Review

Gesamtbesprechung

Stanley Kubricks "Shining" gilt nach wie vor als eine der besten King-Verfilmungen aller Zeiten. Kaum eine andere King-Verfilmung konnte den Schrecken und den psychologischen Horror so derartig brillant auf die Leinwand zaubern, wie der Meisterregisseur, mit seinem grandiosen Hauptdarsteller Jack Nicholson. Das empfindet zumindest die Kritik und das (nahezu komplette) Publikum. Nur einer war mit diesem Film in keinster Weise zufrieden, Stephen King persönlich. Für ihn wich Kubrick viel zu stark vom Buch ab und kürzte den Megawälzer auch noch an viel zu vielen Stellen, um auf seine angestrebte Laufzeit zu kommen. Deshalb entschloss er sich nun, 17 Jahre nach dem Geniestreich, sein Buch noch einmal selbst in ein Drehbuch zu verwandeln und seinen guten Freund Mick Garris, der schon mit "The Stand" die Straßen leer fegte, zu bitten, das Drehbuch in eine würdige Umsetzung zu verwandeln. Die Zeichen standen bei King am Buch und Garris auf dem Regiestuhl alles andere als schlecht, doch da Kubricks Version nun einmal ein Meilenstein des Horrorkinos ist, hatte es diese Frischzellenkur alles andere als leicht bei den Fans und die Kritiken gingen nicht gerade harmlos mit dem Garris-Werk um. Dennoch ist auch dieser neue "Shining"-Streifen durchaus es wert angeschaut zu werden, wenn auch die Qualität des Kubrick-Werk natürlich nicht erreicht wird.

"Stephen Kings The Shining" hat als TV-Version durchaus Vorteile, aber auch mit einigen Nachteilen zu kämpfen. Vorteil ist selbstverständlich, dass man sich viel mehr Zeit für die Geschichte nehmen kann, da man einen überlangen Film, im TV, ja gerne in mehrere Stücke teilt. So wurde aus dem 260 Minuten langen Mammutwerk fluchs ein Dreiteiler, wie man sie von King schon des öfteren gesehen hat. Die Geschichte selbst dürfte dabei eigentlich jedem bekannt sein. Es geht um den ehemalig trinksüchtigen Autor John "Jack" Torrance, der, zusammen mit seiner Frau und seinem übernatürlich begabtem Sohn, ein abgelegenes Hotel, über die Wintertage, betreuen soll. Von der Außenwelt abgeschnitten und kaum mit der Möglichkeit auf Abwechslung ausgestattet, wird Jack in dem großen Komplex nach und nach wahnsinnig, bei dem auch die Geister des Hotels nicht gerade eine kleine Rolle spielen. Auch sein Sohn kann mit diesen Geistern kommunizieren, doch gegen seinen mörderischen Vater hat er dennoch kaum eine Chance. Es kommt zum schweißtreibenden Countdown... Es ist ohne Frage, gegenüber der Version von Kubrick, besitzt diese Verfilmung eine wesentlich größere Buchnähe. In den mehr als 4 Stunden Film kann sich der King mit seinem Drehbuch vor allem viel stärker auf seine Figuren konzentrieren, denen er über eine sehr lange Zeit die nötige Charaktertiefe gibt, damit man mit ihnen im Finale auch so richtig mit fiebern kann. Dramatik und Horror sind vorprogrammiert.

Und das dieser auch funktioniert, liegt vor allem an der Tatsache, dass es über die ganze Laufzeit hinweg eigentlich zu keinem Moment uninteressant wird. Wie gerade erwähnt, verleiht King seinen Figuren erst einmal ein äußerst ausführliches Gesicht, bevor er sie im Finale dann Blut und Wasser schwitzen lässt. Durchgehend hält sich ein glaubwürdiges Niveau, so dass die Figuren niemals Blass oder Farblos wirken. Sei es Jack, der sich vom betrunkenen Säufer gerade erst wieder zum liebevollen Ehemann entwickelt hat, nur um dann sogar zur blutrünstigen Bestie zu werden, die nicht einmal vor ihrer Familie halt macht. Oder Sohnemann Daniel, der mit seiner Gabe des "zweiten Gesichtes" noch nicht ganz umgehen kann, es aber zum Ende hin sogar schafft, damit einigen das Leben zu retten. Und natürlich Ehefrau Wendy, die ihren Mann gerade erst wieder lieben gelernt hat, und vor allem dadurch erkennen kann, dass dieses mörderische Wesen, welches in der Form von Jack, sie und ihren Sohn tyrannisiert, nie und nimmer ihr Ehemann ist. Der King hat es einfach drauf, das Treiben stetig interessant wirken zu lassen, selbst wenn er sich für die Charakterisierung seiner Figuren auch mal ne Minute länger Zeit nimmt, als normal.

