Review

Ein Jahr nach dem Erfolg von „Die Drei Musketiere“ folgte die Fortsetzung „Die Vier Musketiere – die Rache der Mylady“ in den Kinos.
Regisseur Richard Lester handelte sich beachtlichen juristischen Ärger ein, da sich die namhafte Besetzung von ihm (zurecht) getäuscht sah, weil sie nur für einen und nicht für zwei Filme bezahlt worden war. Die Schauspieler erhielten später recht und eine Nachzahlung, dem Film hat es nicht geschadet, da das komplette Werk sonst verstümmelt und weniger stabil geraten wäre.

Der zweite Film nimmt den Faden direkt nach dem Ersten wieder auf und konzentriert sich erneut auf das Duell zwischen den Musketieren und der bösen Mylady de Winter, die sich hier allerdings erstmals überhaupt begegnen. Die allseits bekannte Vorgeschichte zwischen Athos und Mylady erfährt man in diesem Film erst jetzt im Verlauf.
Ansonsten hat der Film nicht überaus viel zu bieten, was den Inhalt angeht, man spürt die Streckung deutlich. Es gibt einen weiteren Handlungsstrang rund um den Earl of Buckingham und die Königin, D’Artagnons Constance muß entführt und befreit werden, doch im Grunde bleibt es eine schmale Rachgeschichte, die Lester wieder mit endlosen Degenduellen und Slapstickprügeleien aufgefüllt hat.

Besondere Qualität hat dabei ein Intermezzo in der Mitte des Films, als die vier Haudegen während der Belagerung von La Rochelle auf einem zerstörten Kastel mitten in der Schlacht frühstücken – hier trifft Lesters Humor genau die richtigen Pedale zwischen Irrsinn und britischer Komödie, zu dem wirklich alle beitragen dürfen.

Freunde des Romans werden sicherlich kaum zufrieden sein über die Kürzungen, wer jedoch auf Action und Duelle steht, hat seine wahre Freude, allein das Finale in einer Abtei führt alle Beteiligten wirklich an ihre physischen Grenzen.

Durch die Back-to-Back-Produktion waren selbstverständlich wieder alle Beteiligten dabei, wobei das Schwergewicht der Handlung eindeutig mehr auf Artos liegt und Finlays Porthos noch mehr für die Komik zuständig ist. Das fällt in diesem hinreißenden Gewimmel aber eh kaum auf, denn Michael York sorgt ebenfalls für reichlich Komik, sein Diener (Roy Kinnear) ebenfalls und Lesters Tendenz zu zusätzlichem Statistenslapstick ist noch ausgefallener.

Das wird durch die deutsche Synchronisation noch unterstrichen, denn leider wurde (abgesehen von Charlton Heston), der gesamte Sprechercast ausgetauscht, was sich in den meisten Fällen leider nicht ganz so gut macht (Ausnahme: de Funes-Stimme Gerd Martienzen als Porthos), aber (im Vergleich zum dritten Film) noch ganz akzeptabel ausfällt. Daß jedoch außerhalb des Bildes auf Teufel komm raus gekalauert wird, ist wohl schon dem Rainer-Brandt-Run zuzuschreiben.

Dadurch wirkt das ungewohnt grimmige Ende leider etwas unpassend, ist jedoch erfrischend pointiert, wobei die Hinrichtung der Mylady in zahlreichen Fassungen unverständlicherweise jedoch geschnitten wurde (sie wird verhaftet und kurz darauf hört man schon von ihrer erfolgten Hinrichtung).

Ansonsten hat sich der hohe Kostüm- und Ausstattungsstandard natürlich gehalten und der Drive konnte auch nicht verloren gehen, das Ergebnis wirkt lediglich etwas eskapistisch und episodisch, jedoch mit dem nötigen Spaß an der Sache. (7/10)

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