Review

Würde man ein Volk nach den Filmen beurteilen, die sie produzieren, die Asiaten ließen sich ganz simpel einteilen:

- Die Historiker: Ziehen bunte Kostüme an, laufen in Zeitlupe durch einen Herbstwald, der sich gerade entblättert und schwafeln dabei hochphilosophische Monologe.
- Die Pathetischen: Jauchzen entweder himmelhoch oder sind zu Tode betrübt und untermalen die Wirkung ihrer extremen Gefühlswallungen, indem sie aus ihren Gegnern mit zwei Waffen gleichzeitig blutige Siebe machen. Familie und Freunde gehen ihnen über alles.
- Die Verstörten: Sitzen nervös in ihrer penibel sauberen High-End-Küche und knabbern an ihren Fingernägeln, weil sie ständig Kratzgeräusche hören oder lange schwarze Haare in der Spüle finden.
- Die Ameisen: Sind als Individuen rein gar nichts wert. Nur ihre Gattung zählt und die wird von etwas Riiiiieeesigem bedroht. Den Ameisen bleibt nichts weiter, als um ihr Leben zu laufen.

Die im Westen berüchtigteste Gattung dürfte allerdings die der Infantilen sein: Sie quälen die restliche Erdkugel mit nicht mehr nachvollziehbarem Humor, den wir in unseren Sphären einem Kind zutrauen würden, kaum jedoch einer Horde von Erwachsenen. Aber das kümmert die Infantilen einen feuchten Kehricht. Sie ziehen Grimassen, kleiden sich wie Mangafiguren, klopfen unheimlich platte Sprüche und hampeln spastisch umher.

“SARS War” gehört natürlich zur Gattung der Infantilen, ist sich dessen im Gegensatz zu vielen Genrekollegen aber vollkommen bewusst und setzt das Abgedrehte vollkommen absichtlich ein. Dieses Kind benimmt sich nicht von Natur aus so enthemmt, es ist ein klein wenig intelligenter als seine Altersgenossen und ahmt diese eher nach. Es ist eine Parodie - auf den Output des westlichen Filmmarktes (obwohl durch die offensichtlichen Anspielungen auf “Braindead” auch Neuseeland einbezogen werden muss), aber auch auf die eigene Filmkultur. Dass sowas nun ausgerechnet aus Thailand kommt, das selbst noch mit den größten Blödsinn Asiens verzapft hat, ist schon bemerkenswert.

Steigen wir also ein in die ziemlich unoriginelle Geschichte, die sich aber immerhin von ziemlich aktuellen globalen Geschehnissen inspirieren lässt. Denn dass das SARS-Virus, das erstmals Ende 2002 bekannt wurde, zum Zombietum bekehrt, das muss eine Langzeitwirkung sein - bis jetzt bedeutet das Virus lediglich “Severe Acute Respiratory Syndrome” und bezieht sich bloß auf einen Befall der Atemwege. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Komischerweise sehen die Zombies eher aus wie Vampire. Ein Erklärungsansatz wäre der, dass SARS, so fand man heraus, auch von einer bestimmten Fledermausart übertragen wird. Wahrscheinlicher jedoch, dass wie schon in “The Twins Effect” der US-Erfolg “Buffy” mal so richtig durch den Kakao gezogen werden sollte. Nicht nur, dass das Make Up sehr ähnlich wäre, auch die aggressive Art des Vorgehens gegen die mutierten Monster weist gewisse Ähnlichkeiten auf. Zur Hälfte besteht das Zombiejägerteam ja immerhin aus jungen Frauen, die kurz berockt und mit Äxten und Impfstoffen bewaffnet auf Wanderschaft gehen. Auf Männerseite steht ein hyperaktiver, magerer Glatzkopf, der in erster Linie Sex im Kopf hat, und ein Kopfjäger, der sich seine Jungfräulichkeit noch für das besondere Mädchen aufhebt.

