Rätsel um Yeti endlich gelöst
„Plötzlich war große schwarze Magie da!“
Mit „Dämonen aus dem All“ schloss der italienische Regisseur Antonio Margheriti („Satan der Rache“) die vier Science-Fiction-Filme umfassende Produktionsreihe um die Raumstation „Gamma I“ ab. Veröffentlicht wurde der Film im Jahre 1967.
Katastrophenalarm auf Mutter Erde: Nicht genug damit, dass die Polkappen schmelzen und verheerende Überschwemmungen auslösen, nein, es wurden auch noch die im Himalaya angesiedelte Wetterstation unter der Leitung Lieutenant Harris‘ (Renato Baldini, „Mord Exclusiv“) komplett zerstört und die Angestellten getötet. Harris‘ Leiche war nicht darunter, er gilt seitdem als vermisst. „Gamma I“-Commander Jackson (Giacomo Rossi-Stuart, „The Last Man on Earth“) und der erste Offizier Pulasky (Goffredo Unger, „Orion-3000 – Raumfahrt des Grauens“, da noch als Perkinson) werden auf den Fall angesetzt. Was sie herausfinden, ist furchtbar: Außerirdische Lebewesen suchen neuen Lebensraum und wollen eine neue Eiszeit auf der Erde einläuten! Kann die wagemutige „Gamma I“-Crew den Plan durchkreuzen?
Mit dem Abschuss der Tetralogie lüftet Margheriti das Geheimnis um den „Yeti“ genannten Schneemenschen, der immer wieder im Himalaya gesichtet wurde: Er erklärt ihn kurzerhand zum Außerirdischen (Furio Meniconi, „Profondo Rosso“) vom Planeten Aytin, der der Anführer einer Bande von Schnee-/Höhlenwesen ist, die im Inneren des Gebirges ein Labor errichtet hat und von dort ihr Unwesen treibt. Klingt nach einer originellen, Spaß versprechenden Idee, die tatsächlich auch noch das Beste am Film ist. Denn die ganze Handlung ist so schluderig zusammengeschustert worden, dass sie noch weniger Sinn ergibt als die übrigen Filme der Reihe. Zwecks einer zunächst einmal dem Anschein nach nicht das Geringste mit Weltraumabenteuern zu tun habenden Himalaya-Expedition werden also die besten Männer von der Raumstation „Gamma I“ abgerufen, klar… die nach Ausfall des Jets ihren Weg per pedes (!) fortsetzen und auch prompt auf Yeti & Co. treffen. Die bösen Aytinianer wollen die Erdoberfläche vereisen, indem sie mittels Hitzestrahlen zunächst einmal das Eis schmelzen – aha, so macht man das also. Natürlich können sich Jackson und Pulasky aus den Fängen der Extraterrestriker befreien, doch bloß wie? Durch eine Verkettung von Unwahrscheinlichkeiten und Zufällen, mit denen der ganze Film gespickt ist. Zufälligerweise führt die Spur dann auch noch zum Jupitermond Kallisto, so dass man Glück sagen kann, von vornherein Astronauten mit der Mission betraut zu haben… Klingt komisch, ist es auch. Oh je.
Schlimm ist leider auch der hochgradig alberne, komödiantisch angelegte schwarze Reiseführer, der einen bizarren Ausdruckstanz aufführt. Allein über Tanzszenen in billigen Science-Fiction-Heulern der ‘60er könnte man wahrscheinlich ganze Bücher schreiben. Nicht minder obligatorisch für Margheritis „Gamma I“-Reihe sind die Schwarzweiß-Archivaufnahmen, auf die er für die Bilder der Naturkatastrophen zurückgreift und damit seinen Film jeglichen futuristischen Anstrichs beraubt. Ansonsten bekommt man die übliche Mischung aus Masken-/Make-up-Arbeit, in diesem Falle für die fremden Wesen (zugegeben, Meniconi in seiner Maskerade ist putzig), bei denen sicherlich nicht nur ich an „Planet der Affen“ denken musste (der interessanterweise erst zwei Jahre später erschien), trashigen, bunt blinkenden Raumschiffkulissen (die sich nach drei vorausgegangenen Filmen spätestens jetzt aber auch wirklich abnutzen – vielleicht spielt man deshalb diesmal größtenteils auf der Erde?), aus dem Vorgänger bekannten Schauspielern, gespielter Schwerelosigkeit und ein bisschen männlichem Machismo, aber eben auch einiger Zeitschinderei geboten.
Diese ist es dann, die die unfreiwillige Komik immer wieder unterbricht und damit den Unterhaltungsfaktor nach unten zieht – welchen ich in diesem Falle ohnehin nicht als sonderlich hoch erachte, denn mit „Dämonen aus dem All“ wollte Margheriti die Zuschauer anscheinend für dumm verkaufen, was zu Lasten von Charme und Sympathie dieser Produktion geht. Dass er viel mehr kann, bewies er später mit Klassikern wie z.B. „Satan der Rache“, einem düsteren Western, oder „Asphaltkannibalen“, jenem berüchtigten urbanen Horrorschocker, die mit seinen naiven Weltraumabenteuern nichts mehr zu tun haben.