1973 verfilmte Gustav Ehmck Ottfried Preußlers Kinderbuch-Klassiker um den Räuber Hotzenplotz. Herausgekommen ist dabei ein leider Gottes recht enttäuschendes Machwerk. Dabei waren die Voraussetzungen durchaus vielversprechend. Gert Fröbe als Hotzenplotz, Lina Carstens als Großmutter, Josef Meinrad als Zwackelmann, alles wunderbar. Auch das Drehbuch hält sich recht eng an die Vorlage, bis zur fast wörtlichen Übernahme der Dialoge. Woran liegt es also, daß der Film weit hinter den Erwartungen zurückblieb? Zunächst einmal an der Neuinterpretation der Hauptfigur. Ist der Räuber im Buch zwar auch kein geistiger Überflieger, aber wenigstens mit einem Mindestmaß an Bauernschläue ausgestattet, wird er in Fröbes Darbietung (wohl auch durch Ehmcks Regieanweisungen) zum grenzdebilen Idioten, der wie Forrest Gump spricht und nicht mal imstande ist, geradeaus zu laufen. Hui, wie lustig, nur dumm, daß man Hotzenplotz dann nicht mal annährend als ernsthaften Gegenspieler für Kasperl (David Friedman) und Seppl (Gerhard Acktun) betrachten kann, die im übrigen zwar optisch gut ausgesucht sind, unterm Strich aber zu alt für ihre Rollen wirken. Großmutter und Wachtmeister Dimpfelmoser (Rainer Basedow) scheinen sich irgendwie fehl am Platz zu fühlen, denn wirklich überragend sind auch ihre Leistungen nicht. Und als wären die Nerven der Zuschauer mit dem Debilo-Hotzenplotz noch nicht ausgereizt, wird die Handlung immer wieder minutenlang unterbrochen, um einer Truppe Hinterwäldler (die „Münchener Songgruppe“) Gelegenheit zu geben, die Handlung mit ach so kinderfreundlichen Liedchen zu kommentieren. Ich hatte oftmals das Bedürfnis, die Brüder mit der Mistforke durch den Wald zu scheuchen. Um es mit Zwackelmann zu sagen: „Die hängen mir längst schon zum Hals raus, bäh!“ Womit wir zum einzigen positiven Punkt des Films kämen: Josef Meinrads Darbietung als böser Zauber ist brillant, man könnte sich niemand anderen besser in der Rolle vorstellen. Er läßt die erste halbe Stunde des Films, in der er nicht auftrat, beinahe vergessen, leider fallen dafür alle folgenden Szenen ohne ihn um so negativer auf. Allerdings war er meine einzige Motivation, den Film zu Ende zu gucken.
Ein Wort noch zu den Tricks: Zwackelmanns „Flug“ auf seinem Mantel ist im wahrsten Sinne des Wortes durchsichtig, der Unkenpfuhl mit der Plastikkröte (inklusive Glühbirnenaugen) mehr als peinlich, und der Zusammensturz von des Zauberers Schloß im Finale (eindeutig ein kleines Gipsmodell) ein Zeugnis absoluter technische Inkompetenz.
Insgesamt ein einziges Ärgernis, diese Verfilmung, denn gerade mit dieser Besetzung wäre einiges mehr möglich gewesen. 6 Jahre später versuchte Ehmck sich übrigens an der Fortsetzung (mit völlig anderer Besetzung, u. a. Barbara Valentin als Witwe Schlotterbeck), die noch mieser war als der erste Teil. Mir ist noch sehr gut eine Szene in Erinnerung, in der Kasperl und Seppl ihr Sparschwein mit dem Traktor überfahren, um Lösegeld für Großmutter zu beschaffen – zum Brüllen. Allerdings nur, wenn man keine gute Verfilmung eines Kinderbuchklassikers erwartet.
4/10 für Josef Meinrad und das akzeptable, aber mies umgesetzte Drehbuch.