Der Stumpfsinn ist direkt greifbar, so dick schichtet er sich auf der Leinwand und springt einem förmlich entgegen. Man ist den quietschbunten Mix aus Asien in der Form zwar inzwischen weitreichend gewöhnt, aber dennoch blinkt einem das “WTF?!?” immer noch wie eine gigantische Leuchttafel im Hirn herum, insbesondere aufgrund der Dialoge. Mit schöner Regelmäßigkeit werden die Erwartungen daran gebrochen, was man in einer entsprechenden Situation normalerweise sagen oder machen würde. Erwartet man auf des Mannes Bitte “Mein größter Wunsch ist es, nur einmal mit dir zu schlafen” wohl als erstes eine Ohrfeige, sagt das Mädchen daraufhin: “Einmal. Versprochen?”. Der infantilen Seite des Vergnügens entsprechend ist das nur in den seltensten Fällen geistreich, aber aus einer Bierlaune heraus kommt man damit hervorragend klar und in Anbetracht der an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit, dass “SARS War” für ein stinkbesoffenes Publikum gedreht wurde, ist das auch alles legitim.

Bezüglich der Intention bewegt sich Taweewat Wantha (oh ja, deswegen schreibe ich so gerne über thailändische Filme) ohnehin auf einer ähnlichen Ebene wie zuletzt Jake West mit “Evil Aliens” - er möchte den Ikonen des Subgenres seine Ehre erweisen. Mit Blick auf die FSK16-Freigabe kann das alleine vom Blutzoll schon nicht so hundertprozentig gelingen und tatsächlich wäre hier noch Platz für ein paar Blutpakete gewesen. Dennoch ist der Streifen relativ blutig, bisweilen auch eklig, chaotisch und sehr, sehr schmuddelig. Wenig bedeutsam ist es, dass die Effekte ziemlich billig wirken. Immerhin kommt es eher auf die Idee an und da krabbelt einer Frau eine Anspielung auf Peter Jacksons “Braindead”-Zombiegör aus dem sich “Species II”-mäßig öffnenden Bauch und eine mutierte Anaconda, die aussieht wie aus der Billig-Produktion “Snake King” entfleucht, schnappt sich ein Menschlein nach dem anderen aus der Luft und gibt dabei Miau-Laute eines Mutanten-Katzenschwanzes von sich, der noch von einer Katze übrig ist, die sich der erste Zombie des Films zu Gemüte führte und deren Reste durch die Ansteckung mit dem Virus nun noch leben. Dass das ziemlich absurd ist, wissen auch die Darsteller, die hin und wieder mal ein paar Kommentare dazu machen, wie bescheuert dieser Film doch eigentlich ist.

Außen vor gelassen, und das möchte ich als Kritikpunkt werten, wird leider das große Ganze, der George A. Romero-Gedächtnis-Schwenk über die von Zombieterror durchsetzte, halb zerstörte Welt. Wie in “The Dead Hate the Living” spielt sich fast alles in einem einzigen Gebäude ab und beim Thema Zombievirus hätte man sich gewünscht, dass zu erkennen gewesen wäre, was jenseits der vier Wände vor sich geht. So ist der Handlungsspielraum alles in allem ziemlich eingeschränkt.

Jedoch entschädigen hierfür anderweitige Abwechslungen. Eröffnet wird beispielsweise mit einer Zeichentricksequenz, die den Kopfjäger-Bubi als Mangafigur entlarvt und genau diesen Typus von ultracoolem Killerteen gründlich verarscht. Weitere Animationspassagen verteilen sich in Flashback-Funktion über den Film und gehören zu den besten Momenten, auch inhaltlich, da sie manchmal ziemlich schockierende Wahrheiten entblättern. Hier geht “SARS War” auch mal über das zu Erwartende hinaus und betritt ganz neue Pfade, nachdem das meiste - Hand aufs Herz - zwar ziemlich abgedreht ist, aber letztendlich doch nichts anderes als das, was man erwartet hat.

Also: Total bescheuerte Zombie-Splatterkomödie mit altbewährtem Asiahumor, die konzeptionell mit Splatstick-Hommages wie “Evil Aliens” oder “Dead & Breakfast” zu vergleichen ist. “Love it or Hate it” ist auch in diesem Fall der zu beachtende Grundsatz. Deswegen auch die vielen positiven Rezensionen - die Vertreter der “Hate it”-Fraktion denken gar nicht erst daran, sich damit zu quälen.

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