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Man kommt kaum noch darum herum Adam Sandler („Happy Gilmore“, „Little Nicky“) in einem Zuge mit Spitzenkomikern wie Jim Carrey („The Mask“, „Ace Ventura“) zu nennen, denn seine jüngsten Filme, waren zwar alles keine hochkarätigen Lachgranaten, liefen dafür aber überraschend erfolgreich am amerikanischen Boxoffice. „The Longest Yard“ stellt mit gut 158 Millionen Dollar Einspiel gar seinen bis dato lukrativsten Film dar.
Dieser Erfolg beruht dieses Mal allerdings weniger auf Sandler selbst, der naiv und überfordert immer noch am besten ist, sondern zum einen auf Regisseur Peter Segal, der ihn nach „Anger Management“ und „50 First Dates“ bereits zum dritten Mal instruiert und zum anderen an der Kooperation von Sandlers eigenen Produktionsgesellschaft Happy Madison mit MTV Films, hier vertreten durch Van Toffler und David Gale, die im Laufe der letzten Jahre ein Gespür dafür entwickelt haben, wie man gar nicht mal so schrecklich gute Filmstoffe trendy und hip verpacken kann. Genau das ist nämlich das Erfolgsrezept von „The Longest Yard“.

Der ganze Storyballast des, in meinen Augen etwas überschätzten Originals, das sich zumindest streckenweise auch als Drama verstanden haben wollte, wurde gestrichen, womit man sich auch von „Mean Machine“, dem gelungenen britischen Remake aus dem Jahr 2001, distanziert. Die grundlegende Idee, nämlich den abgewrackten Ex-Quarterback Paul Crewe, hier von Sandler gespielt, der wegen angeblicher Spielmanipulation frühzeitig seine Karriere beenden musste, ins Gefängnis zu verfrachten und ihn dort ein Footballspiel Wärter vs. Insassen organisieren zu lassen, ist hingegen die selbe geblieben.

Den Unterschied macht die Inszenierung und die flotte Herangehensweise an das Thema. Etliche langlebige Charthits dominieren die Szenerie genauso wie Evergreens der Marke „Thunderstruck“ von AC/DC. Optisch wurde der Film in eine hochglänzende Optik gefasst und anstatt psychologischer Tiefe gibt es nun eine Maximalanzahl Enfant Terribles, die auch von reichlich exzentrischen Darstellern verkörpert werden. Um nur die wichtigsten zu nennen: Auf Seiten der Wächter bekommt es der Zuschauer mit Wrestlern wie Steve Austin und Kevin oder Ex-Footballer Brian Bosworth („Stone Cold“, „Mach 2“) zu tun, während sich auf Seiten der Insassen Typen wie Bill Goldberg (ebenfalls Wrestler), K-1 Fighter Bob Sapp („Elektra“) und Ungetüm Dalip Singh tummeln. Antikomiker Rob Schneider gereicht es hier übrigens auch noch zu einem Cameo und Courtney Cox (Meine Güte, sieht die mit 41 noch gut aus) darf Pauls selbstsüchtige Frau mimen.

Nun von diesen Typen lebt „The Longest Yard“ auch, denn der ganze Storystrang um Paul Crewe und die Genesung seines Charakters fällt Fun und Entertainment zum Opfer. Sein Schicksal und seine Zwickmühle waren im Original und „Mean Machine“ noch wesentlich präsenter, hier wird er zwar im Gefängnis auch brutal von beiden Parteien, also Wärter wie Gefangene, begrüßt, doch der sich dahinter verbergende Grund wird selten hervorgeholt. Schnell hat sich Crewe den nötigen Respekt verschafft und formt aus Psychopathen, Rassisten, sowie allem Abschaum, den das Gefängnis hergibt, eine schlagkräftige Truppe. Einmal den Wärtern zeigen, was eine Harke ist? Das lassen sich die sich nicht zweimal sagen und schon verwandeln die Jungs albernd und mit etwas zu viel Enthusiasmus den Trainingsplatz in einen Kriegsschauplatz.
Adam Sandler, das wird schnell klar, ist der Falsche für diese Rolle, weil er weder die physische Präsenz noch das Charisma eines Leaders mitbringt. Der besoffene, pöbelnde Ex-Star, den er in den ersten Minuten geben muss, passt da schon besser zu ihm. Auch sein flottes Mundwerk kommt nur selten zum Einsatz, weil ein Filme zitierender Chris Rock („Lethal Weapon 4“, „Bad Company“) als sein Manager Caretaker ihm die Schau stiehlt. Im Übrigen ist die Ausdrucksweise für eine PG-13 – Produktion äußerst ungehobelt.

