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Es ist ja nicht so, dass sich die Macher eines solchen Fantasy-Films nichts dabei gedacht hätten oder das die Dreharbeiten mal kurz an einem Wochenende runtergespult wurden, um damit ein Referenzwerk für Trashfreund zu erschaffen. Nein, Regisseur Deodato und seine Crew gingen durchaus ambitioniert ans Werk und wollten die Menschheit unterhalten.

Man kann sich gut vorstellen, wie die Drehbuchautoren und der Regisseur vor Vorfreude juchzten, angesichts der vielen Ideen, die sie alle schon irgendwo mal in Märchenbüchern gelesen oder anderen Filmen gesehen hatten, und die sie endlich vereint in einem Film unterbringen konnten. Mich erinnert das an eigene Erfahrungen aus der Schulzeit, wenn man Ideen für einen Comic sammelte oder sein erstes eigenes Drehbuch schreiben wollte. Alles, was sich einem im Hirn verankert hatte an großartigen Szenen oder Plots, wollte man zu DEM ultimativen Werk zusammenschließen.

Doch als Schüler merkte man schnell, dass es mit guten Ideen nicht getan war, sondern das auch eine innere Linie, Konsequenz und Beschränkung auf das Wesentlichste als nicht zu unterschätzende Stilmittel dazu gehören. Genau diese Erkenntnis blieb Deodato und seinen Mithelfern vorenthalten, denn sie setzten einfach um, was ihnen in den Kopf kam - hauptsache es passierte ständig etwas und alles war schön grell bunt. Dabei kann man ihnen keinerlei Lieblosigkeit oder gar reine finanzielle Interessen vorwerfen, denn dafür wurde in diesen Film viel zu viel an Wendungen, wechselnden Orten und abwechslungsreichen Kostümen und Dekors hineingepackt. Natürlich ohne erkennbaren Stil oder Geschmack, aber das hätte zur sonstigen Inszenierung auch nicht gepasst.

Und in einem Punkt wollten sie die Besten sein und man kann diese alles unter sich begrabende Idee geradezu mit Händen greifen. Seit Arnold Schwarzenegger als Testosteron-gestählter Muskelmann in "Conan, der Barbar" die Kinoleinwand aufmischte und damit wieder Erinnerungen an selige Heldenepen des italienischen Kinos der 50er und 60er Jahre herauf beschwor, muß sich dieser Gedanke in den Köpfen der Macher immer mehr verfestigt haben : was die können, können wir doppelt !

Mit den Zwillingsbrüdern Peter und David Paul fand man zwei Muskelberge, die sich bis zum debilen Gesichtsausdruck aufs Haar gleichen. Dabei wurde übersehen, dass diese Art der antrainierten und ohne chemische Zusatzstoffe unmöglichen Muskulatur, nichts mit Schnellkraft und Dynamik zu tun hat. So beeindruckend die polierte, immer glänzende Fleischoptik auch sein mag, so langsam und kraftlos wirkt sie. Ihr Laufstil (von Rennen kann hier nicht die Rede sein) erhärtet jedesmal den Eindruck, als hätten sich die beiden frisch in die Hose gemacht. Auch die Kampfszenen verspotten den Begriff "Action" , denn alles geht so beschaulich zur Sache, dass man immer irgendwelche Sachen zu Bruch gehen lässt, um damit die dahinter steckende Kraft zu demonstrieren.

Verständlicherweise konnten die Macher gar nicht anders, als alles dieser "Superidee" mit den ZWEI HELDEN unterzuordnen, denn man wäre ja dumm gewesen, wenn man mit solchen Pfunden nicht wuchern würde. Entsprechend kurz fällt auch die Vorgeschichte aus, in deren Zusammenhang ein kleines fahrendes Gauklervolk vom bösen Fürsten Kadar überfallen und ihre Königin Canary, die über einen wertvollen roten Rubin verfügt, gefangen genommen wird. Der Rubin kann noch rechtzeitig versteckt werden, die Königin kommt in den Harem und die beiden Jungen Kutchek und Gore (wer hatte denn hier diesen Weitblick ?) werden zu Gladiatoren herangezüchtet, während das restliche Volk jahrelang ausgestoßen im Wald herum vegitiert.

