Der Beginn des Films ist ziemlich stimmig inszeniert:
Nette Musik, schöne Bilder, das latent angedeutete Böse in Form der coolen Kamerafahrt auf den Wiesenboden mitsamt seinem Ungeziefer. Danach sehen wir Jeffrey, der aufgrund des Unfalls seines Vaters nach Hause kommt und die nächsten 2 Stunden total krasse Sachen erleben soll ... stop ... so sehen das vielleicht die Fans dieses Streifens, aber ich habe mich schon gelangweilt, als er hinter´m Haus ein menschliches Ohr findet.
Wem das wohl gehört?
Ich geh zur Polizei!
Mist, die kriegen doch eh nichts gebacken!
Hey, wer ist das?
Geil, die Tochter des mir bekannten Bullen!
Was will die von mir?
Los Baby, wir spielen das Model und der Schnüffler!
Voll cool – nee, nicht wirklich, denn was uns David Lynch hier kredenzt, hat mit seinen späteren Meisterwerken wie "Lost Highway" und "Mulholland Drive" kaum etwas zu tun. Dieser Film ist ein stinknormaler Krimi mit teilweise cooler Optik und mehr oder weniger guten Schauspielern. Laura Dern nervt mit ihren 3 Gesichtsausdrücken "mystisch gucken", "kindisch grinsen" und "übertrieben losflennen", was durch die deutsche Synchro besonders ätzend rüberkommt. Kyle MacLachlan geht bis auf den Entengang klar und darf wie später in "Showgirls" seinen bemerkenswerten Knackarsch präsentieren. Dennis Hopper kommt zwar als Psychopath Frank glaubwürdig rüber, nervt aber nach maximal 5 Minuten mit seinem äußerst beschränkten Wortschatz und der ewig gleichen Mimik.
Der Rest spielt relativ solide, aber das ist auch egal, denn außer einer Doppelaffäre zwischen Kyle und Laura sowie Kyle und Isabella Rossellini geht hier nicht viel. Letztere ist zwar Franks "Fickhenne" und ihm hörig, weil er ihren Sohn gefangen hält, aber das erzeugt in etwa soviel Mitleid als wenn sich ein Multimillionär seinen maßgeschneiderten Anzug mit einer Tasse Espresso versaut. Die Abgründe der menschlichen Seele haben sich mir hier auch nicht offenbart, denn abgesehen von der Tatsache, dass 80% des Casts nur einen Psychologen oder Fickpartner brauchen, um sich ihrer unterschwelligen Aggressionen zu entledigen, hat hier niemand ein echtes Problem.
Somit weist "Blue Velvet" keine wirkliche Spannungskurve auf, was auch durch die teilweise überdurchschnittliche Optik nicht verleugnet werden kann. Die Darstellerriege ist größtenteils austauschbar und die Geschichte verdammt langweilig – genau wie das Ende.
Oder wie Dennis Hopper alias Frank Booth sagen würde: ein echter Fuck Film!
3 / 10