Review

Michele Soavis filmische Adaption von Tiziano Sclavis Romanvorlage gab Mitte der Neunziger den Fans von intelligenten Phantastikfilmen wieder tonnenweise Hoffnung.
Und wahrlich: Die tragisch-absurde Geschichte über den innerlich zerrissenen Friedhofsgärtner Dellamorte (ein sparsam agierender Rupert Everett), sein zwischen Abscheu und Mitleid erweckendes Faktotum Gnaghi (grossartig: der französische Punkmusiker François Hadji-Lazaro), die weibliche Verführung in drei Ausführungen (das finnische Model Anna Falchi) und der ewigen Suche nach der Liebe hat Qualitäten, die man im (italienischen) Horrorfilm selten findet. Allenfalls die Werke von Bava und Argento stehen auf der gleichen Stufe.

Zwischen groteskem Humor und dem feinfühligem Gespür für die diversen Gefühlsarten der Liebe verwob man philosophisches Hintersinnen und morbide Erotik, und Makeup-Künstler Sergio Stivaletti lieferte ein paar comixartige Splattereffekte, die eher rar gesät sind, aber genau dadurch wirken. Das alles ist wunderschön gefilmt und ausgeleuchtet, erfreulich unhektisch zusammengeschnitten (Soavi lässt sich Zeit), aber leider auch schwach gespielt (vor allem die italienischen Nebenfiguren agieren meist dilettantisch). Die Musik ist zwar bombastisch und passend, man hätte hier aber besser keine Synthesizers, sondern ein Orchester verwendet. Für mich klingen diese Synthesizerklänge irgendwie nach sterilem Plastik. Auch sind die philosophischen Erkenntnisse nicht gerade neu oder zum Weiterspinnen anregend.

Trotzdem verdient “Dellamorte Dellamore“ einer der Spitzenplätze im italienischen Horrorkino, weil er atmosphärisch, surreal, erotisch, melancholisch, poetisch, einfühlsam und gleichzeitig zynisch, blutig und hart ist. Und er besitzt so viel Tiefgang wie alle Filme der Wichtelhirne D’Amato, Deodato, Lenzi und Scavolini zusammengenommen.

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