Review

Season 3

Buffy - The Vampire Slayer
Season Three

Nach der enorm gelungenen zweiten Staffel war es nun an Joss Whedon, die Messlatte erneut zu steigern. Gelungen ist ihm das im dritten Jahr von Buffy nur ansatzweise. Qualitativ ist dieses nämlich mit dem vorherigen Jahr gleichzusetzen. Zwar konnte das Niveau nicht mehr viel gesteigert werden, dafür lässt die dritten Season aber auch nicht nach. Für mich persönlich bilden somit sowohl die zweite als auch die dritte Staffel das Kernstück der Serie. Denn besser sollte sie nicht mehr werden und erst gegen Ende wieder sollte die schon hoch gelegte Latte erreicht werden. Das dies so ist, liegt wieder mal an den starken Charakteren und Neuzugängen des Formats. Einen weiteren Anteil an der gleichbleibenden Qualität trägt diesmal auch das große Thema der dritten Season bei, dass die dunkle Seite ist, die jeder Mensch in sich trägt. Wie diese Seite aussieht und wie der einzelne mit ihr umgeht, wird hier an den verschiedensten Figuren anhand unterschiedlicher Entwicklungen gezeigt. Auch schon hier merkt man, dass die Vampire als die großen Gegner immer mehr in den Hintergrund treten, bleiben sie für Buffy abgesehen von einigen Ausnahmen nur noch Tagesgeschäfte. Die großen Gegner der Jägerin werden ab dieser Staffel von anderen Personen bzw. Kreaturen dargestellt, was an sich nicht das schlechteste ist. Andere Gegner bedeuten nämlich auch andere Gefahren. Wir wissen zwar, dass Buffy physisch auch am Ende dieser Staffel als Siegerin hervorgehen wird, doch gerade der Ausgang der zweiten Staffel hat gekonnt gezeigt, dass es auf der psychischen Ebene anders ausgehen kann. In dem lokalen Jahr wird die Jägerin allerdings gegen Ende nicht psychisch so sehr in Mitleidenschaft gezogen, hat sie jedoch zwischendurch hin und wieder mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen, womit wir wieder bei dem großen Thema der dritten Season wären.

Einen mehr als wichtigen Bestandteil des dritten Jahres in Sunnydale stellt die von Eliza Dushku (Wrong Turn) verkörperte Jägerin Faith da. Mitunter ist sie eine meiner Lieblingscharaktere und stellt einen dunklen Kontrast zu Buffy da, weil sie eben nicht immer die korrekte Jägerin raushängen lässt. Faith bringt zudem eine neue Dynamik in die Serie, da sie natürlich auch mit Buffy und ihren Freunden verkehrt, sich jedoch auf einem selbstzerstörerischen Weg befindet. Interessant ist auch, dass bei diesem Handlungsstrang Joss Whedons Vorliebe für Science Fiction zum Vorschein kommt. Im Grundelement erinnert die Story freilich an die Star Wars-Saga, bei der Anakin Skywalker von der dunklen Macht verführt wird und gegen die Macht des Lichts kämpft, auf dessen Seite er einst gestanden hat. Nur ist es hier Faith und an Stelle des Imperators haben wir den dämonischen Bürgermeister von Sunnydale. Dieser wird von dem deutschstämmigen Darsteller Harry Groener (Tod aus dem All) gespielt, der nicht nur einen recht zynischen Schurken abgibt, sondern auch die politischen Fäden in Sunnydale zieht. An dritter Stelle der lokalen Schurkenriege tritt K. Todd Freeman (Eraser) als moderner Vampir Mr. Trick, der aber zu keiner Zeit echtes Potential entwickeln kann und darum auch schon in der Staffelmitte sang- und klanglos zu Staub zerfallen darf. Ein etwas wichtigerer Neuzugang ist da schon Alexis Denisof (Der 1. Ritter) als Wächter Wesley Wyndam-Pryce, der aber erst in der Spin/Off-Serie Angel - Jäger der Finsternis wirklich an Profil gewinnen kann. Hier bleibt er überwiegend nur der von sich selbst eingenommene Ersatzwächter, der kaum was auf die Reihe kriegt. Desweiteren beehrt zum ersten Mal Emma Caulfield (Der Fluch von Darkness Falls) als Rachedämonin Anya Buffy - Im Bann der Dämonen, wenngleich sie hier noch weitaus weniger zu tun hat als in den folgenden Staffeln.

