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Wie sympathisch wirken Menschen, die morgens auf einem herrlichen Landsitz aufwachen, in einem großen Swimmingpool baden können, während ihnen ein Frühstück serviert wird, dabei aber vor allem kritische Worte über den Zustand des Gebäudes und die störenden Mosquitos von sich geben ? - Neben dem Gastgeber Ehepaar Lilly (Domitilla Cavazza), Typ hübsche Blondine, und Andrea (Gaetano Russo), Typ aalglatter Schönling, befinden sich noch der Fotograf Paul (Timothy Wood ), sein Model Olga (Anna Maria Chiatante), die wohlhabende, ältere Silvia ( Silvia Mauri) und ihr deutlich jüngerer Liebhaber Carlo (Roberto Posse), sowie - leicht verspätet eintreffend - der übergewichtige Bitto (Franco Diogene) mit seiner jungen und hübschen Sekretärin Helen (Gina Mancinelli) auf der einsam gelegenen Anlage.

Autor und Regisseur Gianni Martucci (hier unter dem Pseudonym John Martucc) entwarf mit dieser Konstellation eine Variante zu Agathe Christies klassischem „Zehn kleine Negerlein“ Prinzip, dass zudem während der damals aktuellen „Slasher - Welle“ entstand. Entsprechend werden auch Parallelen zu „Freitag der 13.“ erkennbar, denn um welchen Täter es sich in „Trhauma“ handelt, steht von Beginn an fest. In einer Eingangsszene, die nach klassischem Vorbild Vorgänge in der Vergangenheit beleuchtet, werden zwei etwa 10jährige Jungen beim Spielen gezeigt. Dabei wird der eine, offensichtlich auf einem Auge blinde Junge, von dem anderen zu einer Mutprobe angetrieben. Als er darauf hin von einem hohen Baum fällt, hat der Andere nur Verachtung für den Schwerverletzten übrig und lässt ihn zurück. Wieder in der Gegenwart sieht man den Halbblinden, der zudem ein Bein nachzieht, beim Spielen mit Lego - Steinen – und damit das typische Bild eines gestörten Mannes, der wenig überraschend im Gebüsch lauert, als sich die weiblichen Gäste des Landhauses entkleiden.

Vor allem Olga zeigt sich ausführlich in schönster Nacktheit, aber darin werden auch erste Eigenständigkeiten des Films erkennbar. Ihre Posen, zu denen sie von dem arroganten Fotografen Paul veranlasst wird, sind reine Arbeit, auf die sie offensichtlich keine Lust hat. Martucci entwirft hier das Gesamtbild einer Sexualität, die nie mit Freude, sondern nur aus egoistischen Gründen zelebriert wird. Anders als in den sogenannten „Teenie - Slashern“, agieren hier erwachsene Darsteller, deren Beziehungen nur als gestört bezeichnet werden können. Dass Olga als Erste zum Opfer fällt, passt zwar scheinbar in das klassische Schema der Bestrafung durch den Täter, kehrt sich aber sofort um, als dieser die Tote danach missbraucht. Die Motivation des Mörders lag zumindest teilweise in seiner persönlichen Befriedigung, aber das noch mehr dahinter steckt, wird offensichtlich, als er von einem Unbekannten danach mit zwei neuen Legostein – Packungen belohnt wird.

Der Mörder, der während des Films nie namentlich benannt wird, ist ganz offensichtlich nur das Werkzeug des eigentlichen Täters, was der Handlung die notwendige Schlüssigkeit verleiht, denn aus dem zu Beginn gezeigten Kindheitserlebnis und seiner geistigen Behinderung, lässt sich nur schwer ableiten, warum er plötzlich beginnt, die Gäste eines Landhauses zu meucheln. Trotzdem beantwortet diese Szene die Frage nach dem Verantwortlichen, denn sie verdeutlicht die Macht des anderen Jungen über ihn, weshalb diese an sich harmlose Szene in vielen Fassungen herausgeschnitten wurde. Das verleiht dem Film sicherlich einen Überraschungseffekt am Ende der Handlung, nimmt ihm aber viel von seiner Qualität, denn die Verhaltensweisen und Motive der Protagonisten bleiben hier immer nachvollziehbar.

Es ist deshalb auch weniger die Frage nach dem Täter, genauso wie die Identifikation mit den Beteiligten schwer fällt, da sie, bis auf Gastgeberin Lilly, unsympathisch bleiben, sondern die Atmosphäre, mit der „Trhauma“ überzeugen kann. Die idyllische Landschaft und das herrschaftliche Landhaus verwandeln sich in der Dunkelheit in einen klaustrophobischen Ort. Und da sich Martucci nach dem Eingangsmord an Olga erst einmal viel Zeit lässt, gibt es genügend Gelegenheiten, Spannung zu erzeugen, zu der auch die Tatsache beiträgt, dass Niemand davon weiß. Olga bleibt zwar verschwunden, aber die Anderen vermuten lange, dass sie beleidigt in die Stadt zurück fuhr, nachdem sie sich mit dem Fotografen gestritten hatte.

„Trhauma“ ist sicherlich kein außergewöhnlicher Beitrag zur damals aufebbenden „Slasher – Welle“. Der halbverrückte Täter mit seinem Lockenkopf wirkt nicht besonders Furcht einflössend, die dargestellten Morde sind nicht explizit (entfernt wurde vor allem die Tötung eines Schäferhundes, der ihn beim nekrophilen Beischlaf störte), aber die Kombination aus bedrohlicher Atmosphäre und generell gestörter Sexualität kann überzeugen.(6,5/10)

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