Ein dunkler Kinosaal, eine gespannt tuschelnde Menge, eine allgegenwärtige Vorfreude... plötzlich verstummen alle Nebengeräusche, als das bislang gedimmte Licht vollständig der cineastischen Dämmerung weicht. Die ersten Kiefer klappen tiefer, als die 20th Century Fox - Fanfare das Ende der Eiswerbung und den Beginn des Films ankündigt.
Und dann kommt es, wie es kommen musste:
Die Ärger über die kindische, naive Episode I, das herablassende Schmunzeln über die kitschigen Liebesdialoge in Episode II, das Herummäkeln an dem gewöhnungsbedürftigen Zeichenstil der "Clone Wars" - wenn zwei simple Textzeilen ein Abenteuer in einer "weit entfernten Galaxis" ankündigen und kurz darauf John Williams klassisches Sternenkriegs-Thema aus den Boxen donnert, ist alle Skepsis doch wieder wie weggeblasen.
Und diesmal – größtenteils – zurecht.
Kurz zum Inhalt:
Die Klonkriege treten in ihre entscheidende Phase: Während im Orbit über Coruscant eine erbitterte Raumschlacht entbrennt, entführen die Separatisten unter Count Dooku und General Grievous Kanzler Palpatine. In einer waghalsigen Rettungsaktion gelingt es den Jedi-Rittern Obi-Wan Kenobi und Anakin Skywalker, den Politiker zu retten. Doch etwas macht dem Jedi-Rat sorgen: Der Kanzler zögert nicht, sich mit weiteren Sonderbefugnissen auszustatten, und zeigt beunruhigend großes Interesse am jungen Skywalker. Während in der Galaxis der verheerende Krieg fortgesetzt wird, erkennen die Jedi zu spät jene Verschwörung, die den dunklen Lord der Sith an die Spitze eines künftigen Imperiums stellen und dem Orden der Jedi den Untergang bringen wird...
Nun zum Film an sich:
„Star Wars: Episode III: Die Rache der Sith“ ist als abschließender Film der Prequel-Reihe zur klassischen „Star Wars“ – Trilogie gleichzeitig auch der beste und erwachsenste der neuen Teile und bildet einen würdigen Übergang zur folgenden (20 Jahre später spielenden) „Episode IV: Eine neue Hoffnung“. Lucas schafft es diesmal tatsächlich endlich wieder, großes Unterhaltungskino abzuliefern. Die Geschichte vom Wandel Anakins hin zu Darth Vader, dem Erzbösewicht der Science Fiction, sein Wechsel zur dunklen Seite der Macht, verläuft gradlinig, schnörkellos und ohne Überraschungen. Die Grundsteine waren in Episode II bereits gelegt, jetzt spult Lucas routiniert Palpatines Verführungs- und Verwirrungsspiel ab, so dass das ganze Drama – trotz seiner Rasanz und der zu offensichtlichen Naivität Anakins – funktioniert. Dann zeigt uns Lucas, was wir schon lange aus Obi-Wans Erzählung an Luke in „Episode IV“ wussten: Anakin, nun Darth Vader, sorgt für den Fall der Jedi, indem er einen nicht gerade kleinen Teil von ihnen gleich eigenhändig ausrottet, einschließlich der Jünglinge, was – wenn auch „offscreen“ geschehend – schon ein sehr mulmiges Gefühl im Magen hinterlässt. Am Ende wird die Republik zum dunklen Imperium, Darth „Palpatine“ Sidious zum Imperator, und Anakin zu Darth Vader – eine operative Lebenserhaltungsmaßnahme, da, ähnlich wie Gerüchte schon seit Jahren ankündigten, nach dem Duell mit Obi-Wan mit anschließendem unfreiwilligen Lava-Kontakt nur noch ein verkrüppelter Torso von Anakin übrig ist. Die Transformation durch die dunkle Rüstung lässt ihn als den uns wohl bekannten Darth Vader auferstehen, und auch dies funktioniert tatsächlich.
