Die Verfilmung von „Die drei Musketiere“ von Richard Lester ist wohl der am besten gelungene Versuch, dass Werk von Dumas auf die Leinwand zu bannen. Dabei gibt es genug Versuche, bei denen Regisseure die Abenteuer von d’Artagnan möglichst nahe an der hinlänglich bekannten Geschichte ins Bild gesetzt haben. Was also macht dieser Version so einzigartig?
Zuerst einmal ist es Lester gelungen, die Story weg von dem antiquierten Mantel- und Degenfilm zu einer realistischeren Variante zu überführen. Der Muff älterer Versionen ist nicht zu spüren. Die Charaktere sind keine stutzerhaften Helden mehr, sondern werden mit ihren Schwächen liebevoll, aber glaubwürdig in Szenen gesetzt. Umgekehrt ist der Film nicht so modern und effektlastig, wie sein Nachfolger daher kommen. Lester hat genau die richtige, zeitlose Mischung gefunden.
Der Film versteht es auch, eine selbstverständlich sehr saubere, aber doch knisternde Erotik in das Spiel seiner Darsteller zu integrieren. Da ist ein Held nicht Held der Ehre wegen, sondern weil er handfeste Interessen an der zu beschützenden Dame hat. Warum sollte auch bei einer Geschichte, die stark auf verbotener Liebe basiert, die Erotik zu kurz kommen. Diese Erotik paart sich in der Version von Lester mit einem angenehmen Humor, der nur selten in plumpe Zoten abfällt.
Ebenfalls sehr gut gelungen ist die Darstellung des höflichen Lebens im Kontrast zum Alltag des absolutistischen Frankreichs. Hier sind die Verhältnisse des Bürgertums wirklich schäbig, während sich der degenerierte Potentat in seinem Prunk langweilt. Der Film, spart nicht mit stimmungsvoller Ausstattung, kann natürlich aber nicht auf Effektorgien heutiger Produktionen zurückgreifen. Ich denke, hier wurden die kommerziell möglichen Mittel sehr erfolgreich ausgeschöpft.
Aber der größte Pluspunkt ist die unglaubliche Besetzung des Films. Vor allem Oliver Reed und Michael York sind traumhafte Besetzungen. Selbst der von mir nicht sonderlich geschätzte Richard Chamberlain zeigt hier ansprechende Leistungen. Ihnen zur Seite stehen bezaubernde Frauen wie Raquel Welch, Geraldine Chaplin als leicht unbedarft wirkende Königin ohne Bezug zu den von ihr angerichteten Schäden und die fantastisch agierende Fay Dunaway als verruchte Lady De Winter. Der Set wird komplettiert durch super besetzte Schurken. Christopher Lee und der sonst so nette Charlton Heston sind absolut ernst zu nehmende Gegner. Mir persönlich gefällt aber auch der unscheinbare Diener von d’Artagnan sehr gut.
Wer also die Geschichte von Dumas mag, aber sich an dem Pathos früherer Verfilmungen stört, ist mit der Version von Lester optimal bedient. Die Umsetzung ist hochkarätig und höchst unterhaltend. Von mir 9 von 10 Punkten. Genau das richtige für 102 Minuten nette, aber trotzdem ansatzweise anspruchsvolle Entspannung.