Review

Das wars – von Star Wars!
Nun ist es wohl vorbei mit der Kinomagie, die dritte (und angeblich letzte) Episode der Saga von den Sternenkriegen ist jetzt unter uns und irgendwie ist auch ein wenig Erleichterung und Aufatmen dabei, daß man es jetzt hinter sich hat.

Kritik von allen möglichen Seiten, vergrätzte Fans, Vorwürfe wegen totaler Berechnung mit der George Lucas seine Prequel-Trilogie durchgeplant und umgesetzt haben soll, die allumfassende Merchandising-Machinerie, die schon immer ungeliebt war – das füllte so manches Forum, so manchen Kinosaal.
Die „Episode 1“ war zu kindisch, „Episode 2“ angeblich zu verkitscht und nun also Episode 3 – das dunkelste und bitterste Kapitel.

Ich nehme mir an dieser Stelle die Freiheit, auf Inhalte im Großen und Ganzen nicht noch mal einzugehen, denn Lucas Vorgehensweise, Mythen zu plündern und in Tüten wieder auszugeben, geht auch dieses Mal auf.
Wenn man so möchte trifft hier Hitlers Machtübernahme aushend aus den Trümmern der Weimarer Republik auf Shakespearesche Rache- und Liebesdramen, wie üblich vollgeschossen mit Effektsequenzen erster Sahne und ohne Ende.

Substanzielles erwartet man von Lucas eh schon lange nicht mehr, mehr Eye-Candy mit Gefechten, Schlachten und Verfolgungsjagden. Der introvertierte Regisseur, dessen Fähigkeiten zur Schauspielerführung geradezu legendär unterentwickelt sind, kann ordentlich auffahren und inszenieren, aber Dialoge sind nun mal nicht seine Welt.

Viel falsch machen konnte er in diesem letzten Kapitel nicht, denn von Anfang an war klar, wer denn nun überleben mußte, um sich in die nächste Trilogie zu retten und wen man möglichst aufsehenerregend noch um die Ecke bringen mußte.
Die Frage, der ganzen Prequel-Trilogie war: wie kompliziert baut er die Machtübernahme auf und da leistete er mit Episode 3 Beachtliches, der schon ein gewaltiger Fortschritt gegenüber Teil 1 war.
Und wenn man das alles visuell auf sich zurauschen sieht, dann vermeint man tatsächlich, das alte Star Wars-Feeling mit "Die Rache der Sith“ wieder aufleben zu sehen. Der Film hat Drive, er bietet beeindruckende Bilder, ausgefallene Kamerawinkel, reichlich Schlachten, Tote, sozusagen Liebe, Drama, Wahnsinn im Übermaß.

Und dennoch: weniger Thrills waren selten drin in einem Star Wars-Film!
Das hängt hauptsächlich damit zusammen, daß man ganz genau weiß, wohin man sich bewegt. Lucas hat 140 Minuten, um aus dem sperrigen Anakin einen fiesen Sith-Lord zu machen, der Jedi-Schüler eigenhändig meuchelt – um ihn dann zu dem röchelnden, maskentragenden Darth Vader zu machen, den wir alle kennen. Gleichzeitig dürfen maximal Obi-Wan und Yoda entkommen, die Zwillinge Luke und Leia müssen geboren werden und am Ende ist die Republik im Arsch und das Imperium ausgerufen.
Wir wissen genau, daß wir uns von Mace Windu und anderen Jedis verabschieden müssen und wir wissen natürlich längst, daß Palpatine das andere Ich von Darth Sidious ist.

Und was immer sich daraus ergeben könnte, Lucas liefert.
Mit Prunk und Pomp und Krach, nach dem Prinzip: hat es schon keine wirkliche Spannung, dann machen wir eben einen Thrill-Ride draus.
Nur, damit wird der eh schon eher auf Kinder und Jugendliche zugeschnittene SW-Ton sogar noch holpriger und kindischer.
Ausgehend von einer vollkommen überladenen Sternenschlacht (bei der man Demontagedroiden abwehren muß, die wohl eine Spitze in Richtung „Matrix“ darstellen sollen) müssen Obi-Wan und Anakin erst mal Palpatine befreien und stellen dabei mal wieder die Möglichkeiten von Schwerkraft, Menschenkraft und Jedi-Kunst komplett auf den Kopf. (Unglaublich, was die Jedi ab Teil 4 alles nicht können!). Gleichzeitig gibt es reichlich Zwischenschnitte, in denen R2-D2 so etwas wie Slapstickalbereien mit anderen Kampfdroiden ausführt – was in seiner Direktheit („Du spinnst wohl!“) geradezu barbarisch plump ist.

