Die Geschichte des international renommierten Horrorfilm-Fanmagazins Fangoria reicht bis ins Jahr 1979 zurück, einer Zeit, in der das world wide web so wie wir es kennen noch Zukunftsmusik war und Fans sich die begehrten Hintergrundinformationen nicht einfach so per Mausklick beschaffen konnten. Die Erstausgabe ist am 31.07.1979 gedruckt worden und im Laufe der Jahre mauserte sich das anfangs kleine Fanblatt mit exklusiven Interviews und Fotostorys zu einer auflagenstarken Szenepublikation. 1990 wurde das Label Fangoria Films mit dem Vorhaben gegründet, mindestens einen Horrorfilm pro Jahr zu finanzieren und der 1 Millionen Dollar "teure" Low-Budget Science-Fiction Horror-Streifen Mindwarp, welcher außerhalb der USA unter dem Namen Brain Slasher bekannt ist, war das erste umgesetzte Projekt. Interessanter Weise verpflichtete man bekannte Darsteller wie Bruce Campbell (Evil Dead) und Agnus Scrimm (Phantasma), welche zwar werbewirksam vor den Karren gespannt wurden, dem letzten Endes etwas suspekten Trash-Schinken Brain Slasher aber keine entscheidenden Impulse verleihen konnten.
Den Regieposten sicherte sich Steve Barnett, welcher noch im gleichen Jahr den Martial-Arts Actioner Mission in Justice - Martial Law III (1992) umsetzte. Da ein Teil der postapokalyptischen Handlung in einer bergigen Staubwüste spielt, wurde überwiegend auf den Bergbau Ruinen in Gay, Michigan gefilmt. Die "geistreiche Story" von Michael Ferris bedient sich bei Horror- bzw. Science-Fiction Krachern wie The hills have eyes oder Total Recall, vergisst aber die geborgten, durchaus brauchbaren Ansätze zu einer überzeugenden Geschichte zu verarbeiten. Die Erde nach einem Atomkrieg im 21 Jahrhundert: Nur wenige Menschen haben überlebt, die in High-Tec Containern eingesperrt sind und an Maschinen angeschlossen werden, welche sie in eine eigens konstruierte persönliche Traumwelt transferieren. Die junge Judy (Marta Martin) möchte aber die reale Welt kennenlernen und widersetzt sich der Gehirnwäsche, während sie kurze Zeit später in einer sandigen Wüstenlandschaft ausgesetzt wird. Als sie Zombiewesen angreifen, eilt ihr der menschliche Außenweltler Stover (Bruce Campbell) zur Hilfe, von welchem sie die Wahrheit über die düsteren Gestalten erfährt. Nachdem beide von den Bestien gefangen genommen werden, beginnt für July ein knallharter Überlebenskampf und eine schmerzhafte Reise in die eigene Vergangenheit....
Es ist durchaus legitim, dass sich kleine Filmemacher an großen Vorbildern orientieren und interessante Ideen bzw. Inhalte für Ihren eigenen Plot verwenden, von daher bin ich Michael Ferris und Steve Barnett nicht einmal böse, denn ihre Verwendung der künstlich erzeugten Erinnerungen und die entstellten Mutanten nach einer Nuklearexplosion können auch positiv als Hommage an die genannten Werke gesehen werden. Die weiteren Ausführungen um die mysteriöse Figur des Sehers (Angus Scrimm), welcher als eine Art systemtechnischer Administrator der künstlichen Intelligenz fungiert, aber auf unerklärliche Weise in unterschiedlichen Dimensionen auftritt, hinterlässt gemeinsam mit den skurrilen Visionen von In- und Outworldlern, dem an den Haaren herbei gezogenen familiären Zusammenhang und dem daraus resultierenden, angedeuteten Inzestvorhaben einen infantilen, idiotischen Eindruck. Je weiter die Geschichte gesponnen wird, desto sonderbarer und verwirrender entwickelt sich die Story bis zum Gipfel der Hirnrissigkeit, wenn Brain Slasher sagt: Reingelegt, lieber Zuschauer, alles was du bisher gesehen hast, war nur ein Traum. Ferris und Bernett haben es meiner Meinung nach versäumt, ihre fantasievollen Einfälle zu einer homogenen Einheit zu formen, die wirren Zusammenhänge lassen zufriedenstellende Unterhaltung nur bedingt entstehen.
