Wenn man blind in die Hardcore-Gore-Kiste greift, kann man einfach Glück haben und hervorragende (wenn auch harte) Filme herausziehen, wie z.B. „Men behind the sun“ - aber manchmal greift man auch vollkommen daneben und in diese Kategorie gehört „All night long“. Die Geschichte ist schnell erzählt: Drei Außenseiter wie sie im Buche stehen (der Schüchterne, der vermeintlich Coole und der brillentragende Musterschüler) treffen sich zufällig an einem geschlossenen Bahnübergang. Mit ihnen wartet eine junge Dame, die aus unerklärlichen Gründen von einem auftauchenden Freak abgestochen wird – wer hier „realitätsnahe“-SFX erwartet, dem muss ich leider schon hier, den Wind aus den Segeln nehmen. Dieses einschneidende Erlebnis, Zeugen eines Mordes geworden zu sein und das Ganze überlebt zu haben, bringt die Drei näher zusammen … und was wäre eine bessere Idee, als dass die Drei sich dazu entschließen auf den Schock erstmal eine Party zu geben? Klar, sie haben weder Freunde noch eine Freundin (sie sind schließlich Außenseiter), aber trotzdem setzen sie sich gegenseitig unter Druck am kommenden Dienstag alle in Begleitung einer jungen Dame auf der Party zu erscheinen. Während sich der eine an den schuleigenen „Zuhälter“ wendet (im Austausch dafür, darf der fette Zuhälter mit Augentick bei dem Streber Hausaufgaben abschreiben), entscheidet sich der Schüchterne für die klassisch, romantische Art und zerschneidet die Fahrradkette eines Mädchen, um als Retter in der Not, sie wieder zu reparieren. Nachdem der vermeintlich Coole erfolglos sein Telefonbuch durch hat, findet er eine scheinbar Nymphomane, während er mit seiner teuren Karre durch Tokyo fährt (wie das so genau dramaturgisch erklären ließ, blieb mir leider verschlossen) – so eigentlich Ende gut, alles gut, aber wir haben es ja mit drei Verlierern zu tun, deshalb: stellt sich die Nymphomane als eiertretende nach „spermastinkende“-Männerhasserin aus, übergibt sich der Musterschüler über das vermittelte Date und der Romantiker führt seine Freundin direkt an die Stelle, an der er tags zuvor eine Gang Molotovs werfen sehen hat – woraufhin diese seine Freundin vergewaltigen und ihn verprügeln. Der darauf folgende Racheakt endet in einem fast shakespearesken Ende, aus dem nur der verrückt lachende Musterschüler entkommt (o.k. eigentlich lachen zwischenzeitlich alle verrückt, vermutlich um schauspielerisch anzudeuten, dass man an der Grenze zum Wahnsinn steht).
Sicherlich könnte der Plot einen zu mindest annehmbaren Film motivieren, allerdings schafft es „All night long“ nicht mal zu einem einigermaßen unterhaltsamen Film. Nicht nur, dass auf eine schlüssige Dramaturgie verzichtet wird (ich fahre mit meiner neuen Freundin durch Tokio und weil mir vor ein paar Tagen die kahle Brücke unter der diese gefährliche Gang lebt so gefallen hab, nehm ich sie gleich wieder mit ihr dorthin – schließlich hat sie nur angedeutet, dass man auch zu ihr gehen kann …). Vielleicht hätte der Film auch sozialkritisch werden können, allerdings werden die Charaktere erst gar nicht ausgebaut und im besten Fall kann man hier von Archteypen sprechen, bleibt letztlich nur der Gewaltgehalt, der den Film noch „sehenswert“ machen könnte (schließlich wird ja auch damit geworben) – aber auch da muss man sagen, schafft man es gegen seine Langeweile und Müdigkeit zum Ende des Films (an dem die Gewalt eigentlich erst einsetzt), dann reißt einen das da Gezeigte nicht vom Hocker. Daher gibt es von mir nur:
2 von 10 Punkten (weil ich schon Schlechteres gesehen habe, aber nicht sehr viel)