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In HK schlägt ein Serienmörder zu, der Models entführt und sie bis auf 70 Pfund herabhungern lässt; vorher befreit er sie nicht. Sollten sie es in der angegebenen Zeit nicht schaffen, hilft er mit dem Abtrennen von Körperteilen nach.
Inspector Tak Wong [ Anthony Wong ] übernimmt die Ermittlungen zusammen mit seinem Partner Bill [ Raymond Wong ]; Verstärkung bekommen sie durch den chinesischen Paparazzi Tin Fuk [ Wu Qing – Zhe ]. Dieser bringt sie auch gleich auf die erste Spur; gabs auf dem Festland mit Ken [ Jing Gang – Shan ] bereits einen hieb – und stichfesten Verdächtigen, der sich aber nach HK abgesetzt hat…

Titel und Vorspann lösen schnell die gewohnten Assoziationen betreffs übertriebenen Schlankheitswahn aus: Slim till Dead bezieht sich natürlich aufs Verhungern und zeigt auch als Erstes den kritischen Blick auf eine Waage. Dazu werden Models mit den Normalsterblichen kontrastiert, die im Vergleich zu den professionellen Hungerhaken immer eine Spur zu dick aussehen; und mit Pillen und Schönheitsoperationen die gängigen Methoden zur Veränderung des Äusseren und der Gewichtsreduzierung aufgezeigt. Ein Fitnesscoach kommt hierbei zwar auch vor; aber Cherrie [ Cherrie Ying ] kommt gar nicht zur Ausübung ihrer Tätigkeit, sondern wird nur als Laufbursche abgestempelt.

Sicherlich erhebt der Film keinerlei Anspruch auf Realität, aber kommt dennoch gerade zur rechten Zeit; so leiden allein in Deutschland mehr als 100.000 Menschen an Magersucht, welche neben der Bulimie zu den häufigsten psychischen Störungen junger Frauen in der westlichen Welt gehört.
Die Gewichtsabnahme wird hierbei zwar gegen den eigenen Willen betrieben, aber die Betreffenden strebten auch schon vorher nach Perfektion; verbunden mit übermässig hohen Ansprüchen an sich selber. Alle Opfer sind Mitglieder des Schönheitssalons „Forever Beauty“ sowie dem „Friend of Fitness“ und sich nicht zu schade dafür, übers Fernsehen ihr Schlanksein mit einer erreichten Leistung gleichzusetzen und darüber in einem Weight Watchers Wettbewerb zu konkurrieren.
Die TV Aufzeichnung wird auch enthusiastisch in der Öffentlichkeit aufgenommen und die Beteiligten als Ideale gefeiert und verehrt.
Die Kontrolle des Körpers bekommt prompt ihre Bestätigung als Eintrittskarte zu Ruhm, Geld und Glück.

Es geht also um das altbewährte Thema „Schlank werden und schlank bleiben“ sowie all den Nachwirkungen der Dismorphophobie; wobei der Körperkult hierbei satirisch überspitzt und gleichzeitig als Rahmen für einen Thriller genutzt wird. Die letztlich etwas absurde Mischung sorgt zwar zwischendurch durchaus für den Unterhaltungswert, aber injiziert dem Produkt nicht wirklich viel Spannung.
Das der Film gleichzeitig Erfolg hat und am Ziel vorbeischiesst – sich also eher als Jojoeffekt darstellt – ahnt man dann ebenfalls bereits in den Credits; zumindest wenn man sich abseits von Regisseur Marco Mak den wahren Macher hinter dem Projekt ansieht: Wong Jing nämlich, Hongkongs Schlockmeister. Hier als Autor, Produzent und selbstverständlich auch Darsteller [ der einzige Dicke beim Dreh] anwesend gibt er dem Setting schnell seine ureigene Note bei; die dem Film sicherlich auf eine Art auch interessant macht, aber ihm andererseits jedweges Gefühl für Spannung und Atmosphäre nimmt.

