Auch abseits von „Hammer“ und „Amicus“ wurden in der nicht mehr ganz so jungen Vergangenheit hervorragende britische Horrorfilme produziert, wie der unter der Regie von Henry Cass entstandene und 1958 veröffentlichte „Der Dämon mit den blutigen Händen“ beweist. Donald Wolfit mimt darin den undurchsichtigen, dämonischen Dr. Callistratus und steht damit Genregrößen wie Bela Lugosi, Christopher Lee oder Peter Cushing in nichts nach. In wie von der Insel gewohnt erstklassigen Kulissen wird eine kreative Melange aus Vampir, Mad-Scientist- und Gefängnis-/Lagerfilm präsentiert, die dem Zuschauer einen etwas anderen Vampir präsentiert und die Blutsauger-Thematik dabei ein Stück weit entmystifiziert, aber um (pseudo-)wissenschaftliche Aspekte erweitert. Die beklemmende, aussichtslose Stimmung wird dadurch verstärkt, dass weit verbreitete Ängste vor „Halbgöttern in weiß“ bzw. dem ihnen Ausgeliefertsein bedient werden, was dem Film durchaus eine sozialkritische Note verleiht – mal ganz abgesehen von der unrühmlichen Rolle der Justiz. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die gelungene Make-Up-Arbeit bei der Maske des obligatorischen buckligen und stummen Dieners, der überzeugend von Victor Maddern verkörpert wird. Barbara Shelley, die Genrefreunden aus diversen „Hammer“-Produktionen bekannt sein dürfte, sorgt für strahlende Schönheit unter soviel Hässlichkeit und einen romantischen Subplot. Vincent Ball spielt Dr. Callistratus’ zwischen naivem Idealismus, Kompromissbereitschaft, Kampfgeist und Todesangst pendelnden Gegenpart Dr. John Pierre glaubwürdig und ohne Makel. Die Tragik im Charakter des Dr. Calistratus rundet „Der Dämon mit den blutigen Händen“ angenehm ab. Ohne Einschränkungen zu empfehlender Film für Freunde klassischen Gothic-Horrors!