Neben dem interessanten Blu-Ray Cover Artwork war für mich die Beteiligung von Bruce Campbell ausschlaggebend, Brain Slasher als Spontankauf eine Chance zu geben, da er mir mit seiner charismatischen Performance aus Evil Dead noch in guter Erinnerung war. Campbell macht seine Sache zwar recht ordentlich, denn von seiner ausdrucksstarken Mimik hat er im Grunde genommen nichts eingebüßt. Er scheitert aber an seiner strohdummen Figurenzeichnung, alleine schon das lächerliche Hundekostüm, in welchem er sich vor der tödlichen UV Strahlung zu schützen versucht, spottet jeder Beschreibung. Mit ähnlichen Problemen kämpft Angus Scrimm als verwirrter, alter Seher, auch mit ihm hat es das Drehbuch alles andere als gut gemeint. Trotz annehmbarem Schauspiels überwiegen die Zweifel an der Sinnhaftigkeit seiner Rolle, welche ihn in unerklärbare Widersprüche verstrickt und ihn streckenweise als grenzdebile Witzfigur blamiert. Der einzige Auftritt, welcher mich wirklich überzeugt hat, ist Marta Martin mit ihrer ansprechenden Verkörperung der Filmheldin, sie bringt ihre wandelnden Gemütszustände wie Trauer, Verzweiflung, Entschlossenheit und Kampfgeist evident und transparent zur Geltung.
Den größten Unterhaltungswert bezieht Brain Slasher jedoch von den für die Höhe des Budgets in Ordnung gehenden Splatter- und Gore-Effekten. Die mit viel Liebe zum Detail gestalteten Masken der deformierten Kreaturen stechen positiv ins Auge und die bizarren unterirdischen Höhlenwelten sorgen für das passende, schaurig-wohlige Trash-Ambiente, sie lassen den ein oder anderen Fremdschäm-Inhalt vergessen. Als blutiges Highlight gibt es neben dem schleimig-suppigen Ablebens eines von Würmern zersetzten bedauernswerten Opfers auch eine detaillierte, fleischige Ganzkörper Schredderszene zu bewundern und auch die Darstellung von abgerissenen Gliedmaßen und brechenden Knochen ist bestimmt nicht von schlechten Eltern. Nichtsdestotrotz gibt es aber auch hier im Bereich der Häufigkeit Verbesserungspotenzial, ein etwas höherer Bodycount wäre wünschenswert gewesen, war aber wohl wegen den begrenzten finanziellen Möglichkeiten einfach nicht machbar.
Somit ist der in nur 22 Tagen gedrehte Brain Slasher gerade noch Durchschnitt. Die festgestellten Mängel im Story-Bereich, die bestenfalls mittelprächtigen Darstellerleistungen und die quantitativ überschaubare Goreverteilung sind in der Summe einfach zu gravierend, um über dem Genre Mittelfeld zu landen, auch wenn Michael Ferris und Steve Barnett das spürbare Bemühen mehr zu zeigen nicht ganz abgesprochen werden kann, an Herzblut fehlt es Brain Slasher jedenfalls nicht. Die Realisierung der verunstalteten Monsterbrut, die dreckigen Kulissen sowie die vorkommenden, gefällig inszenierten Splattermomente können sich zweifellos sehen lassen und auch die ein oder andere skurrile Idee dürfte zumindest im B-Horrorfilm Fanlager Zuspruch finden, denn einmal ansehbare Horrorkost für zwischendurch kann Brain Slasher allemal anbieten. MovieStar Wertung: 5/10 Punkte.