Wirklich atmosphärisch wird das ganze Treiben aber trotz alledem, und darin liegt der einzige wirkliche Kritikpunkt, erst im Finale. Wo es vor allem die 3-Teiler von Craig R. Baxley (z. Bsp. "Sturm des Jahrhunderts") schon von der ersten Filmminute an schaffen, eine enorme Atmosphäre aufzubauen, kommt diese bei Garris, wie auch schon bei seinen anderen King-Filmen, erst ziemlich spät auf. Auch wenn die ausführliche Charakterisierung seitens des Kings klappt, eine wirkliche Gruselatmosphäre möchte sich in den ersten beiden Teilen des Films kaum erstrecken, was bei einigen dann vielleicht doch hier und da einen leichten Langweilligkeitsanfall auslösen kann. Doch wenn es dann endlich richtig losgeht und Jack sich durch das Hotel begibt und dabei seine Familie bis aufs Blut terrorisiert, ja dann hat man selbst als Zuschauer einiges auszuhalten. Mit einem Mal knackt und knistert es überall im Raum und die bis dahin vermisste Atmosphäre schlägt mit voller Breitseite zu. Dafür zuständig sind vor allem die grandiose Musikuntermalung, die geniale ausgestattete Kulisse des Hotels, sowie der gelungene Einsatz einiger schäbiger Farbfilter und natürlich der viele, viele Schnee vor dem Haus, der die Unausweichlichkeit des verbreiteten Terrors nun mehr als spürbar macht. Aber auch Hauptdarsteller Steven Weber gehört in Sachen Atmosphärenaufbau ein ungemein großes Stück vom Kuchen.

Denn wie schon sein "Vorgänger" Jack Nicholson, ist er wirklich das Ah und Oh unter den hier vorhandenen Schauspielern und gibt einen Jack wieder, der Nicholsons Leistung, in seinen besten Momenten, fast vergessen lässt. Wie er mit einem Cricket-Schläger bewaffnet durch die Gänge rennt und dabei ein Gesicht auflegt, das selbst den stärksten Muskelmann zum Gang auf die andere Straßenseite verleiten würde, ist schlichtweg sensationell. Wer geglaubt hat, das Nicholsons Leistung durch Weber nicht erreicht werden kann, der wird nach Ansicht seiner Leistung doch erheblich ins Grübeln kommen (auch wenn Nicholson am Ende dennoch die Oberhand behalten wird, wenn auch nur knapp). Jedenfalls ist Webers Leistung hier mehr als nur beachtlich. Aber auch der Rest des Castes geht mehr als in Ordnung, vor allem der kleine Courtland Mead überrascht einen. Gut so!

Fazit: Auch wenn man es eigentlich nicht ganz nachvollziehen kann, warum der King, trotz der bekannten Gründe, mit der Kubrick-Version nichts anfangen kann, so ist die filmische Eigeninterpretation seines Stoffes ebenfalls ein äußerst gelungenes Unterfangen. Die Story selbst hat nun wesentlich mehr Raum sich zu entfalten, was vor allem den Buchfans entgegenkommen dürfte und die Charakterisierung seiner Figuren funktioniert auch, trotz der Länge, einwandfrei. In Sachen Atmosphäre blickt der Film allerdings seinem großen Vorbild hinterher und kann auch nicht so ganz an die restlichen TV-Werke des Kings heranreichen. Zwar geht es im Finale dann trotzdem ordentlich und schweißtreibend zur Sache und Hauptdarsteller Steven Weber ist, mit seiner nahezu Nickolson-gleichen Leistung, auch ein großer Zubringer dafür, aber wirklich Kubricksche Ausmaße erreicht das Werk dennoch zu keinem Moment. Alles in allem somit vor allem für Fans von Kingscher TV-Kost empfehlenswert und allen Buchfanatikern, denen sich Kubrick zu weit vom Buch entfernt hat. Filmliebhaber bleiben aber lieber beim Meisterregisseur und seiner Version. Denn diese wird wohl für immer unerreicht bleiben!

Wertung: 7,5/10 Punkte

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