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Der wohlhabende, erfolgreiche Chirurg Dr. Valenti (Gianni Garko) ist ein eher unsympathischer Frauenheld. Als er eines Abends nach Hause kommt, findet er eine seine Gespielinnen bei sich. Nach einem Handgemenge verunglückt die junge Dame tödlich (aufgespießt von einem Stahlblatt einer Pflanzenskulptur). In seiner Panik entsorgt der Chirurg die Leiche sorgfältig, doch alsbald meldet sich ein Erpresser und auch die Schwester der Toten, Evelyne (Carroll Baker) taucht auf und belastet den Arzt gegenüber der Polizei schwer…
Gianfranco Picciolis Krimi von 1973 ist definitiv von den damals sehr populären Giallos inspiriert, ist aber, nur zur Warnung und Klärung, eher ein ruhiger Krimi mit einem hervorragenden Hauptdarsteller (ich habe Garko selten so überzeugend gesehen!), wenig Blut, ein bisschen Sex und einer kaum überraschenden Wendung am Ende. Einige Stilmittel wie Kinderpuppen, einen treibenden Soundtrack und Rasierklingen als Mordwaffe sind natürlich vom Giallo adaptiert, aber insgesamt ist „The Flower with the Deadly Sting“ visuell sehr zahm. Gelungen ist die Szene, in der Garkos Charakter die tote Geliebte entsorgt, ohne Dialog, fast dokumentarisch (schließlich ist er Chirurg und versteht sein Handwerk), zudem ein Pluspunkt ist der sympathische Kommissar (Ivano Staccioli), der Valenti ordentlich zusetzt und hochinteressante Dinge über dessen Vergangenheit herausfindet.
Eine Wendung am Schluss gibt dem Film eine vermutlich unabsichtliche, moderne Wendung, die ich ziemlich interessant fand – ich will hier aber nicht spoilern!

Ansonsten hat Piccioli einen soliden Durchschnittskrimi abgeliefert, mit einigen schönen Merkmalen des Giallos und geprägt von einem schönen Stil, er entwickelt jedoch nie die konsequente Düsternis und Stilsicherheit eines Bava, Argento oder Martino.
Gesehen habe ich den Film im italienischen Original mit englischen Untertiteln auf einem wunderbaren Youtube-Kanal namens „Lost Movies Studio“, wo es einige Perlen der 60er-80er aus dem internationalen Genrekino zu entdecken gibt.

Insgesamt eine knappe 6/10.

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