Was das Kippen Anakins zur dunklen Seite angeht, so holperts dramaturgisch gar zu mächtig, denn niemandem, am wenigsten Lucas selbst, ist eingefallen, wie er einen Hauptcharakter, den er mit Mühe halbwegs sympathisch gemacht hat, richtig schön schnell unsympathisch werden lassen kann. Den Mord an Dooku kann man mit der Versuchung durch Palpatine noch erklären, aber später wird’s geradezu ärgerlich, wenn er Ewigkeiten braucht, um auf die offensichtliche Identität seines Kanzlers zu kommen.
Noch wirrer wird’s dann im In-Fight zwischen Mace Windu und dem Kanzler, in dem man halbwegs erwartet, daß er im Affekt (wegen der Macht über Leben und Tod) den Kanzler schützen will und den Jedi tötet, aber stattdessen wechselt aus dem Stand plötzlich Mace Windu die Seiten und will den Sith Lord meucheln, worauf der Angriff Anakins als eine Art Jedi-Kodex-Notwehr erscheint.
Daß der versuchte und mit Schuld beladene Anakin daraufhin nicht ein einziges Mal mehr Zweifel oder Schuld empfindet und wahlweise seine Augenfarbe wechselt, macht das Geschehen nicht plausibler.

Gleichzeitig erscheinen auch hier die Jedi wieder meistens als planvoll, aber wenig innovativ oder phantasievoll agierende Gruppe, die allesamt (vor allem Yoda) auf Dauer wohl Tomaten vor den Augen haben.
Ebenfalls wenig überzeugend ist auch der Schlußkampf auf der Vulkanwelt Mustafar, ein endlos erscheinendes, aber selten wirklich überraschendes Gefecht, bei dem man eigentlich annehmen müßte, daß die Fertigkeiten Anakins mit dem Lichtschwert dem oft sehr brav wirkenden Obi-Wan schnell die Hosen ausziehen würden, aber stattdessen erweist sich der bärtige Meister ausgerechnet da als der Bessere.

Wie überhaupt die vielen Todesszenen kaum wirklich eindrucksvoll inszeniert wurden: Dooku scheint plötzlich keine zusätzlichen Jedi-Kräfte mehr zu haben, die Yoda so eindrucksvoll auf Abstand hielten; General Grievious (dessen ständige asthmatische Husterei im Falle eines Droiden komplett überflüssig, unlustig und unpassend erscheint) stirbt nach hartem Fight einen faden Tod per Pistole; Mace plumpst einfach aus dem 1243. Stock und auch Anakins Verstümmelung ist nicht mit der Spannungssteigerung visualisiert worden, die sie verdient hätte. Padme dagegen verzichtet zusätzlich einfach auf ihren Lebenswillen.

Konstatieren kann man, daß Lucas die Breitwand ganz vortrefflich steht, aber wirkilche Höhepunkte einfach nicht umsetzen kann. Wenn sich Vader von seiner Krankentrage erhebt/löst/losreißt, wirkt er so klobig wie Frankensteins Monster und hat so gar nichts von der Aura des bösen Sith Lords, den wir so lieben. Seinen blamablen Nein-Schrei hat vermutlich die deutsche Synchro zu verantworten, dazu also keine Kritik.

Dem Übermaß an Effekten und Kämpfen stehen die Figuren/Schauspieler auf verlorenem Posten gegenüber. Samuel Jackson hat außer seiner Todesszene eigentlich wieder nichts zu tun, Ewan McGregor ist zu brav, Amidala hält sich vornehm schwanger zurück, C3-PO ist kaum mal im Bild. Punkte machen kann eigentlich nur Jimmy Smits als Bail Organa und Yoda wird für eine ausgiebige Kampfszene noch einmal benutzt. Ansonsten Anakin und Palpatine und wieder von vorn.

Daß dabei die Dialoge geradezu von klassisch schlechter Art und Güte sind, versteht sich bei Lucas von selbst, aber so dünn, albern und geschmacklos hat er selten geliefert. Die romantischen Passagen sind nicht mehr klebrig, sondern lachhaft, die dramatischen zu wortreich.
Aber die wirklich aufwändigen Kämpfe entschädigen ja für einiges, auch wenn man in den großen Schlachtszenen meist nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll. In diese Richtung also durchaus Komplimente.

Trotzdem arbeitet man im Kopf einfach die Liste ab, wartet von einem Showcase zum Nächsten und vermißt dennoch den „sense of wonder“, den alles überragenden „money shot“, der den Film zum unvergeßlichen Erlebnis macht.
„Episode 3“ ist eine Leistungsschau des Films an sich und des unterhaltsamen phantastischen Films im Besonderen, er ist optisch jeden Cent wert, der hineingesteckt wurde – aber er entbehrt jeglicher Innovation, hat praktisch keinen eigenen Charme und kann so auch keine Strahlkraft zum Wirken bringen.

Der moderne Prometeus – wieder mal ohne echte Seele.
Und dennoch mußte ich ihn sehen. Nun kann ich schlafen gehen.
Vorhang! (7/10)

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