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Ob „Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith“ ein Anlass zur Freude oder Trauer ist, war unabhängig der filmischen Qualität, im Vorfeld nicht ganz klar. Schließlich endet mit dem dritten Teil der Saga ein galaktisches Märchen, das Fans über Jahrzehnte lang spekulieren, staunen und fabulieren ließ. Die Frage nach dem wie ist nach all den Jahren dennoch derart reizvoll, dass die Vorfreude an George Lucas’, nach eigenen Angaben, definitiv letztem Film, überwiegt.

Dementsprechend gespannt durfte der Betrachter sein, wie Lucas die fehlenden Teile in ein gigantisches Puzzle einfügen wird. Während in den „alten“ Episoden die banale Schwarz-Weiß-Darstellung zwischen Gut und Böse die Denkanstrengungen enorm erleichterten, wurden die in den Teilen 4-6 angedeuteten Klonkriege im Nachhinein sehr komplex rekonstruiert. Das nebulöse Konstrukt aus Intrigen, Verschwörungen und Bündnissen war nicht jedermanns Sache, weil dadurch der Charme an der einfach erzählten Story der „alten Saga“ verloren ging.

Mit „Episode III“ ehrt Lucas zu seinen Wurzeln zurück und bietet storytechnisch nichts, was man nicht ohnehin erwarten konnte.
Gleich zu Beginn verführt man den Betrachter zu einem Rausch der Sinne, garantiert durch bunte CGI Technik, die der Perfektion nahe ist und neue Maßstäbe setzt, weil animierte Bilder mit der Realität verschmelzen.
Im immer noch andauernden Krieg zwischen Separatisten und der Republik lädt Lucas zur finalen Auseinandersetzung zu Land und Luft ein, wobei die beiden Protagonisten Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) und Anakin Skywalker (Hayden Christensen) unter Beschuss durch wunderbare Kulissen jagen, um den Kanzler der Republik, Palpatine (Ian McDiarmid) aus der Gefangenschaft von General Grevious ( dieses Geschöpf aus halb Maschine, halb irgendwas hätte man sich ersparen können) und Count Dooku (Christopher Lee) zu befreien. Im Eifer des Gefechts streut man wie in alten Zeiten ein wenig Humor, hauptsächlich durch den Kult-Droiden R2-D2, um das Ganze ein wenig aufzulockern. Einigen gelungen choreographierten Lichtschwertduellen und anderen Kämpfen folgt letztendlich die progressive Wandlung Anakins zur dunkeln Seite der Macht.

Nach anfänglich hohem Tempo widmet man den Beweggründen und Ursachen für die Abkehr vom Jedi Orden viel Zeit und versucht subtil den inneren Prozess seitens Anakin zu beleuchten. Für die Erklärung benutzt Lucas überwiegend die eigens erschaffenen Grundlagen aus den Episoden eins und zwei. Anakin zweifelt immer mehr an den alten Dogmen der Jedi, zumal ihm immer weniger Vertrauen geschenkt wird, weil er seine Freundschaft zu Kanzler Palpatine vertieft und der Jedi-Rat eine dunkle Präsenz im unmittelbaren Umfeld verspürt. Darüber hinaus plagen ihn düstere Visionen, Zukunftsängste in Hinblick auf die mittlerweile schwangere Padme (Natalie Portman), die er in seinen Gedanken bei der Geburt sterben sieht. Die Verlustängste und Zweifel nutzt der Kanzler, dessen wahre Identität alleine aus optischen Gründen kein Geheimnis ist, aus, um Anakin die Vorzüge der dunklen Seite der Macht zu erklären. Warum die geballte Jedi Kompetenz aus Meister Yoda und Mace Windu (Samuel L. Jackson) trotzdem die Existenz der dunklen Macht in ihrer unmittelbaren Nähe nicht schon viel früher konkret spürte, bleibt wohl ein Geheimnis, aber bietet immerhin einen fast schon erwünschten Anlass, um Jahrzehnte lang darüber zu spekulieren.