Nach diesem Vorgeplänkel geschieht ein Zeitsprung von geschätzten 15 Jahren, der sich aber nur in so weit auswirkt, dass aus den Kindern Kutchek und Gore jetzt unsere muskelpepackten Zwillinge geworden sind. Bei allen anderen beteiligten Personen kann keine Alterung festgestellt werden, was aber auch nichts ausmacht, da es ja nur darum ging, die Muskelprotze möglichst schnell in Szene zu setzen.

Und schon nach kurzer Zeit erleben wir einen besonderen Höhepunkt, der sicherlich einmalig in der Filmgeschichte ist. Obwohl die beiden Brüder problemlos aus dem Gladiatoren-Camp ausgebrochen sind, werden sie von ihrem ehemaligen Volk, dass größtenteils aus Kindern, Frauen und alten Männern besteht, im Wald gefangen genommen, gefesselt und kurzerhand gehängt, da man sie verdächtigt, zu Kalars Truppe zu gehören. In eine solche Notlage werden die Zwillinge während des gesamten weiteren Films nicht mehr gebracht, da sie normalerweise mit ihrer schieren Kraft, ganze Batallione platt machen können.

Aber was soll's, hier haben sie sich eben etwas besonderes ausgedacht, indem sie mit ihrer Halsmuskulatur die um sie gelegte Schlinge sprengen. Selbstverständlich stellt sich direkt danach heraus, dass sie wirklich zu dem Volk gehören, da sie eine Tätowierung unter ihrer Vokuhila-Matte tragen. Die hätten sie ja auch schon vorher zeigen können, aber das hätte den Film doch um einen seiner beeindruckendsten Momente gebracht. An dieser und unzähligen weiteren Szenen, erkennt man die Machart des Films, dem keine dilettantische Storywendung zu unsinnig ist, um sie nicht der Darstellung der Taten seiner Testosterion-Helden unterzuordnen.

Doch wer glaubt, dass dadurch wenigsten viel Action passiert, irrt, denn dafür sind die beiden Brüder einfach zu langsam und der gesamte Ablauf zu vorhersehbar, um auch nur geringste Spannung aufzubauen. Schön kann man das auch an dem Duell zwischen einem der Zwillinge und dem bösen Kalar erkennen, die sich nicht zu blöd sind, sich im Armdrücken zu messen. Natürlich wogt das Ganze hin und her, begleitet von einer grimassenhaften Mimik, die Kraftanstrengung vortäuschen soll und darin endet, dass der gesamte Tisch zu Bruch geht, als einer unserer Helden den Kampf gewinnt.

Auch wenn sich die Brüder manchmal gegenseitig anfrotzeln und gar nicht erst versuchen, mit Mimik und Sprache so etwas wie Intelligenz vorzutäuschen, so ist der Film jederzeit ernst gemeint, genauso ernst wie man als Schüler eben auch sein erstes eigenes Drehbuch entwirft, für das man im Geiste schon den Oscar verliehen bekommt. Letztlich ist der Film "Die Barbaren" auch ein schönes Beispiel dafür, wie schwer es ist, ordentliche Filme zu drehen, und Niemand sollte glauben, dass es sich hier um einen der schlechtesten Filme aller Zeiten handelt. Es bedarf schon der Erfüllung einiger Kriterien, um ins Kino zu kommen oder im Fernsehen gezeigt zu werden. Und ohne diese Voraussetzungen wäre dieses bunte, schlecht gemachte, aber in seiner Intention durchaus engagierte Märchen völlig unbekannt.

Trotz dieser Tatsache und auch dem Umstand, dass der Film im nachmittäglichen Fernsehen schon so manches Bubenherz erfreute, ist der Film gnadenlos schlecht und trotz seiner aufgemotzten Hauptdarsteller und behaupteten Action einfach langweilig. Seine merkwürdige Beliebtheit verdankt der Film einer unfreiwilligen Komik, die begleitet von diversen geistigen Getränken sicherlich zu einem unterhaltsamen Abend beitragen kann - vorausgesetzt man hat sich entsprechend auf Trash eingetunt.

Die Bewertung unter diesen Gesichtspunkten bleibt Jedem selbst überlassen, aber deshalb bleibt es trotzdem ein dilettantisches Machwerk, dem ich nur zu gute halte, dass es in seinen Charakterisierungen und Story harmlos ist (1,5/10).

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