Nach dem beeindruckenden Kassenerfolg von „A Night at the Opera“ war die weitere Filmarbeit der Marx Brothers gesichert, so schien es. Thalberg, der sich nicht gescheut hatte, die Brüder ihre Gags auf einer Bühnentournee erproben zu lassen, ließ sofort die nächste Produktion anlaufen: A Day at the Races – praktisch mit dem gleichen Team, Sam Wood übernahm die Regie.
Die Dreharbeiten liefen zwei Wochen, da starb überraschend Irving Thalberg, nicht unerwartet, doch zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Produktion konnte das nicht mehr aufhalten, ihren großen Unterstützer und Förderer hatten die Brüder damit verloren, was sich in den nächsten Jahren auch auf ihre künstlerischen Freiheiten auswirken sollte. Groucho verlor jedenfalls das Interesse an den Filmen recht bald danach und lieferte verstärkt Standards.
„…Races“ folgt praktisch der Erfolgsformel des Vorgängers. Groucho ist mal wieder der Hochstapler vor dem Herrn, ein mäßiger Veterinär („Nehmen sie jede Meile eine von diesen und rufen sie an, wenn es besser wird!“), der sich als Chefarzt eines Sanatoriums ausgibt, Chico als verschlagener Helfer und Harpo als Jockey, das zu unterstützende Liebespaar bestand diesmal aus dem Besitzer eines Pferdes und der Sanatoriumschefin und Margaret Dumont gab wieder ihre Paraderolle als hypochondrische Patientin.
Wieder wechselten sich bühnenreife Nummern und musikalische Intermezzi ab, eine Solotanznummer von Vivien Fay blieb noch am ehesten im Gedächtnis.
Ein bisschen befremdend wirkt aus heutiger Sicht vielleicht die „Spiritual“-Nummer, die wieder mal innerfilmisch beweist, das die Reichen die Bösen sind und die Immigranten und Randgruppen das wahre Leben verkörpern.
Leider suppt die überlange Sequenz bisweilen ein wenig in alten Negerklischees, hat aber auch ein paar sehr flotte Teile, wirkt im Ganzen jedoch wie ein Fremdkörper in all dem jüdisch angehauchten Humor.
Insgesamt wirkt „A Day…“ jedoch längst nicht so gut ausgewogen wie der Vorgänger, es wurde nicht bis zum entscheidenden Moment getrimmt, der Film überschreitet sogar die 100-Minuten-Marke. Leider nicht zu seinem Vorteil, denn vieles schleppt sich ein bisschen dahin.
Der Anfang ist noch relativ flott und man hat Groucho diverse gute Dialoge überlassen, aber spätestens die übliche Groucho-Chico-Nummer, diesmal am Wettschalter, zieht sich wie Kaugummi, obwohl pointiert.
Eine spätere Sequenz, in der Groucho sein medizinisches Können beweisen muß, sieht leider über alle Maßen wie eine Studioaufnahme aus (was sie zweifellos auch war) und krankt an Einfallslosigkeit und bemühter Anarchie.
Selbst wenn das große Rennbahnfinale dann etwas besser ausfällt, wirkt auch das ziemlich erschlagend in seiner Endlosigkeit.
Am besten funktioniert noch der Film in der Sequenz, als Groucho der Killerblondine Esther Muir an die Wäsche will und Chico und Harpo ihn dabei stören, weil es sich um eine Falle handelt, bis sie schließlich die beiden zutapezieren, weil gar nichts anderes hilft, hier sind Charme und wilder Humor am Werk.
So wirkt „A Day…“ ein wenig schon wie Marx Brothers-Standard, hat aber viele schöne Szenen, wenn auch nicht den Erinnerungswert von „Opera“. Die Nachfolger sollten jedoch noch viel stärker an der üblichen Formel und starken Abnutzungserscheinungen leiden.
(6,5/10)