Während die Liebesequenzen oftmals übertrieben schmalzig wirken und Hinblick auf Dynamik eher eine bremsende Wirkung haben, sind die Dialoge zwischen Anakin und Palpatine alias Darth Sidious, sehr interessant gestaltet. Die dunklen Machenschaften des Sith Lords werden geschickt mit den familiären Ängsten verbunden. Sukzessiv wird Anakin in einen Bann gezogen, den er nicht mehr entkommen kann, weil er seine Rettung in der dunkeln Seite der Macht sieht. Dabei wird erstmal in der ganzen Saga jenseits der alten Jedi Dogmen nahezu philosophisch erklärt, welchen Nutzen die dunkle Seite bietet.
Der einzige Kritikpunkt an einer ansonst einwandfreien, storytechnisch fundierten Wandel, ist der abrupte Verfall zur dunkeln Seite. Etwas arg plötzlich wird der Kanzler zum Meister bzw. Anakin sein Schüler. Den überzeugenden Dialogen hätte man durchaus noch etwas mehr Zeit widmen können.

Probleme bei der Darstellung der entscheiden Ereignisse, dem Wandel Anakins hinzu Darth Vader, basieren nicht auf filmtechnische oder storytechnische Aspekte, vielmehr auf die Charakterisierung. Lucas hat in einem Interview den Erfolg von „Star Wars“ nicht nur mit Effekten erklärt, sondern auch die Story und Charaktere als elementare Ursachen bezeichnet, womit er natürlich Recht hat. Leider waren die fehlenden Identifikationsfiguren ein Grund dafür, weshalb nach Meinung einiger Leute die Magie an den „neuen“ Star Wars Teilen verloren ging. Auch in „Episode III“ ergeben sich hieraus die größten Schwächen.

Das Potenzial bei emotionalen Momenten schöpft man leider nie vollends aus.
Während die Story eine geschickte, dramatische Lösung bietet, verliert die Dramaturgie überwiegend wegen des Hauptdarstellers ein wenig an Intensität. Hayden Christensen ist trotz seiner zweifelsohne besten Leistung, immerhin erweitert er sein Repertoire an Gesichtsausdrücken, immer noch keine schillernde, charismatische Identifikationsfigur; selbst im Sinne eines Antihelden. Zu sehr haftet die pseudo-arrogante, bornierte Art und Weise an seiner Person, als dass er eine Aura von Faszination schaffen könnte. Nur in wenigen Momenten verspürt man Emotionalität, beispielsweise, als er nach vollzogenem Wandel sonnengeblendet, voller Zweifel und Sorge in die weite Ferne der galaktischen Hauptstadt blickt.
Natalie Portman verleiht ihrem Charakter dagegen einen angemessenen sorgenvollen, weinerlichen Touch.
Ewan McGregor vermag als Obi-Wan Kenobi gewohnt souverän spielen. Mittlerweile gelingt es ihm sogar seine Person mit dem altbekannten Charakter in Verbindung zu bringen und das nicht nur temporär. Über die drei Episoden hinweg hat er dem jungen Jedi-Meister ein spezielles Profil verliehen, mit dem selbst konservative Fans zufrieden sein sollten.
Ian McDiarmid sorgt als Sith Lord für Skrupellosigkeit und eine düstere Aura.
Samuel L. Jacksons Aktivitäten sind zwar begrenzt, aber in Aktion ist er durchaus überzeugend.

Atmosphärisch kreiert man düstere Szenarien, allerdings verhindern hochglanzpolierte Bilder eine „dreckige“ Optik. Trotzdem gelingt es eine düstere Grundstimmung zu bewahren, was überwiegend das Resultat eines wunderbaren Scores von John Williams ist. Mit Hilfe seiner Kompositionen gelingt es sogar darstellerische Schwächen zu kaschieren und alleine deshalb das emotionale Zentrum des Betrachters zu tangieren.

Trotz der Kritik am Detail ist „Episode III“ ein äußerst gelungener Abschluss der Reihe, weil der Charme der alten Trilogien größtenteils wieder entfacht wird. Das epische Duell zwischen Sith und Jedi ist klar konzipiert und bietet jede Menge Sehenswürdigkeiten in Form von Lichtschwertduellen, die in Ihrer Machart und Vielzahl absolut gigantisch sind. Lucas vollzog den Stilbruch vom Stilbruch, indem er die Story im Wesentlichen den geradlinigen Verlauf der Episoden 4-6 anpasste und mit einem actionreichen bzw. intensiven, düsteren Teil geschickt einteilte. Die visuelle Bühne ist schlichtweg großartig. Eingebettet in herrlichen Kulissen, zusammengefügt mit schnellen Schnitten, ist das Gezeigte ein pures Vergnügen für die Sinne. Letztendlich ist „Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith“ ein würdiger Abschluss eines galaktischen Märchens, dessen legendärer Status Generationen überleben wird. (8/10)

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