Review

Angriff der Klamauk-Bots

Episode III Star Worse

Es ist schwer jemanden noch zu mögen, wenn er einem in den ersten zwei Minuten die man ihn kennt auf die Schuhe kotzt.
Ungefähr so fühlte ich mich ab der ersten Minute im neuen Star Wars-Film. Ich hatte meine Erwartungen nach Episode I und II ja schon heruntergeschraubt, ich dachte, wenn ich wenig erwarte, dann könnte ich auch nicht enttäuscht werden... Aber es ist Herrn Lucas ein weiteres Mal gelungen, über zwei Stunden auf meinen Kindsheitserinnerungen herumzutrampeln und einer charmant-naiven Weltraumfabel bei lebendigem Leib des Herz herauszureissen.

Dabei wollte ich den Film irgendwie mögen, mich am Ende der Trilogie irgendwie mit Star Wars versöhnen. Doch selbst wenn ich den dämlichen Anfangstext ignoriere öffnet der Film mit einem Totalausfall.
Christopher Lee und irgendein digitaler Hühnerhabicht mit Keuchhusten namens General Grievous haben angeblich den späteren Imperator Palpatine gekidnapped und Obi-Wan und Anakin eilen zur Rettung. Was der Anfang einer rasanten Raumschlacht sein könnte, entpuppt sich aber schnell als Knallerbse, denn wie schon in Episode 2 dienen Droiden mal wieder als Comic Relief, fragt sich nur Relief wovon, denn noch ist im FIlm gar nichts passiert...
Das hindert Lucas aber nicht daran die Klamauk-Bots auf Obi-Wan loszulassen, das es nur so zirpt. Lustige Geräusche und Roboter-Slapstick vom schlimmsten - fast als wären die Drei Stooges zusammen mit Adam Sandler und Chris Rock als Blechbüchen wiedergeboren worden. Stolpern, holpern, tischirpen... wer dachte die furchtbare Szene aus Episode 2 in der C3PO und R2D2 durch eine Fabrik torkeln durfte, wären an Peinlichkeit kaum zu toppen, der wir dhier zum ersten Mal eines besseren belehrt. Die ersten 20 Minuten des Films sind ein einziger Roboter-Kalauer. Das selbst R2D2 mittlerweile rumhüpft, fliegt und springt wie ein Transformer dem ne Duracell im Hals steckt, wundert da auch nicht mehr.
Reiner Klamauk, der nichtmal von groß annoncierten neuen Bösewicht General Grievous halt macht. Der stammt wie der Großteil des Films komplett aus dem Rechner und sieht auch so aus. Es ist nur konsequent das er nach einem Drittel des Streifens bereits den Stecker gezogen bekommt, nachdem Obi-Wan ihn mit einer Kampfeidechse auf dem Planeten Fred Feuerstein verfolgt und zur Strecke bringt. Hatte ich erwähnt das er in einen Röhnrad flieht? Hatte ich die Kampfeidechse erwähnt?
Es ist wieder einmal schwer zu sagen, was mich mehr genervt hat: Immer wenn eine schlecht getrickste Actionszene kam, wünschte ich mir es würde wieder Handlung kommen, aber sobald die Figuren anfingen zu reden, wünschte ich mir sie würden das Maul halten und wieder vor der Blue-Screen rumhüpfen.
Blue-Screen - vielleicht ist sie schuld daran, das ausser Ewan McGregor keiner der Darsteller irgendeine Form von Schauspielkunst vermittelt. Selbst ehrenwerte Akteure wie Samuel L. Jackson und Ian McDiarmid knallchargieren das einem die Augen bluten. Die subtilen Verführungskünste des Imperators der versucht Anakin auf seine Seite zu ziehen sind in erster Linie langatmig und ungefähr so subtil wie ein Stich ins Auge mit einem spitzen Stock.
Wie war das noch in der Werbung? Wir erleben Anakins inneren Kampf mit? Seine Zerrissenheit auf dem Weg zur Dunklen Seite? Aus dem trotzigem Jammerlappen in Teil 2 ist lediglich ein unsympathischer, selbstgerechter Trottel geworden, der scheinbar den IQ einer Blattschneiderameise hat. Selbst wenn Palpatine ihn direkt vor seinen Augen verarscht, hinterfragt er ihn nicht und nimmt es stattdessen als Anlaß diesem ewige Treue zu schwören.
Das die Dialoge zwischen Anakin und seiner angeschwängerten Prinzessin Larifari mal wieder so ekelhaft künstlch sind, das sie selbst bei Verliebt in Berlin als zu unrealistisch rausfliegen würden, braucht man nach Teil 2 eigentlich nicht mehr zu erwähnen.