Begonnen wird dieses Jahr mit Gefangen in der Unterwelt, die Buffys Leben in Los Angeles zeigt, nachdem sie Sunnydale verlassen hat. Bewusst oder nicht zeigt diese Episode um einen Dämonenkult, der junge Leute entführt und versklavt, schon einen kleinen Ausblick auf die Ablegerserie um Angel. Hinzu kommt noch, dass Buffy in der Millionenmetropole vergebens versucht, von ihrem Jägerinnen-Leben Abstand zu gewinnen. Währendessen nehmen Buffys Freunde in Sunnydale die Monsterjagd selbst in die Hand, auch wenn sich dies eher erfolglos gestaltet. Doch am Ende wird es für Buffy Zeit, wieder nach Hause zurückzukehren. In Die Nacht der Lebenden Toten kommt es dann zur Aussprache zwischen Buffy und ihren Freunden sowie ihrer Mutter, die nun über Buffys Zweitexistenz als Jägerin informiert ist. Ansonsten ist diese Folge um Buffys Kampf gegen eine Zombiehorde eher unwichtig. Mit Neue Freunde, neue Feinde kommen schließlich Faith und Mr. Trick nach Sunnydale. Zudem kehrt am Ende auch noch ein verstörter Angel aus der Hölle zurück. In Dr. Jekyll und Mr. Hyde bedient sich die Serie abermals eines klassischen Horror-Themas, wobei sich hier am Ende sogar drei Monster (Angel, Werwolf-Oz, Monster der Woche) in verschiedenen Szenen miteinander fetzen. Fetzen dürfen sich auch Buffy und Cordelia in Die Qual der Wahl um die Krone der Schönheitskönigin. Dabei werden beide in eine von Mr. Trick inszenierte Menschenjagd verwickelt, in der sie nicht nur von Dämonen, sondern auch von deutschen Söldnern gehetzt werden. Erstmals tritt hier auch Bürgermeister Richard Wilkins III in Erscheinung. Außer Rand und Band ist wieder eine eher lustigere Episode, in der alle Erwachsenen durch verhexte Schokoriegel sich wie rebellische Teenager benehmen. Vor allem Giles, Joyce und Direktor Snyder, dem die Geilheit regelrecht ins Gesicht geschrieben steht, lassen es gemeinsam so richtig krachen. Der Handschuh von Myhnegon ist es, den Faith' neue Wächterin Ms. Post sucht. Allerdings will sie die Macht des an die Witchblade (TV- ,nicht Comic-Version) erinnernden Handschuhs für sich selbst. Hinzu kommt noch, dass Buffys Freunde von Angels Rückkehr erfahren und darüber erstmal alles andere als erfreut sind. In Liebe und andere Schwierigkeiten stattet Spike Sunnydale einen Kurzbesuch ab, da er mit einem Liebeszauber Drusilla zurück haben will. Ein fataler Kuss zwischen Willow und Xander rüttelt dann die Verhältnisse innerhalb von Buffys Freundeskreis auf. Eine wirklich hervorragende Episode erleben wir dann mit Was wäre, wenn..., die einen Einblick auf ein alternatives, düsteres Sunnydale gibt, wo Buffy niemals aufgetaucht ist. Hier sind Willow und Xander Vampire, die The Master dienen. Zwar kann Giles die Jägerin zu Hilfe rufen, doch der finale Kampf endet tragisch, da sowohl Buffy als auch Angel, Xander und Willow ihre Leben verlieren. Ausgelöst wurde das ganze von Anya, die damit einen Wunsch von Cordelia erfüllt hat. Die darauffolgende Episode Heimsuchung kündigt schon das Böse der siebten Staffel an und ist eine Buffy-Interpretation der klassischen Weihnachts-Geschichte, in der Angel von dem Ur-Bösen fast in den Freitod getrieben wird. An Märchen wird sich hingegen in Hänsel und Gretel orientiert, in der ein Dämon in Kindergestalt die Bevölkerung von Sunnydale gegen Buffy, Willow und alle anderen anderartigen Menschen aufhetzt.

