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Bei einem bestialischen Mord am helllichten Tage überschneiden sich die Lebenswege von drei jungen Männern, welche diesem unfreiwillig als Zeugen bewohnen mussten.
Um den Abgründen der menschlichen Seele und des grauen Alltags den Rücken zu kehren, beschließen die drei mehr oder weniger ziellos durchs Leben treibenden Gestalten, genau eine Woche nach ihrem Kennen lernen eine kleine Privat-Party zu veranstalten. Für weibliche Begleitung muss natürlich jeder selbst sorgen…
Doch die Suche nach einem Mädel für diesen Abend stellt sich schnell als „Mission Impossible“ heraus:
Typ 1 – ein Großmaul und Pseudo-Weiberheld – fällt auf eine Männerhasserin herein, die ihren ganzen Groll an ihm auslässt
und Typ 2 – eine Daumen lutschende Brillenschlange – schafft es kaum, mit einem Mädchen zu sprechen, ohne sich dabei übergeben zu müssen.
Einzig Typ 3 scheint tatsächlich das Mädchen seiner Träume kennen gelernt zu haben. Leider wird diese jedoch vor seinen Augen von Junkies vergewaltigt und ermordet.
Als sich die drei dann an besagtem Abend treffen, sind alle völlig am Ende. Doch der Waffenschrank von Papa ist nicht abgesperrt und Typ 3 hat noch eine Rechnung mit einem Rudel Fixern zu Begleichen…

ALL NIGHT LONG ist ein von Anfang bis Ende pechschwarzer und zutiefst pessimistischer Blick auf eine trostlose Einöde genannt Erde, die nur von hasserfüllten, triebgesteuerten und gänzlich dem Wahnsinn verfallenen Kreaturen besiedelt wird, die sich gegenseitig lieber anspucken, als einander ein Lächeln zu schenken.
Dinge wie Glück, Hoffnung oder Zufriedenheit werden komplett ausgeklammert, werden nur sehr dezent und sublim mit der Anwesenheit eines gelben Spielzeugflugzeugs angedeutet (sehr nettes Stilmittel), werden ansonsten aber sofort im Keim erstickt.
Untermalt wird die hier ansässige Depri-Stimmung von einem nicht minder düsteren Gitarren-Geschrammel (Ein einfach wahnsinnig geiler Score!), der kargen, menschenfeindlichen und Fabrik betonten Großstadt-Kulisse und hängenden Mundwinkeln und Seelen soweit das Auge reicht.
Sehr eindringlich dargestellt wird auch der Baukasten-artige Mechanismus genannt Alltag, in dem jedes noch so kleine Menschlein zum funktionieren und vor sich hin ticken gezwungen ist, und aus dem es kein Entrinnen gibt.
Von der Atmosphäre her setzt ALL NIGHT LONG also fast schon Maßstäbe.

Einziges Manko: die Story. Die beginnt zwar sehr spannend und lässt bis zum Ende hin eigentlich auch keine wirklichen Spannungseinbrüche aufkommen, der Showdown, in welchem die drei wütenden Loser mit einer Gruppe Punks kurzen Prozess machen, lässt aber etwas zu wünschen übrig und hätte auch ruhig ein wenig deftiger ausfallen können…

…wo wir beim Thema wären: Den ALL NIGHT LONG-Filmen wird ja bekanntlich ein fortgeschrittener Härtegrad, sprich ne tüchtige Portion Hardcore-Splatter, zugute gehalten, was ich jetzt nur halb unterschreiben würde.
Zugegeben, es geht hier schon teilweise sau sadistisch zu: Es wird vergewaltigt, erniedrigt und gedemütigt was das Zeug hält.
Die Gewalt fällt aber bis auf die hammerharte Anfangsszene, in der ein Irrer ein Schulmädchen absticht, gar nicht mal SO visuell aus, sondern findet eher auf der psychischen Ebene statt. Nicht einmal der Showdown, der ja eigentlich einen wutentbrannten Racheakt darstellen soll, kommt übermäßig rot daher…
Brutal ist hier vor allem der triste, meiner Meinung nach leider gar nicht mal so realitätsfremde Grundton, der wie ein fettes Kind, wenn es sich auf einen setzt, auf die Magengegend drückt und heftig negative Vibrations aufkommen lässt.

Fazit:
Ein Brutalo-Drama. Ein Depri-Schocker. Ein Film, den man sich kurz vorm Selbstmord noch schnell reinziehen kann.
Trotz seiner B-Movie-Grundlagen technisch und inhaltlich absolut erste Sahne.
Als Rache- oder Folterstreifen geht ALL NIGHT LONG zwar eher weniger durch, da am Schluss einfach der orgiastische Ausbruch fehlt,
die pessimistische, lebensverneinende Grundstimmung trifft mit ihrer „Life sucks“-Attitüde aber voll ins Schwarze.
Ein Klassiker des "Schlecht drauf sein"-Kinos, die Negativ-Variante zu "Das Sams" und so ziemlich der Film mit den meisten psychotischen Lachanfällen.
Sehr sick, sehr düster, ...sehr geil! Für Fans des „etwas anderen Films“ ein Muss!

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