Nun war bei einem Filmemacher wie Wong sowieso klar, dass der seine Art des Schreibens und Produzierens ohne Rücksicht auf Verluste auch dann noch durchzieht, wenn es überhaupt nicht passt; als erstes werden dabei natürlich die üblichen Parodien eingebracht. Diese betreffen den „American Idol“ Teilnehmer William Hung ebenso wie Fruit Chans Dumplings und die aktuell bevorzugte Kampfsportart Muay Thai, die allesamt kräftig durch den Dreck gezogen werden. Auch ansonsten kann man die Situation selten ernst nehmen; die Miss – Veranstaltung an sich wird mit seiner Stutenbissigkeit, Zickigkeit und Hohlheit schon überzogen, aber mag vielleicht noch einige wahre Punkte treffen. Die polizeilichen Ermittlungen tun dies dann schon überhaupt nicht mehr und werden dann gleich bevorzugt als Schabernack angesehen; angesichts von ausgedürrten Leichen vielleicht nicht gerade die pietätsvollste Behandlung der Opfer.
Ausserdem bekommt das sexuell brachliegende Eheleben der Wongs einen grossen Happen der Laufzeit zugeschanzt, welcher auch zumeist auf vermeintliche Lacher abzielt und sich dann öfters wiederholt. Besser ist die allgemeine Chemie zwischen den beiden Leuten, die dem Film selber aber nicht weiter hilft, da das Element ja nicht wirklich dazu gehört.

Etwas Verstörendes wie zum Beispiel Feed erreicht man mit der häufigen Ironisierung natürlich nicht mehr; obwohl die Möglichkeit für ein direktes Gegenstück vom Ausgangspunkt her ja vorhanden wäre. Man erkennt diese Option aber entweder gar nicht oder hat es wirklich von vornherein nicht darauf abgesehen. Tiefschürfende psychologische Erörterungen bekommt man bei beiden Extremen nicht und hat man wie eine ausführliche Relevanz der Persönlichkeitsstruktur auch gar nicht erwartet. Aber wo der eine entweder über den geraden Weg der expliziten Abbildung oder auch über die Phantasie seine Wirkung im Kopf des Betrachters auslöste – und wenn es nur eine abstossende war - , gebärdet sich der andere gleich komplett als Kasperletheater. Was sicherlich hier und da amüsant ist, aber nun ja gar nichts weiter in Gang setzt und sicherlich auch nicht das Kaufmotiv war. Gorefreunde warten übrigens umsonst, wenn man von einigen wenigen und deutlich erkennbaren CGI Aufnahmen absieht. Cat 3 Material ist das nicht.

Aufgewertet wird die bescheidene Mittelmässigkeit über dem Einbringen von einigen Bikinischönheiten und mehrerer Plotlines, die alle zum selben Zeitpunkt starten und auch Verbindungen zueinander haben; aber sich dann erstmal in jede vorstellbare Richtung verteilen. Wollen zwar alle dasselbe, arbeiten aber nur mal sporadisch und abwechselnd miteinander; dann wird der nächste Punkt aufgegriffen. Durch die Überschaubarkeit der personellen Besetzung ist da eine sichere Verknüpfung geboten: Man kreuzt die Eckdaten ja ständig, wenn man sich notgedrungen immer wieder über den Weg läuft. Und wenns nur durch die eingeschränkte Location von Schönheitssalon und Polizeirevier ist; so korpulent war das Budget nicht.

Ganz zum Schluss bringt man zwar auch etwas gutes Drama durch eine Überraschung ein; zeigt damit aber nur noch einmal deutlich auf, was daraus hätte werden können. Was man verpasst hat zu drehen, weil man anfangs unbedingt seine Scherzchen einbringen musste und später die Polizeiarbeit nicht richtig filmen kann. Sämtliche Thrillerelemente sind zwar optisch gut eingefangen, aber vom materiellen her unheimlich laienhaft umgesetzt worden; weist viel zu viele Ungereimtheiten auf. Vor allem die Observierungsaktion am Bahnhof schaut dann auch wie eine Amateurproduktion aus, so dämlich wie das inszeniert wurde. Da hilft es auch nicht, dass man Cop Tak ein Trauma mitgibt; dies erklärt nämlich nicht seine globale Arschruhe selbst in Gefahrsituationen. Wo es mal darauf ankommen würde, sich etwas zu bewegen. Aber vielleicht hat Darsteller Anthony Wong nicht mehr die Kraft dazu; so sehr wie er in den letzten Jahren abgenommen hat…

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