„Dead Men Walking“ ist ein Film, den man auf jeden Fall nicht vergisst. Das erste Mal gesehen habe ich ihn tatsächlich in der Oberstufe auf dem Gymnasium. Die Handlung ist allerdings nichts für schwache Nerven und Menschen, die bei der gezeigten Thematik durch eigene Erfahrungen vorbelastet sind.
Die Nonne, gespielt von Susan Sarandon, begleitet den anfangs als mutmaßlichen Vergewaltiger und Mörder dargestellten Häftling, gespielt von Sean Penn, als Beistand bis zur Vollstreckung seiner Hinrichtung, da er für die Taten schuldig gesprochen wurde. „Dead Man Walking“ ist wohl der Satz, der im (amerikanischen) Gefängnis ausgesprochen wird, wenn der Gefangene auf dem Weg zu seiner Hinrichtung ist und durch den Flur an den anderen Zellen vorbeigeht. Der Film lebt insbesondere von den Schauspielern und ihrer Darbietung und verzichtet auf Action-geladene Sequenzen.
Missglückte Botschaft?
Dass der Film grundsätzlich eine Haltung gegen die Vollstreckung der Todesstrafe haben soll oder zumindest beide Sichtweisen gut aufzeigt, kann ich allerdings nicht bestätigen. Vielmehr finde ich, dass insbesondere die Inszenierung der am Ende gezeigten Hinrichtung mit den Zwischensequenzen der grauenhaften Taten, die zu eben genau dieser geführt haben, bei mir und auch bei vielen anderen dazu geführt haben, dass die Meinung eher die folgende gewesen ist: Im gezeigten Fall hat der Verurteilte, der auch wirklich schuldig gewesen ist, die Strafe für seine Tat leider vollends verdient!
Todesstrafe – ja oder nein?
Viel schlimmer noch, wirken die Aktionen des Täters im gesamten Film als sehr heuchlerisch. Die angebliche Reue, die selbst ernst gemeint solch schlimme Taten nicht ungeschehen machen kann, sowie auch der missglückte Lügendetektor-Test, der diese angebliche Reue nur noch heuchlerischer wirken lässt, machen ihn als Menschen nicht grad sympathischer.
Da fällt es dem Zuschauer schwer Mitleid oder Mitgefühl mit diesem zu haben. Wieso auch? Wenn er unschuldig gewesen wäre, sähe dies vermutlich anders aus. Bei dem aufgezeigten Charakter ist aber das absolute Gegenteil der Fall. Wer jemanden kennt, dem eine schlimme Tat widerfahren ist oder der sich ausmalt es würde die eigenen Kinder, Geschwister oder andere geliebte Menschen treffen, der wird am Ende des Films wohl nicht gegen die Todesstrafe in dem gezeigten Fall sein.
Um hier eine Position gegen die Todesstrafe einzunehmen, hätte man wohl eher Fälle falscher Verurteilungen in die Handlung einbauen müssen. Diese sind natürlich wirklich tragisch, haben aber nichts mit dem gezeigten Verbrecher zu tun. In „Die Jury“ ist wohl auch kaum jemand auf der Seite, der durch den Vater des Opfers getöteten Vergewaltiger und (Fast-)Mörder.
Fazit
Wer diesen Film zur Bekräftigung seiner Meinung gegen die Todesstrafe oder weil er noch keine Meinung hat schauen will, der sollte dies lieber lassen. Wer den Film relativ Meinungs-frei schauen kann, wird aber gut unterhalten. Ob man Dead Man Walking gesehen haben muss ist schwer zu beurteilen. Er ist definitiv sehenswert, aber vielleicht nicht wegen der Botschaft, die er angeblich haben soll.