Review

Zwar gibt es hier weder einen Wendekreis, geschweige denn einen Söldner, wohl aber einen motivierten Italo-Regisseur namens Antonio Margheriti, der zum dritten und letzten Mal unter der Flagge von Produzent Gianfranco Couyoumdjian in den Vietnam-Krieg zieht.
Anstelle von David Warbeck, der in den ähnlich gestrickten Kriegsfilmen „Jäger der Apokalypse“ und „Höllenkommando zur Ewigkeit“ jeweils die Hauptrolle übernahm, darf nun Giancarlo Prete („The last Jaws - Der weisse Killer“, „Metropolis 2000“) als abgebrühtes Frontschwein, firm in allen erdenklichen Tötungsarten, durch den Dschungel robben und den Charlies zeigen, wo der Bartel den Most holt. So groß sind die Unterschiede zwischen den beiden Schauspielern auch gar nicht, als dass Warbecks Abwesenheit negativ auffallen würde. Prete vertritt ihn allerdings deutlich wortkarger und verbissener.

Das Strickmuster der beiden inoffiziellen Vorgänger „Jäger der Apokalypse“ und „Höllenkommando zur Ewigkeit“ wird für Margheritis dritten Vietnam-Film grundsätzlich nur neu aufbereitet, was wohl auch ein Grund dafür gewesen sein dürfte, dass er kurze Zeit später unter dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich anheuerte und eine illustre Truppe in drei nicht minder unterhaltsame Söldner-Abenteuer schickte, obwohl „Der Commander“ natürlich schwer enttäuschte.

Produzent Gianfranco Couyoumdjian und Autor Tito Carpi griffen für ihr Drehbuch die Elemente der vorangegangenen Filme auf und variierten sie leicht, ohne einen Funktionen Innovation zu investieren.„Im Wendekreis des Söldners“ offenbart sich trotzdem als zwar immer noch empfehlenswerter Dschungel-Actioner, dessen Budget aber noch weiter zusammengestrichen wurde als schon für „Höllenkommando zur Ewigkeit“. Die Helikopter-Szenen aus „Jäger der Apokalypse“ werden hier genauso wiederverwendet wie die diversen Modell-Explosionen, speziell enttäuscht hier allerdings in den zahlreichen Actionszenen der alles andere als rassige Score von Aldo Tamborelli. Gerade im Vergleich mit den beiden artverwandten Produktionen wäre ein treibender Synthesizer-Score wichtig gewesen, wobei immerhin das Titel-Theme überzeugt.

Inszenatorisch präsentiert sich „Im Wendekreis des Söldners“ überraschenderweise wieder deutlich besser als der vorangegangene „Höllenkommando zur Ewigkeit“. Zum Vorteil gereicht dem Film, Margheritis Maßnahme wieder einige Elemente aus „Jäger der Apokalypse“ aufzugreifen und den Schwerpunkt ausdauernder in den Dschungel zu verlegen. Das POW-Thema erfährt dabei später eine besondere Bedeutung. Sogar ein Wiedersehen mit dem rattenverseuchten Gefängnis darf gefeiert werden.
Der Großteil der Handlung spielt in Militärcamps, schmierigen Kneipen und natürlich dem undurchdringlichen Dschungel, in den es Sergeant Maggio (Prete) verschlägt, nachdem er sich einen fürstlichen Haufen Ärger eingebrockt hat. Als Anlass dient der sehr frei von Sam Peckinpahs „Cross of Iron“ abgekupferte Captain Harlow (Antonio Marsina, „Die Weiße Göttin der Kannibalen“, „Der Tag des Söldners“), der seine eigenen Männer rücksichtslos vor die Läufe beziehungsweise in die Minenfelder des Vietcong jagt und sich einen Dreck um die Verwundeten und Toten kümmert. Als Maggio nicht verhindern kann, dass sich ein junger Soldat, den er im Alleingang vom Schlachtfeld zurück zum Stützpunkt geschleppt hat, im Lazarett aufgrund seiner schweren Verletzung das Leben nimmt, brennen bei ihm alle Sicherungen durch und er schlägt seinen Vorgesetzten nieder. Auf eine derartige Undiszipliniertheit hat Harlow nur gewartet und droht ihm prompt mit dem Kriegsgericht. Seinem Gefängnistransport entkommt Maggio nur dank eines Vietcong-Angriffs und landet prompt im Dschungel – Feindesland. Natürlich stolpert er geradewegs in die Hände der FNL, landet in einem Gefangenenlager und bekommt dort das all inclusive Programm (rattenverseuchte Nasszellen, Nahrungsentzug, Folter etc.) für G.I.s geboten...

Obwohl Margheriti auf ziemlich banale Weise anhand oberflächlicher Dialoge kritische Stimmen zu Wort kommen lässt, um „Im Wendekreis des Söldners“ bewusst in die Ecke der Antikriegsfilme zu platzieren, handelt es sich auch hierbei um astreine Italo-Exploitation-Ware in der möglichst explizit dargestellte Gewalt, unzählige Klischees und Vorurteile mit der großen Kelle ausgeschenkt werden. Minutenlange Scharmützel zwischen G.I.s und dem Vietcong gibt es reichlich, werden aber leider zu oft mit Szenen aus den vorangegangenen Margheriti-Filmen ergänzt. Der Regisseur schneidet das Recycling-Material zwar ziemlich geschickt hinein, wer die Ursprungsfilme kennt, identifiziert den Schmu aber ziemlich schnell.

