzeuge (obwohl der Truck Dead Reckoning schon Cool ist) wie aus Italo-Endzeitfilmen aussehen zu lassen. Und auch die Ghettos der Stadt kann man mit den Vororten der TV-Serie „Dark Angel“ vergleichen. Da wurde reichlich potenzial verschenkt, welches man trotz des moderaten Budgets mit Sicherheit hätte besser einfangen müssen. Überraschend seicht sind diesmal die Charaktere geraten. War das bisher immer eine der Stärken der Trilogie, fällt das hier fast völlig flach. Mehr als ein paar Sätze(bei denen einige noch arg platt sind) mit Hintergrundinfos bekommen die Personen hier nicht zugestanden. So fällt die Identifizierung auch fast komplett weg, welches natürlich der Spannung die Rote Karte zeigt. Vor allem wenn außer Simon Baker(„Ring 2“) kaum eine sympathische Figur auftaucht. Dementsprechend sind die Leistungen von Asia Argento („XXX“), John Leguizamo („Assault On Precinct 13“) oder auch Dennis Hopper, der auch nur eine Rolle spielt die er schon zig mal verkörperte, nicht mehr als solide bis unauffällig zu bezeichnen. Diesen Leistungen passen sich Score(im Film gibt es keine Rockmusik wie im Trailer und wenn Musik mit Vocals zu hören sind, ist es spanischer Hip-Hop), Schnitt und die sehr unspektakuläre Kameraarbeit an.

Auch das Gespür für Subtile politische Töne hat der Zombie-Meister wohl verloren. Hier hätte er teilweise für die doch oft unpassenden Kommentare und Situationen auch direkt ein Schild in die Kamera halten können mit der Aufschrift: „Achtung Politische Message!“
Das sorgt eher für unfreiwilligen Humor. Ebenso wie einige Szenen mit dem Anführer „Big Daddy“. Stört mich die Evolution der Untoten gar nicht sonderlich, hätte man diese aber etwas intelligenter meistern können. Wobei es nicht so schlimm ist wie befürchtet. Nur dass Geschreie (wie verstehen die anderen Zombies daraus eine Aussage?), sowie einige Erklärungen wie das einschlagen einer Holzwand oder der Umgang mit einem Gewehr wirken etwas peinlich. Ebenso die Idee mit dem Feuerwerk und dem dazugehörenden Endbild, welches schon ein fast ein zu positives Happy End darstellt, wirkt unpassend. Gesellt sich aber irgendwie zum Rest, dem einfach die Düsternis und unheimliche Atmosphäre fehlt.

Natürlich hat der Film auch gute Momente. Z.B. ist ein Highlight der Nachtclub indem die Menschen ihre Spiele mit den Zombies treiben, oder sie für Fressen gegeneinander kämpfen lassen. Von solchen Ideen hätte der Film mehr gebrauchen können. Aber auch die Action ist vernünftig, wenn auch nicht übermäßig viel vertreten oder spektakulär. Hier ist der Film ziemlich altmodisch, aber dadurch fehlt dem Film etwas die Dynamik die heutzutage einen Kinoerfolg ausmacht. Dafür wird man mit unübersichtlichen Schnitten verschont; was ein großes Plus ist. Zum Glück gibt es etliche nette Effekte (wobei auch hier wieder Schattenseiten zu finden sind, wie einige schwache CGI Shots von Explosionen oder die Ansicht der Stadt von oben als die Zombies durch die Stadt laufen) die für recht harte Splatterszenen sorgen. Ein Feuerwerk wie die alten Filme sollte man dabei natürlich nicht erwarten, aber für einen Kinofilm geht es gut zur Sache. Härter als das „Dawn“ Remake ist dieser Film definitiv. Dabei werden übermäßig handgemachte Make-Up EFX eingesetzt, aber auch für Blut und Kopfschüsse CGI benutzt. Das sollte aber kein Problem für die Fans sein. Und hier fühlt man sich auch teilweise richtig wohl und erfreut sich an den treiben der Untoten. Mir wären mehr zerfallene Zombies noch lieber gewesen, aber sonst sehen die Masken schon gut aus.

Fazit:
So sehr ich mir ein neues Highlight gewünscht hätte, bin ich letztendlich doch enttäuscht wurden. „LotD“ ist nichts weiter als ein beliebiger Zombiefilm der von Anfang an den Eindruck eines „Direct To Video“ Titels nicht ablegen kann. Die Story ist teilweise ziemlich unausgegoren und will, mit allen drum und dran, nicht so richtig ins Romero-Universum passen. Unverzeihbar sind der Mangel an der richtigen Atmosphäre und die fehlende Spannung. Trotzdem gibt es einige gute Ideen (der Angriff des Kopflosen Priesters ist der Hammer) und das Tempo ist bei knapp über 90 Minuten knackig und trotz allem immer noch unterhaltsam. Vielleicht reißt die Unrated DVD noch etwas raus und dann bin ich der letzte der die Bewertung nicht verbessern würde. Dieser Film wird weiterhin für viel Gesprächsstoff sorgen. Sowohl negativ als auch positiv.

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