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  „Election“ erzählt die Story von Lok (Simon Yam) und Big D (Tony Leung Ka Fai), die beide um die Wahl (Election) zum Anführer ihrer Triade buhlen. Im Zentrum der Handlung steht, neben den Verhandlungsgesprächen unter den diversen Gruppen-Führern der Triade, die Jagd nach dem Statussymbol des Anführers, dem Drachenzepter. Wer von den beiden letztendlich das Rennen macht wird hier natürlich nicht verraten!
Wer hier einen weiteren typischen Johnnie-To-Film erwartet wird wieder mal enttäuscht werden! Die Zeiten als sich To auf den Spuren von John Woo bewegte sind wohl vorbei. Keine stylish umgesetzten Feuergefechte, kein reanimiertes heroic bloodshed wie in den frühen Filmen! Fehlanzeige! To versucht sich weiterzuentwickeln – und zwar in Richtung etwas vielschichtigerer Stories. Ungefähr am bisherigen Hongkong-Highlight, der Infernal-Affairs-Trilogie, und auch westlichen Film-Highlights (Der Pate), orientiert..
Der Machtkampf um die Führung der Triade bzw. das Zepter verläuft hier größtenteils verbal und artet nur selten in offener Action aus. Da die ganzen Dialog-Szenen etwas zu lang geraten sind und auch nicht wirklich interessant umgesetzt wurden, trat anfangs doch etwas Langeweile beim betrachten auf.Dies mag eventuell an einer Drehbuchschwäche liegen, andererseits könnte ich mir hier aber auch vorstellen, daß es eventuell an einer schwachen Übersetzung oder Synchronisation liegt.


Insgesamt ist ein eher ruhigerer Aufbau der Story zwar schon mal als durchaus positiv zu bewerten, für asiatische Produktionen gilt dies sowieso im doppelten Sinne, aber leider gesellt sich zum ruhigen Aufbau auch noch eine ziemliche Langeweile, gepaart mit jeder Menge an wirren Handlungen und einem Tony Leung Ka-Fai alias Big D, der von Drehbuchsgnaden ein fast schon vergessenes Feuerwerk an allen möglichen und auch unmöglichen Unarten des vergessen geglaubten Hongkong-Kinos abbrennt. Nervig, laut, dumm usw. usw. ... Alles wird hier bedient!
Dieser Big D alleine hat schon das Potenzial, jeden interessierten Zuschauer innerhalb kürzester Zeit dazu zu bringen, sich die Fernbedienung zu schnappen und darauf nach dem „Stop-Button“ zu tasten. Gottseidank kriegt der Streifen dann aber doch noch die Kurve und versöhnte mich mit einem Ende, daß beide Hauptcharaktere in einem ganz anderen Licht erscheinen läßt und nebenbei auch noch gut inszeniert ist.
Wie eingangs erwähnt versucht sich Regisseur To von den reinen Action-Streifen weg in die Richtung von Streifen à la „Pate“ zu bewegen. Also mehr Dialoge, eine tiefergehende Charakterzeichnung, Handlung usw. wurden wohl angestrebt.
Leider ist es beim streben danach größtenteils auch geblieben. Zumindest für Zuschauer, die noch nicht mit der asiatischen Mentalität konfrontiert wurden! Vieles, was bei einem asiatischen Publikum gut bis sehr gut ankommt ist für uns als westliches Publikum schlichtweg Gift in Sachen gute Unterhaltung. Schaut man sich aber mal einen Film mit den hier geschilderten, negativen Zutaten in einem Kino irgendwo in Asien an, dann versteht man seine (eigene, kleine) Welt plötzlich nicht mehr.

Spricht man das Publikum dann auch noch auf den Film an, dann bekommt man als deren Plus-Punkte am gesehenen Film ziemlich genau das zu hören, was einem selbst am absolut wenigsten gefallen hat und umgekehrt.

An dieser Stelle wird wieder einmal der Kommerz-Druck deutlich, unter dem heutzutage Filme produziert werden. THINK BIG! In diesem Fall, bedeutet dies, einen Film zu drehen, der nicht nur für einen begrenzten, asiatischen Markt vorgesehen ist, sondern auch noch Kohle aus dem Rest der Welt einbringen soll, deshalb auch die seltsame Mischung aus typisch asiatischen und westlichen Zutaten.
Unter solchen Aspekten betrachtet ist „Election“ eigentlich sehr interessant geraten, denn Regisseur To schafft es irgendwie die Interessen beider Kulturkreise unter einen Hut zu bekommen und ohne hier zu spoilern kann man sagen, daß „Election“ leider genau dann endet, als er am besten ist!
Fazit: „Election“ ist über 2/3 seiner Spielzeit aus den genannten Gründen schwer zu ertragen, bietet aber ein durchaus gelungenes Schlußdrittel, daß etwas für den anfänglichen Käse entschädigt und dazu auch noch richtig Lust auf „Election 2“ macht!

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