Auch wenn „Blown Away“ seinerzeit nicht zum Mega-Blockbuster am Boxoffice erwuchs, zog er doch zumindest einen gelungenen B-Abkömmling nach sich. Regisseur Roger Christian, ein Ziehsohn von George Lucas (durfte u.a. bei „Star Wars: Episode I - The Phantom Menace“ als Second Unit Director anheuern), war kurzfristig zur Jahrtausendwende in aller Munde, als er die desaströse Science-Fiction-Saga „Battlefield Earth: A Saga of the Year 3000“ aus der Fender von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard verfilmte.
Seinen schlechten Ruf hatte er darauf weg, obwohl er ihn angesichts seiner grundsoliden Filme wie „Nostradamus“, „Masterminds“ oder eben „The Final Cut“ gar nicht verdient. Da gibt es weitaus untalentiertere Kollegen.
Für den geneigten B-Actionfan könnte „The Final Cut“ so etwas wie wehmütige Erinnerungen wecken, sieht der Film doch oft wie eine aufgebohrte Version diverser P.M. Entertainment – Streifen dieser Zeit aus. Der Einsatz von Streifenwagen erfolgt exzessiv, die tollen Explosionen mit herumfliegenden Stuntman sind auch schön anzusehen und das gesamte Szenario wird mühselig von einer Behelfsstory zusammengehalten. Der Unterschied ist halt, dass etwas mehr Geld zur Verfügung stand, bessere Darsteller engagiert werden konnten und die Inszenierung etwas ausgefeilter ist. Zudem konnte man sich, ähnlich wie in „Lethal Weapon 3“, glücklich schätzen, dass in Vancouver, wo der Dreh stattfand, zufällig gerade ein echtes Gebäude gesprengt wurde, was man auch gleich zu einem beeindruckenden Auftakt zu nutzen wusste.
Endlich mal eine Hauptrolle erhielt der von mir sehr geschätzte Sam Elliott, bekannt durch ultracoole Nebenrollen in Filmen wie „Road House“, „Tombstone“, „The Big Lebowski“, „We Were Soldiers“, „Hulk“ und demnächst auch „Ghost Rider“. Als knurriger, wortkarger und zynischer Schweinehund ist der Mann einfach eine Wucht. In „The Final Cut“ darf er seinen Typus auf den Bombenentschärfungsexperten John Pierce anwenden. Der ständig schön abgewrackt mit 3-Tage-Bart herumlaufende, trinkende Ex-Cop hat einen Bestseller zum Thema Bomben geschrieben und wird nun von seinem ehemaligen Vorgesetzten um Hilfe gebeten, weil niemand die Anschlagsserie in Seattle stoppen kann und bei den misslingenden Entschärfungen jeweils Kollegen drauf gehen...
Die Jagd auf den Bombenleger spielt im Drehbuch von „Sniper“ – Autor Crash Leyland im Grunde nur die zweite Geige. Viel interessanter sind hier dessen hinterlegten, stets variierte Meisterstücke, die vor Fallen und geheimen Zündmechanismen nur so strotzen. Die Entschärfungen mit den elementaren „Kabel in letzter Sekunde durchkneifen“ – Szenen, Überbrückungen, Spannungsmessungen, mal ein- und dann wieder aussetzenden Zeitzündern und jeder Menge Angstschweiß sind hochspannendes Filmvergnügen in B-Format, weswegen ich „The Final Cut“ „Blown Away“ auch jederzeit vorziehen würde.
Die sich so richtig austobenden Pyrotechniker dürfen Gebäude in Schutt und Asche legen, Fahrzeuge entsorgen und Menschen zersplattern lassen. Der Härtefaktor ist dabei bisweilen ziemlich hoch, sieht man doch auch zerfetzte, blutverschmierte Opfer nach den verheerenden Explosionen, gleich eines Kriegsschauplatzes. Wobei man sich da auch mal fragen sollte, warum man das Gebiet nicht evakuiert...
Abseits von den meist misslingenden Bombenentschärfungen kristallisiert sich leider, und damit kommen wir zur Kehrseite der Medaille, ein relativ innovationsloser Plot heraus. Pierce gibt ein paar abgedroschene Lebensweisheiten von sich („Angst ist die größte Schwäche der Menschheit, aber auch ihr größter Verbündeter“), muss erst zur Mitarbeit überredet werden und sieht sich dann bald auch noch als Verdächtige Nummer Eins, weil der Bombenleger ihn austrickst. Dass er vorher auch noch entscheidende Hinweise gibt, die dem Rest des Teams nicht auffallen, macht ihn nur noch verdächtiger.
Angesichts eines Besuch bei seinem alten, entstellten Mentor und einer sich anbahnenden Romanze zu einer Ex-Kollegin müssen die regelmäßigen Bombenfunde die Spannung so schnell wie möglich wieder zurechtbiegen. Das funktioniert auch überraschend gut und siedelt den Film überm B-Durchschnitt an. Schade, dass die stets ins Leere führenden Ermittlungen nicht mehr zu Tage fördern und Pierce Geistesblitz auf den richtigen Weg führen muss.
Der mündet schließlich in einem wieder sehr spannenden Showdown in einer düsteren Lagerhalle, wo man auch den später blutbesudelten, psychisch gestörten und schwer dämonischen Bombenleger findet, der in seinem Wahnsinn einen menschlichen Körper mit einer Bombe gekoppelt hat. Nun sind Pierce Künste gefragt, obwohl der doch nie wieder einen Draht durchkneifen wollte...
Fazit:
Wer sich für ausufernde, schicke Explosionen und nervenfetzende Spannung dank diverser Bombenentschärfungsversuche begeistern kann, ist bei „The Final Cut“ richtig. Allerdings gewinnt der formelhafte, abgedroschene Plot wahrlich keinen Blumentopf. Auch dank eines gut aufgelegten Sam Elliott und der dreckig-schmuddeligen Optik dennoch immer noch überdurchschnittlich und eine mehr als ebenbürtige B-Alternative zu „Blown Away“.