Mit Die Reifeprüfung wird nun die zweite Hälfte dieses Buffy-Jahres eingeläutet und Buffy feiert ihren achtzehnten Geburtstag. Ansonsten wird Buffy dazu vom Rat der Wächter einer Prüfung unterzogen, bei der sie ohne ihre Kräfte gegen einen durchgeknallten Vampir antreten muss. Zwar besteht Buffy den Test, doch Giles wird darauf wegen Beihilfe vom Rat rausgeworfen. Die Nacht der lebenden Leichen ist mal wieder eine klassische Xander-Episode und zeigt nebenbei die Blödheit der deutschen Titelschmiede, da es mit Die Nacht der lebenden Toten innerhalb dieser Season bereits einen fast gleichen Titel gegeben hat. Abgesehen davon macht dieses Xander-Abenteuer wirklich Spaß, da Xander sein ganz eigenes Abenteuer inklusive One Night Stand mit Faith bestreiten muss, während der Rest wieder einmal das Armageddon verhindern muss. Abermals wird die Dynamik der Serie in der erstklassigen Doppelfolge Der neue Wächter / Konsequenzen durchgerüttelt, da Faith unabsichtlich einen Menschen ermordert, seine Leiche aber später verschwinden lässt. Nachdem eine Einheit der Wächter Faith vergebens einfangen soll, gerät die Jägerin in die Fänge des Bürgermeisters, der längst kein normaler Mensch mehr ist. Offiziel will Faith Buße tun, arbeitet ab dieser Doppelfolge jedoch inoffiziel für Wilkins, da sie zuvor Mr. Trick vernichten konnte. Die Handlung von Was wäre, wenn... wieder aufgreifen tut dann Doppelgängerland, indem Willow mit der Vampir-Willow aus der Paralellwelt konfrontiert wird. Gefährliche Spiele treibt Faith als sie im Auftrag von Wilkins versucht, Angel seiner Seele zu berauben, damit sie mit Angelus einen weiteren Mitstreiter im Bunde haben. Aber in Wahrheit wird sie von Buffy und Angel hereingelegt, um zu erfahren, welche Ziele der Bürgermeister wirklich verfolgt. Hier darf David Boreanaz wieder mal als Angelus auftrumpfen und zeigt, dass er in dieser Form wesentlich mehr Spielfreude an den Tag legen kann, als mit dem Charakter des Angels. Fremde Gedanken ist an sich eine eher belanglose Folge, wenngleich diese seinerzeit nicht sofort gesendet wurde, da sich in den USA kurz zuvor das High School-Massaker von Littleton zugetragen hatte. Hier dient ein geplantes Schulmassaker allerdings nur als Aufhänger für diese Episode. Erneut werden Buffy und ihre Freunde in Die Box von Gavrock mit Faith und dem Bürgermeister konfrontiert. Dabei stellt die titelgebende Box lediglich einen MacGuffin da, wie einst der Koffer in Pulp Fiction. Eher dient sie nur dazu, die Ereignisse dieser Folge in Gang zu setzen. Bei Der Höllenhund handelt es sich um eine weitere Monster of the Week-Folge, wobei besagter Höllenhund nicht allzu bedrohlich wirkt.

Das Finale des dritten Jahres stellt dann die Doppelfolge Das Blut der Jägerin / Der Tag der Vergeltung da, wobei es gegen Ende ein paar einschneidente Veränderungen im Buffy-Universum geben wird. Zum einen verlassen sowohl Angel als auch Cordelia hiernach Sunnydale in Richtung Los Angeles bzw. Angel - Jäger der Finsternis. Zum anderen endet für Buffy und ihre Freunde das High School-Leben, weshalb Buffy und Willow in der folgenden Season aufs College gehen werden und Xander sich in verschiedenen Jobs versuchen will. Mit der Zerstörung der High School wird der Gruppe nicht nur der gemeinsame Sammelpunkt, sondern Giles auch der Arbeitsplatz genommen. An sich ist dieses Finale weitaus weniger dramatisch als das der zweiten Staffel. weiß aber durch die richtige Erzählweise und das passende Tempo zu unterhalten. Immerhin ist dies das bisher achtionreichste Finale, da sich der Bürgermeister in eine dämonische Riesenschlange verwandelt, die Direktor Snyder frisst und erst durch eine gigantische Explosion zerstört werden kann. Während des Showdowns greifen sämtliche Schüler zu Waffen und treten gegen die Riesenschlange als auch eine angreifende Vampirhorde an, die wegen einer Sonnenfinsternis auftaucht. Vorher schafft es Buffy noch Faith ins Koma zu befördern und den vergifteten Angel durch ihr Blut zu heilen. Dadurch wird Faith auf Eis gelegt, bleibt der Serie aber in gewisser Weise erhalten. Dies ist Joss Whedon hoch anzurechnen, da man ansonsten einen Charakter mit enormem Potential verpulvert hätte.

Im Gesamtbild ist die dritte Season qualitativ zwar etwas schwächer als das zweite Buffy-Jahr, leistet sich dafür im Gegenzug innerhalb der Staffel weniger Aussetzer. Die gleichbleibende Qualität verdankt diese Season, wie schon erwähnt, den neuen Figuren, die sich bestens ins Buffy-Universum einfügen können. Und mit zwei Abgängen gegen Ende wird erneut bestätigt, dass in dieser Serie nicht immer alles beim Alten bleibt, sondern man neue Pfade einschlagen und Platz für neue Charaktere schaffen will. Da es ohnehin schwer ist, das Niveau der zweiten und der dritten Staffel zu halten, ist es allerdings weniger verwunderlich, dass die folgende vierte Staffel etwas an Qualität einbüßen muss. Doch dazu mehr in der Review zu Season Four.

Season-Note: 09/10

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