Ob man "Dellamorte Dellamore" etwas abgewinnen kann, hängt davon ab, mit welchen Erwartungen man an den Film herangeht. Wer einen Italozombie a`la Fulci erwartet, wird enttäuscht, wer allerdings bereit ist, sich auf eine ungewöhnliche Interpretation des Untoten-Genres einzulassen, der wird von Michele Soavi`s Film angenehm überrascht sein.
Francessco Dellamorte ist, zusammen mit dem zurückgebliebenen Gnaghi, Totengräber auf einem italienischen Kleinstadtfriedhof. Das interessante an diesem Friedhof ist, dass die Toten sich sieben Tage nach ihrem Begräbnis selbst exhumieren und sich auf die Suche nach Menschenfleisch begeben. Die beiden Friedhofsarbeiter haben alle Hände voll zu tun, sich der unerwünschten Wiederkehrer zu erledigen und die nächtlichen Massaker vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Bald häufen sich aber ungeklärte Morde in der Stadt und Dellamorte gerät immer mehr zur Zielscheibe der polizeilichen Ermittlungen. Der aber trauert noch seiner Geliebten nach, die er, in der Annahme, sie wäre ein Wiederkehrer, per Kopfschuss in die ewigen Jagdgründe schickte. Als sich Gnaghi auch noch in den abgetrennten, aber quicklebendigen Kopf der verstorbenen Bürgermeisterstochter verliebt, droht die Situtation in dem idylischen Kleinort zu eskalieren...
"Dellamorte" hat den Ruf eines etwas anspruchvolleren Horrorfilms, der sich nicht allein auf blutige Details stützt, sondern auch eine Geschichte zu erzählen hat. Das halte ich selbst für ziemlich überzogen - denn, auch wenn der Regisseur ungewöhnliche und teils fast märchenhafte Bilder und Symbole verwendet, bleibt der Film was er ist: Trash.
Die Geschichte hat viele Lücken und Logikfehler und teilweise scheinen die Handlungsweisen der Charaktere völlig realitätsfremd.
Der Kommisar beispielsweise stellt sich dermaßen dumm an, dass jeglicher Anspruch an eine ernstzunehmende Geschichte verloren geht. Die Gründe, warum Francessco Dellamorte für die Polizei nicht verdächtig ist, könnten kaum fadenscheiniger sein. Da hilft als Erklärung auch nicht der Pakt zwischen Dellamorte und dem Tod.
Auch der Bürgermeister sorgt für einige Lacher. Der will nämlich seine Wahlplakate mit einem Foto seiner verstorbenen Tochter versehen, um an das Mitleid der Wähler zu appelieren. Zur Belohnung wird er kurz später von deren Kopf gebissen.
Es gibt noch mehrer solcher skurrilen Einfälle von völliger Realitätsfremde, die der Regisseur scheinbar als Kontrast zu der düsteren, surrealen Grundstimmung einsetzt, die nur manchmal von witzigen Passagen unterbrochen wird.
Es ist schwer "Dellamorte Dellamore" zu bewerten, da man keine Vergleichsbeispiele hat. Der Film ist praktisch Genreübergreifend.
Der Begriff Drama passt wohl noch am besten, da die Zombiepassagen eher nebensächlich eingestreut wurden. Dazu kommt dann noch eine gute Portion B-Movie Flair, wenn z.B. die Irrlichter auftauchen und die Fäden an denen diese "schweben" deutlich zu erkennen sind. Um den Cocktail noch zu verfeineren gibts auch noch etwas Erotik, die stilsicher und morbide gefilmt wurde.
Ich verstehe jeden, der mit dem Film nichts anfangen kann, aber einen Blick sollte man riskieren. 7/10