Review

„Eine alte Weisheit ist aber, daß
man den Menschen nach seinen Freunden beurteilt.“- „Das ist ’ne Phrase. Die
Freunde von Judas waren ganz anständige Leute.“



Der Einfluß des Erfolges von Wes
Cravens „Das letzte Haus links“ (1972) machte sich insbesondere in Italien
bemerkbar, wo in den 1970ern die vermutlich meisten Nachzieher gedreht wurden. Von
„Mädchen in den Krallen teuflischer

Bestien“ (1974) über Mario Bavas „Wild Dogs“ (1974), bis hin zu „Der Schlitzer“
(1979), das Thema wurde immer wieder gern verwendet für teils verstörende
Filme, unter die sich auch Franco Prosperis „Verflucht zum Töten“ (OT: „La
Settima Donna“) gesellt.
Aldo und seine zwei Kumpel sind
nach einem Banküberfall auf der Flucht. Als ihr Auto streikt, verschanzen sie
sich in einem Strandhaus, in dem gerade ein paar junge Novizinnen unter der

Leitung von Schwester Christina ein Theaterstück proben. Von Beginn an halten
Aldos Kumpel die Mädchen unter psychologischem Terror, wobei Mario bei einem Vergewaltigungsversuch von einem Mädchen mit einem Kammgriff in den
Oberschenkel gestochen wird und fortan unter den Folgen einer Infektion zu
leiden hat. Die Situation spitzt sich zu, denn die Geiselnehmer werden immer
brutaler…



Im Unterschied zu anderen
Genregenossen ist „La Settima Donna“ zurückhaltender in den Gewaltdarstellungen
inszeniert und betont mehr die psychologische Ebene und die Charakterzeichnungen, was einem Film diesen Kalibers gut zu Gesicht steht. Dabei
steht das Setting, ein Haus am sonnigen Strand, der finsteren Situation konträr
gegenüber: Die Mädchen haben unter der Fuchtel der Tyrannen nichts zu lachen,
obwohl die beherzte Schwester sich bemüht, das größte Unheil von ihnen
abzuwenden. Dies gelingt ihr nur zum Teil, und dem Zuschauer schwant bereits Übles,
wenn die Köchin in einer selten sinnlos wirkenden Szene von einem der Unholde niedergemacht wird. Der ganze Film ist, passend zum Setting, mit Musik
untermalt, die man heute in einem Club laufen lassen könnte. So baut sich der
Terror bedeutend langsamer auf, um dann nachhaltiger zu wirken.



Besonders Aldo zeichnet Prosperi
zwiespältig: Er ist der einzige der Geiselnehmer, der Abitur hat und der
versucht, mit den Mädchen auch „normale“ Kommunikation herzustellen; andererseits stellt er sich den Vergewaltigungen nicht entgegen. Dagegen steht
die von der charismatischen Florinda Bolkan dargestellte Christina, die sich
zwar für ihre „Schäfchen“ einsetzt, dies jedoch vergeblich tut und auch zu
wirklichen Aktionen gegen die Tyrannen zunächst nicht fähig ist, während eines
der Mädchen die anderen zu Befreiung und Gegenwehr aufruft. Später wird auch
sie sich gezwungen sehen, zu Gewalt als letztem Ausweg zu greifen. Wie man
sieht, sind die Fronten zwar klar verteilt, aber Täter und Opfer keineswegs
klar gekennzeichnet.



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