Wirklich, ich wollte den Film mögen, wenigstens ein bißchen. Aber von der ersten Minute an macht er es mir sehr sehr schwer.
Warum sehen drei Jahre nach Gollum und Herr der Ringe die Tricks von Star Wars immer noch aus wie ein X-Box-Game? Warum war es nicht möglich irgendwelche Sets zu bauen ansttat die Akteure die ganze Zeit vor Blue-Screen zu filmen und dann ohne die Lichtstimmung anzugleichen in irgendwelche hintergründe zu stanzen. Selbst in Momenten in denen es nur um zwei Leute in einem Raum geht, selbst wenn Anakin mit Obi-Wan spricht wurden eindeutig beide getrennt aufgenommen und schlecht digital zusammengefügt. Warum?
Warum muss das Baby das Ewan McGregor am Ende im Kreissaal im Arm hält digital eingefügt werden? Kann eine 120 Mio. Dollar Produktion nicht für den Moment ein echtes Kind organisieren? Etwas das in jeder TV-Serie möglich ist? Der Film wimmelt vor warums. Warum müssen ehrenwerte Figuren lächerlich gemacht werden. Mutierte Yoda im letzten Film schon zu einem Dizzy-Devil verschnitt, darf er diesmal bei Chewbacca auf der Schulter hocken. Ich hab nur noch drauf gewartet, das der Wookie sich eine Augenklappe umschnallt und der alte grüne Yedi-Meister loskräht "Yoda will nen Keks!" - Yo ho ho ho, a Jedis Life is fun.
Überhaupt ist der Auftritt der Wookies völlig unnötig, aber würde man anfangen von unnötig zu reden, wäre der Film wohl kaum 60 Minuten lang.
Die einzig passable Actionszene - gemessen an den neuen Filmen, nicht generell an guten FIlmen - ist das Schlussduell zwischen Obi-Wan und Anakin. Sicher ist es keine Offenbarung und die es einleitenden Dialoge erzeugen bei mehrmaligem Hören sicher bösartige Tumore im Ohr ("Anni du brichst mir das Herz!!!"), aber zumindest sieht der Lavaplanat nicht ganz so lieblos dahingerendert aus wie der restliche Film. Auch wenn die Blue-Screen-Ränder um Anakins-Füsse die ganze Zeit bedrohlich flackern und mehr schlecht als recht mit digitalem Rauch kaschiert werden.

War noch was? Ach ja. Yoda ist besser gemacht als in Episode I und II, aber schlechter als die Puppe in den alten Filmen. Warum er sich im Endkampf mit Palpatine mit Riesenaschenbechern beschmeisst und dabei auch noch verliert, bleibt allerdings ungeklärt. Genau wie die Frage ob die dicke Tine von RTL für die scheussliche Innenausstattung von Prinzessin Larifaris Apartment zuständig ist. Ein Kitschkack-Alptraum komplett mit Fototapete und Zimmerspringbrunnen und Zierkissen. Fehlen eigentlich nur noch ein David-Hasselhof-Poster, Diddl-Mäuse und eine Lavalampe. Oder hat Anakin das so eingerichtet? Wenn ja wäre schön frühzeitig erkennbar gewesem das er der dunklen Seite verfallen ist.

Im Endeffekt bleibt mir nur die Hoffnung, das Lucas von weiteren Filmen Abstand nimmt. Das er irgendwann enteignet wird um sein Werk vor ihm zu schützen, das die Trickschmiede WETA den Trickbeamten von ILM so lange Feuer unterm Arsch machen, bis sie lernen endlich mal wieder gute Spezialeffekte zu basteln und das Hayden Christensen zum Friseur geht.

Beruhigend ist es am Ende lediglich zu sehen, das Handwerker wohl auch in Zukunft gewohnt lahmarschig bleiben... wie anders erklärt sich die 20jährige Bauzeit für den ersten Todesstern.

Bah. Humbug.

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