So muss man sich eben über die illustre Versammlung amüsieren, was auch soweit funktioniert, weil die alle herzlich wenig Ahnung von Football haben, sich teilweise wie Kinder gebären und mit List und Tücke den Aufsehern eins auszuwischen versuchen. Hinzu gesellen sich immer wieder Trainingseinheiten zu fetzigen Musikstücken mit spektakulären Einlagen, Slowmotion und jeder Menge guter Laune. Die Einschüchterungsversuche des politisch ambitionierten Direktor Hazen (James Cromwell, „Star Trek: First Contact“, „I, Robot“ ) und seinem Chefaufseher Captain Knauer (William Fichtner, „Armageddon“, „Black Hawk Down“) sind da nur Begleiterscheinungen.

Als Relikte des Originals sind in einer Minirolle Ed Lauter (damals Knauer) und auch Burt Reynolds („Gator“, „Raven“), der im finalen Spiel auch „seine“ Szene bekommen wird, mit von der Partie. Daraus zieht Seagal jedoch keinen Nutzen. Ich hätte die beiden damaligen Kontrahenten vielleicht in einer Szene noch einmal gegenüber gestellt, um eine kleine Reminiszenz zu kreieren, aber das hätte wohl das Zielpublikum ohnehin nicht verstanden. Reynolds Rolle des Trainers Nate Scarborough, selbst eine Football-Legende, der Crewe unter die Arme greift, wirkt übrigens überflüssig, zumal Reynolds nicht sonderlich eindrucksvoll agiert.

Nichtsdestotrotz kann man „The Longest Yard“ seine Qualitäten nicht absprechen. Er ist zwar nur amüsant und nicht richtig witzig, aber wer sich an einem Stapel gängiger Knastklischees nicht stört, der kann ruhig mal einen Blick riskieren. Einige wirklich gute Gags sind vorhanden und wenn sich erwachsene Muskelprotze kindisch bekriegen, alberne Streiche spielen und amüsieren, kann man dem Film seine Sympathien auch nicht völlig entziehen.
„Mean Machine“ find ich im Vergleich allerdings etwas besser, was daran liegen kann, dass ich Fußball dann doch bevorzuge und mir dort nicht solche Möchtegernschauspieler wie Nelly auf die Nüsse gingen.

Die Gagfrequenz bleibt stetig hoch, taucht auch mal unter die Gürtellinie und hat ein paar kreative-fiese Einfälle beizusteuern (Da werden in eine Pulle Steroide einfach mal Östrogenpillen gepackt, etc) . Darüber hinaus vergisst Seagal aber leider das Hinarbeiten auf das Ziel und vor allem das alles entscheidende, finale Spiel schmissig und dramatisch umzusetzen. Keine Frage dank der Muskelberge, den treibenden Musikstücken, unkonventioneller Taktiken und diverser optischer Schmankerl schaut das Treiben auf dem Feld reichlich schick aus und hört sich auch gut an, aber dieses Gefühl, dass beide Vorgänger übrigens hervorragend rüberbrachten, dass die Insassen hier ihren großen Tag haben würden und endlich einmal zusammen es den Wärtern so richtig heimzahlen können, kommt nie auf. Da fehlt der Drive, denn Seagals Terrain ist nun mal die Komödie und nicht das sportliche Drama. Auch Sandlers Wandel wirkt in diesem Zusammenhang zu obligatorisch und durchgeplant.


Fazit:
Letztlich kann ich „The Longest Yard“ als Film für zwischendurch empfehlen, der ganz passabel unterhält und dank seines exquisiten Scores und der schicken Inszenierung einiges für Auge und Ohr bereithält, ansonsten allerdings kaum Substanz vorzuweisen hat. Die illustre Schar bekannter Gesichter, meist effektive Situationskomik und der ausreichende Wortwitz müssen es da schon reißen, weil der zentrale Charakter chronisch eindimensional bleibt, das Schlussmatch leider nicht mitreißt und einige wichtige Kernelemente des Originals, wie eben das Innenleben Paul Crewes, einfach fallen gelassen worden sind.
Nicht falsch verstehen: Ich will hier gar nicht kritisieren, dass der Film sehr penetrant Schwarzweißmalerei betreibt und so ziemlich alle gängigen Klischees bedient, nur etwas mehr Dramatik und dafür etwas weniger Oberflächlichkeit hätte ich mir schon erwünscht. Hier gibt es niemanden, der Sympathien auf sich vereinen will und die Insassen wachsen dem Zuschauer auch nie in irgendeiner Weise ans Herz. Kurzweilig, witzig, aber ohne den letzten Biss. Ich bleibe bei „Mean Machine“, wobei „The Longest Yard" dennoch ein problemlos konsumierbares Comedy-Remake darstellt.

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