Heston! Fonda! Coburn! Ford! Mitchum! Wagner! Holbrook!
Präsentiert in Sensurround!
Der zehnterfolgreichste US-Film 1976!!!
Gut, jetzt mal im Ernst: diese stargespickte Bockwurst von Film trägt zwar allerlei Gutes als Schrift auf seinen Kleidern umher, versagt aber im Wesentlichen als Big-Budget-and-Cast-Kriegsactioner von altem Schrot und Korn kläglich. 1976 war die große Zeit der Kriegsfilme patriotischer Natur zwar schon fast vorüber (obwohl Richard Attenborough ja noch an seiner Großtat „A Bridge too far“ schraubte, der praktisch alles ausbügelt, was dieser Film hier falsch macht…) und die meisten größten Schlachten und Offensiven des WW2 schon auf Film gebannt, aber wenn es um die Schlacht im Pazifik geht, kriegen die Amis praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit patriotische Nackenstarre, ungefähr so wie die Deutschen bei „Stalingrad“ stets gefühlsumflort inne halten.
Das Positive mal zuvorderst: Jack Smights Film bemüht sich halbwegs um eine gut sortierte Schilderung der taktischen Abfolge vor Ort, bringt das unübersichtliche Schachspiel gut vor die Kamera und positioniert die Japaner (die natürlich ungefähr 50x mit „Japse“ bezeichnet werden, irgendwann ist auch mal gut…) nicht als Klischeegegner, sondern als würdige Gegenspieler, deren Plan am Ende eher durch Zufall und Unglück nicht aufgeht, während die Amerikaner einen glücklichen Moment ausnutzen können, um die See- und Luftschlacht für sich zu entscheiden.
Damit hört es dann aber auch schon auf, denn „Midway“ präsentiert sich als eine über zweistündige Aneinanderreihung von Bürogesprächen und Lagebesprechungen, Studio-Cockpitaufnahmen und vorgeblichen Archiv-Originalaufnahmen.
Letztere sind mit Sicherheit dabei gewesen, eine Menge der betont „unscharfen“ Aufnahmen stammt aber als „stock footage“ aus einer Reihe von anderen Kriegsfilmen sowohl aus den Staaten wie auch aus Japan, die Midway-Szenen sogar aus „Tora! Tora! Tora!“. Wirklich dreist wird es aber, wenn sogar Spitfires und Messerschmidts aus „Luftschlacht von England“ verwendet werden, wobei wirklich spektakuläres Material bei der vielen Herumwirbelei nun auch wieder nicht dabei ist. Die Model-Shots sind wiederum maximal Mittelklasse zu nennen.
Echte Flugszenen (abgesehen von den Luftaufnahmen des stock footage) mit Darstellern gibt es überhaupt nicht, stattdessen endlose ausgesprochen billig aussehende Studioaufnahmen mit von unten gerüttelten Cockpits, in denen die Darsteller nichts zu tun haben, außer ggf. in Großaufnahme zu sterben.
Damit erledigt sich auch aus heutiger Sicht der Einsatz von „Sensurround“, das im Jahr 76 noch aufregend und neu war, aber wie ein nachträglich konvertiertes 3D dem Film auch nur nachträglich aufgepropft wurde.
Was die Stars angeht, so gehört der Film – schon aufgrund der fiktiven Alibi-Handlung nebenbei – einzig und allein Charlton Heston, während die ganzen übrigen Stars praktisch nur mehrminütige Cameos abliefern. Während Fonda am Anfang noch länger am Geschehen teilnimmt, darf Coburn beispielsweise gerade mal eine Minute Bedenken anmelden und Mitchum macht sich einen Spaß als mit einer Hautkrankheit ans Lazarett gefesselter Admiral Halsey. Robert Wagner steht nur kurz im Hintergrund herum. Ford, Webber, Holbrook und Mifune haben wenigstens ein paar Inserts mehr, zu schauspielerischen Glanzleistungen reicht es aber aufgrund des steten „Besorgt Dreinblickens“ jedoch nicht.
Nebenbei gibt es dann noch einen „kritischen“ Subplot rund um Hestons Captain, seinen Fliegersohnemann Tom und dessen eingelagerte japanische Verlobte, die die kontroverse Internierungspolitik nach Pearl Harbor noch mal quer diskutieren dürfen. Wirklich dramatisch ist das leider auch nicht.
Was komplett fehlt, ist etwas visuell wirklich Mitreißendes, das extra für den Film gedreht wurde, aber das kommt überhaupt nicht vor – immerhin genügen die historischen Ereignisse, um den Film in der ersten Hälfte flott voran zu tragen. Wenn es dann aber in den Infight der Flieger geht, wird es wirr und unübersichtlich und die Ergebnisse müssen nachträglich immer mitgeteilt werden, wobei auch nicht alles Gezeigte wirklich historisch so verbürgt ist.
So kann ich „Midway“ nicht mal sorgfältige Nachstellung gutschreiben, eher den Film unter Generalverdacht stellen, ein relativ preisgünstiges Cash-In aufgrund seine uniquen Bastel-Looks zu sein und den Großteil des Budgets für Gehaltsschecks verpulvert zu haben. Das US-Publikum fand es trotzdem knorke, aber wer die übrigen in diesem Text erwähnten Kriegsfilme genossen hat, wird hier schwer enttäuscht werden.
Wenn es mal wieder regnet und die wöchentliche Zeitschrift mit dem teilweisen Flugzeugträgernachbau wieder vorzeitig eingestellt wurde – sonst eher nicht. (4/10)