Für dieses Manko entschädigt allerdings mal wieder die atmosphärische Inszenierung. Fiel Margheritis Regieleistung bei „Höllenkommando zur Ewigkeit“ noch etwas ab, so kehrt er hier wieder zu seiner grandiosen Leistung von „Jäger der Apokalypse zurück“ und spart weder mit wirklich derben Verletzungen noch mit expliziten Details (offene Knochenbrüche, eine Selbstoperation ala „First Blood“ etc.). Speziell das schwüle Dschungel-Feeling, sowie die schmuddeligen Bars und das karge Gefangenenlager garantieren dank der authentischen Ausstattung eine herrlich grobschlächtige Atmosphäre. Insbesondere in der Einrichtung des Vietcong kommt der Genrefan auf seine Kosten, wobei dort von „The Deer Hunter“ bis „Rambo: First Blood Part II“ allerhand bekannte Ideen aufgegriffen beziehungsweise vorweg genommen werden. Die Philippinen bilden damit erneut den idealen Schauplatz für einen zünftigen Vietnam-Reißer.

Die Logik bleibt genretypisch natürlich auf der Strecke. Die Motivation des arroganten, unsympathischen und gänzlich verbohrten Captain Harlow, der seine Soldaten nach Belieben verheizt, bleibt wenig konkret und der Sonderkorrespondent Freeman, übrigens gespielt von Margheritis Kumpel Luciano Pigozzi, ein ungenutzter Pappkamerad mit überzogenen Ambitionen das wahre Gesicht des Krieges propagandaunwirksam zu publizieren.
Anstatt Kampfgebiete einfach mit Napalm zu bepflastern, landet man dort beispielsweise lieber innerhalb eines knapp bemessenen Zeitrahmens mit Hubschraubern und wird prompt aufgerieben.
Immerhin garantiert der Film so massig Dschungel-Scharmützel inklusive hoher Verluste auf beiden Seiten und traurige Schicksalen in unbeschönigender Art und Weise. „Im Wendekreis des Söldners“ zeigt also durchaus die negativen Seiten des Krieges auf und stellt ihn nicht als unterhaltsamen Abenteuerspielplatz dar, tut dies aber natürlich mit viel Berechnung. Speziell einige Dialoge zielen zu offensichtlich auf negative Stimmen ab und die finalen Auflösungserscheinungen kurz vor Kriegsende geben einige zu überzogene Disziplinlosigkeiten wieder.

Giancarlo Prete erledigt seinen Job in der Hauptrolle überraschenderweise besser als David Warbeck, weil man ihm das wortkarge Frontschwein eher abnimmt als Warbeck seine Filmegos. Mit seiner ruhigen Art, dem einmaligen Wutausbruch oder später der wachsenden Verzweiflung nebst Erschöpfung im Foltercamp des Vietcong bringt er eine gewisse Sympathie mit und hat mit Luciano Pigozzi oder Antonio Marsina zwei dankbare Akteure an seiner Seite, die schauspielerisch ebenfalls überzeugen können.

In knackigen 85 Minuten walzt Antonio Margheriti das Thema nicht übermäßig aus, sondern sorgt durchgehend für Unterhaltung ohne in den Leerlauf zu schalten. Einige Dialoge sind zwar arg abstrus, man bewegt sich aber noch (meistens) in einem erträglichen Bereich. Die deutsche Synchronisation fällt dabei übrigens positiv auf (Manfred Lehmann synchronisiert Giancarlo Prete).
Da das Hauptaugenmerk darauf ausgelegt wurde, Maggio möglichst oft im Dschungel zu beschäftigen, wo er sich im Alleingang, mal leise und mal lauter, durch die zahlenmäßig weit überlegenen Vietcong-Truppen nach Kambodscha schlägt, werden speziell Fans dieser Filmgattung ohne Vorbehalte bedient, obwohl der Film durchaus zu eigenartigen Stilblüten (z.B. die Kokosnuss-Plantage) neigt

Das melancholische Ende trifft genau den richtigen Ton und offenbart ganz zum Schluss ungewohnt dramatisches Feingefühl von Margheriti, der zu dem Zeitpunkt wohl schon wusste, dass dieses Thema nach drei sehr ähnlichen Filmen für ihn zu Ende sein würde. Die Flucht Maggios vor dem Vietcong und den eigenen Leuten, sowie das abschließende Duell mit Captain Harlow ruft von Verfolgungsjagden über kurze Feuergefechte bis hin zu einer zünftigen Keilerei noch einmal alles ab, was Margheritis Dschungel-Actioner so unvergleichlich macht.


Fazit:
Mit im „Wendekreis des Söldners“ drehte Antonio Margheriti seinen dritten und letzten Vietnam-Kriegsfilm, der sich vor den beiden inoffiziellen Vorgängern keinesfalls verstecken braucht, obwohl er ärgerlicherweise zu viel Stock Footage recycelt. Die mitunter surreale Stimmung, Margheritis Regie, gute Schauspieler und die fesselnde Atmosphäre holen die Kohlen allerdings aus dem Feuer. Dabei macht besonders Giancarlo Prete eine gute Figur.
Ansonsten besitzt der Film die typischen Attribute einer reißerischen Italoproduktion jener Zeit. Viel Action und ein hoher Grad an explizit dargestellter Gewalt gepaart mit einer unkomplizierten Story ergeben einen kurzweiligen, schmuddeligen Kriegsactioner vor exotischer Kulisse. Antonio Margheriti beherrschte diese Art von Filmen wie kein anderer in Italien und läuft auch hier zur Höchstform auf. Das Budget hat offenbar nicht mehr ganz gereicht um an „Jäger der Apokalypse“ anzuknüpfen, in den deutschen Kinos lief der Film damals trotzdem noch recht erfolgreich.

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