Dazu gibt’s eine gewaltige Raumschlacht am Himmel über Coruscant, ein Klonkriegsgefecht auf dem Heimatplaneten der Wookies (inklusive Kurzauftritt von Chewbacca), einige Liebesszenen mit Padme (glücklicherweise nicht mehr so Rosamunde-Pilcher-kitschig wie im Vorgängerfilm), einige gutgelaunte R2D2-Momente (der gerade in der ersten halben Stunde die besten Szenen hat), jede Menge Lichtschwertduelle und zum krönenden Abschluss sogar noch ein episches Duell zwischen Yoda und dem Imperator, mein persönlicher Höhepunkt des Films. Zusätzlich würzt Lucas den Streifen mit einer Menge mehr oder weniger subtiler Anspielungen und Verweise auf „Episode IV“, von denen die meisten (wie z.B. Organas Schiff, ein junger Tarkin, der Todesstern im Rohbau) auf jeden Fall funktionieren. John Williams gibt ebenfalls erneut sein bestes und prägt den Film durch eine düstere musikalische Untermalung, dem (meist sogar eher zurückhaltenden) Einsatz der bereits bekannten Stücke und schmetternde Choräle beim Yoda vs. Palpatine – Kampf; beim Obi-Wan/Anakin – Duell hätte ich mir die Musik zuletzt etwas epischer gewünscht (z.B. eher wie beim letzten Angriff Lukes auf Vader am Ende von „Episode VI“), aber was soll’s.
Kritikpunkte?
Klar, auch die gibt’s.
George Lucas ist nach wie vor kein guter Dialogschreiber. Aber hier ist es lange nicht so schlimm wie in „Episode I“ oder den bereits erwähnten Schnulzenauswüchsen in „Episode II“ – dafür sorgt schon die diesmal rundum gut aufgelegte Darstellerriege, allen voran Ewan McGregor (der wirklich als Alec Guinnes Jr. durchgeht) und Ian McDiarmid alias Palpatine, der hier natürlich seine ganz große Stunde hat. Während Padme übrigens an Leinwandpräsenz verliert, konnte Hayden Christensen immerhin etwas überzeugender agieren und das Boygroup-Feeling von sich streichen.
Ansonsten kann man sich natürlich stören an den Handlungsbögen um General Grievous und den Wookie-Planeten, die beide keine wirkliche Funktion in der Story erfüllen, als schmückendes Beiwerk aber ohne weiteres durchgehen.
Hauptmakel in meinen Augen: Einige wirklich interessante Aspekte werden nun schließlich doch nur in Nebensätzen abgehandelt, ebenso wirkt manches, was im Übergang noch rasch erklärungsbedürftig war, lapidar wie beiläufig kommentiert. Beispiele: Die Sache mit Qui-Gonns Geistwerdung, die Entscheidung für’s Exil, die Geburt (und amüsierend schnelle Namensgebung) von Luke und Leia, und natürlich folgender Satz: „Löschen Sie den Speicher des Protokoll-Droiden“...
Übrigens, eines braucht man zudem in diesem Film nicht zu suchen: Überraschungen in der Handlung, die gibt es nämlich nicht. Aber ein wirklicher Kritikpunkt ist dies, angesichts der feststehenden Gesichte, nun auch nicht wirklich, oder?
Und alle Verehrer der Original-Trilogie, die sich an manch weiteren Logiklöchern und Dialogschwächen aufhängen, sollten nach wie vor bedenken, dass auch die Episoden IV bis VI keine Shakespeare-Qualität erreichten, sondern immer nur großes Science-Fiction- und Unterhaltungskino sein wollten und waren, nicht mehr, und nicht weniger, zwar naiv, aber stets mit märchenhaftem Charme.
Und das ist auch „Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith“:
Unterhaltsames, wenn auch gemäß der Prämissen sehr düsteres Kino mit einer Vielzahl toller Einfälle und einem beeindruckenden – wenngleich wieder einmal übertriebenen – Effekt-Overkill. Der Film ist sicherlich der herausragende unter den drei Prequels und nahe dran am Feeling der Originalfilme, ohne natürlich – aber das war uns allen klar – deren Charme zu erreichen. Ein klasse „Star Wars“ – Film, diesmal – durch die Vielzahl der Vorgaben – gänzlich frei von Überraschungen oder innovativen Handlungswendungen, aber routiniert erzählt und vorzüglich in Szene gesetzt. Was will man mehr? Mögen kommende Fernsehserien das etablierte Universum weiter ausbauen, die primäre Saga um seinen Sternenkrieg hat Merchandise-Mogul George Lucas nun komplettiert, und es ist gelungen.
Die Macht war mit dabei, und so war es gut.
Vorhang zu.