Konnte beim filmischen Vehikel zum fünften Album der Beatles wirklich was schief gehen? Sicherlich nicht. Doch was Richard Lester hier leistete, war - ebenso wie schon "A Hard Day's Night" - absolut richtungsweisend.
Die Clips zu den einzelnen Songs, um die der Film gebaut ist, strotzen nur so vor (damals) innovativen Kameraeinstellungen und lassen in Sachen Charme vieles, was die Musikindustrie heute abliefert, unispiriert und ausgelutscht aussehen. Doch damit nicht genug. Auch der restliche Film - um eine hanebüchene Story, in der die Fab Four von religiösen Fanatikern und zwei britischen Wissenschaftlern gejagt werden - kann punkten. Lester schickt die vier Jungs aus Liverpool durch Filmset gewordene Knallbonbons, die schneebedeckten Alpen, über englische Wiesen, in den Buckingham Palace und letztlich auf die Bahamas und beweist dabei zu jedem Zeitpunkt ein geradezu fantastisches Auge für bildliche Ästhetik.
Gags werden in mindestens minütlicher Frequenz eingestreut. Ob alle davon sitzen, ist Geschmackssache. Doch die Cockneys in indischer Religionsmontur und die James Bond-Parodie in Form eines mit Gadgets versehenen Transportwagens, der darüber hinaus den Namen des berühmtesten Kaufhauses Londons trägt, sollten jeden halbwegs anglophilen Menschen vom Hocker reißen. Apropos James Bond: man könnte sogar behaupten, dass dieser, 1965 produzierte Film ein direkter Einfluss für die James Bond-Franchise war, denn die Ski-Verfolgungsjagd gab es bei beim britischen Weltretter erst drei Jahre später.
Doch auch für die Musik der Beatles war der Film nicht weniger als richtungsweisend. Die Tambura, die beispielsweise die psychedelischen Harrison-Songs "Love You To" (1966) und "Within You Without You" (1967) so sehr charakterisiert, ist im Film bereits zu hören.
Als Zeitdokument und in Sachen filmische Umsetzung von Populär-Musik ist "Help!" nur schwer zu überschätzen. Wenn überhaupt.